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Todesspiel

Titel: Todesspiel
Autoren: John Sandford
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ging er zur Küche des Hauses, bewegte sich schnell, dachte daran, dass er gerade einen Mord begangen hatte. Im Staat Mississippi stand, wie er genau wusste, auf vorsätzlichen Mord die Todesstrafe, und man vollzog sie – das wusste er nicht genau – entweder mit dem elektrischen Stuhl oder der Guillotine, vielleicht wurde man auch auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Wie auch immer, es war jedenfalls irgendwas Primitives. Er musste sehr vorsichtig sein.
    Er zog ein paar Papiertücher von einer neben dem Spülstein angebrachten Rolle und bedeckte damit beide Hände, dann ging er durchs Haus und riss Türen auf – von Zimmern, Schränken und Kommoden. Im Schlafzimmer fand er auf einem Tischchen neben einem schmalen, asketischen Bett, über dessen Kopfende ein Kruzifix hing, das Stromkabel des Laptops und das Netzteil sowie zwei zusätzliche Batterien in einer Ladestation.
    Gut … Er zog das Stromkabel und das Kabel des Ladegeräts aus der Steckdose und trug die Sachen zum Laptop an der Haustür.
    Im zweiten Schlafzimmer, hinter der zehnten oder zwölften Tür, die er öffnete, stieß er auf die Telefonbuchse und das Modem mit dem Wi-Fi-Sender/Empfänger. Er war enttäuscht: Er hatte mehrere Server erwartet.
    »Scheiße.« Er murmelte das Wort laut vor sich hin. Hatte er etwa einen Mann wegen eines banalen Laptops ermordet? Es musste mehr als dieses simple Ding geben …
    Im Wohnzimmer fand er einen Stapel Rohlinge. Alle unbeschrieben. Wo waren die benutzten Datenträger? Wo? Er ging zum Bücherschrank, riss ein paar Reihen Bücher heraus:
nichts dahinter versteckt. Er hastete ziellos durch die Räume, an all den geöffneten Türen vorbei, schaute noch einmal überall nach. Spürte den Zeitdruck auf sich lasten. Wo?
    Nichts zu finden … Nur der Laptop blinkte ihm aus dem Flur zu.
    Weg hier, schleunigst weg hier …
    Er stopfte die Papiertücher in die Hosentasche, eilte zur Tür, nahm den Laptop, das Netzteil und die Ladestation an sich, öffnete die Tür, zog sie mit der ungeschützten Hand bis kurz vor das Schloss, merkte, was er da für einen Fehler gemacht hatte, zog die Papiertücher aus der Hosentasche, wischte den Türknauf ab, umschloss ihn dann mit der durch die Tücher geschützten Hand, zog die Tür ins Schloss. Zögerte. Drehte den Knauf, stieß die Tür wieder auf, ging zur Couch, wischte den Sauerstoffzylinder sorgfältig ab.
    Okay … Er schob die Geräte unter den Regenmantel, klemmte sie mit dem Arm fest, verließ das Haus, zog die Tür mit der geschützten Hand endgültig ins Schloss und ging so langsam, wie es sein Drang nach einer schnellen Flucht zuließ, zu seinem Wagen. Der Toyota – Typ Corolla – hatte seiner Mutter gehört. Niemand würde diesen Wagen eines zweiten Blickes für würdig erachten. Was, wie er dachte, im Hinblick auf das gerade Geschehene ein glücklicher Umstand war.
    Er stellte den Laptop, noch immer eingeschaltet, auf den Beifahrersitz. Dieser ganz spezielle Laptop musste äußerst sorgfältig durchforscht werden … Carp fuhr los, überlegte, ob er sich bei seinem Besuch in Bobbys Haus und dem Mord irgendeine Blöße gegeben hatte. Bestimmt keine schwerwiegende, dachte er; nur überaus unglückliche Umstände hätten ihn in Gefahr bringen können. Zum Beispiel wenn ein Nachbar gerade eine neue Kamera ausprobiert hätte, als Carp sich vor dem Haus auf der Straße befand, oder wenn ein idiotischer
Eierkopf sich das Kennzeichen seines Wagens eingeprägt hatte. Die Chancen dafür standen aber eins zu einer Million …
    Eigentlich sogar noch geringer – er war bei seiner Spurensuche nach dem schwarzen Mann geradezu obsessiv vorsichtig gewesen. Dass er das Finale seines Plans an einem Regentag ausgeführt hatte, war kein Zufall. Und vielleicht, dachte er, hatte er von Anfang an gewusst, dass Bobby an diesem Tag das Zeitliche segnen würde.
    Vielleicht … Als er um die Ecke bog und die Umgebung des Bobby-Hauses hinter sich ließ, vibrierte ein Gefühl tiefer Befriedigung durch sein Bewusstsein. Er spürte wieder das Zerbersten der Schädeldecke unter seiner Hand, sah den Körper des Schwarzen aus dem Rollstuhl stürzen, fühlte den Kick bei diesem Geschehen …
    Spürte das Zerbersten der Schädeldecke unter seiner Hand mit dem Stahlzylinder – und fuhr beinahe bei Rot über eine Kreuzung.
    Er riss sich zusammen. Er musste heil und sicher aus dieser Stadt herauskommen. Das war nun wirklich nicht der richtige Moment, sich ein Strafmandat einzuhandeln, das seine Anwesenheit in
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