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Todesspiel

Titel: Todesspiel
Autoren: John Sandford
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würde einer der Aufpasser des Casinos, Schlägertypen mit Boxernasen, mich in den Wald schleppen und mir Arme und Beine brechen – wenn ich Glück hatte.
    Oder, wie ich korrekter sagen sollte – unsere Arme und Beine.

     
    Denn meine Freundin LuEllen hatte sich mir angeschlossen. Sie ging gerne in Spielcasinos, und ich brauchte ihre Hilfe. Außerdem war sie als meine Therapeutin tätig: Sie sprach von meiner gerade verlorenen Liebe nur als »Tittentante« und hatte sich zur Verdeutlichung eine ganze Skala von Verben und Adjektiven zur Ergänzung dieses Grundworts zurechtgelegt. Am Tag zuvor hatte sie im feinsten Restaurant des Wisteria (»Das beste Restaurant für Meeresfrüchte und Fleisch zwischen New Orleans und Tallahassee«) einen Klacks Kartoffelpüree in Form einer Pagode auf die Gabel geschaufelt, ihn kurz betrachtet, mir dann ihr Werk entgegengestreckt und gesagt: »Das da ist wahrlich ein appetitanregender Tittenkartoffelbreiklecks.«
    »Wenn du mir noch mehr von dieser Scheiße präsentierst, stecke ich einen tiefgefrorenen Tittenkartoffelbreiklecks in eine deiner Körperöffnungen«, knurrte ich, heftiger, als ich eigentlich beabsichtigt hatte.
    »Dazu bist du nicht Manns genug«, sagte sie, von meiner Drohung kaum beeindruckt. »Ich habe in letzter Zeit täglich drei Stunden intensiv trainiert. Ich bin jetzt so weit, dich aufs Kreuz zu legen – egal, womit du auf mich losgehst.«
    »Trainiert in welcher Sportart? Etwa Golf? Willst du mich zu Tode putten?«
    Sie schob mir den Kartoffelbreiklecks noch dichter vor die Nase, sagte dann ziemlich giftig: »Du kannst ruhig mit einer gewissen Unverfrorenheit von meinen Körperöffnungen reden, aber wage es ja nicht, irgendwas Schlechtes über das Golfspiel zu sagen!«
     
    Der Job: Miss Anita Nosere – die nach den Fotos, die man mir von ihr gegeben hatte, selbst sehr appetitanregend ausgestattet war – wurde von ihrer Mutter finanziell ausgestattet. Die Mutter war Verwaltungsdirektorin eines Konsortiums, dem
unter anderem auch das Wisteria gehörte. Meinem Auftraggeber, dem Kongressabgeordneten Bob, hatte man geflüstert, das Casino betreibe eine illegale Gewinnabschöpfung bei den Einnahmen und somit Steuerhinterziehung gegenüber dem Fiskus der USA und des Staates Mississippi. Bei dieser Art der Abschöpfung handelte es sich um eine dieser einfach gestrickten Vorgehensweisen, die kaum aufzudecken sind, wenn das Casino vorsichtig genug dabei vorgeht.
    Die Sache funktioniert wie folgt: Das Casino verkündet – und berichtet an die Steuerbehörden – eine bestimmte prozentuale Höhe der Rückzahlung eingesetzter Summen an die Spieler bei den Spielautomaten. Ist diese Rückzahlung tatsächlich aber nur ein klein wenig geringer als die offiziell gemeldete, steigen die Einnahmen des Casinos erheblich. Wenn zum Beispiel die Rückzahlungsquote an die Spieler bei den Automaten mit 95 Prozent angegeben ist, real aber nur 94 Prozent Rückzahlung erfolgen und täglich eine Million Bucks durch die Automaten geschleust werden, ergibt das einen illegalen Mehrgewinn von 10 000 Dollar pro Tag. Innerhalb weniger Monate summiert sich das zu Millionenbeträgen.
    Natürlich muss das Casino gegenüber den Prüfern der staatlichen Aufsichtsbehörde vorsichtig sein. Aber für ein Unternehmen mit besten Kontakten zur Politik in Mississippi war das kein größeres Problem: »Diese Jungs von der Aufsichtsbehörde sind glitschiger als Wasserschlangen und absolut bestechlich«, hatte Bob gesagt.
    Der Kongressabgeordnete hätte für seine Untersuchung eines der unabhängigen großen Rechnungsprüfungsunternehmen anheuern können, aber das hätte zehntausende Dollar gekostet. Mich bekam er zunächst einmal umsonst, und ich würde ihm gesicherte Fakten liefern, ob an den Gerüchten etwas dran war. Und erst, wenn sich dank unserer Arbeit die
Gerüchte bestätigten, würde er eine große Rechnungsprüfungsfirma auf das Casino ansetzen, und dann würde er seine politische Gegnerin Anita Nosere samt ihrer Mutter durch den Fleischwolf drehen können, alles natürlich im Namen der Gerechtigkeit.
     
    Wir machten nichts anderes, als Dollarscheine – und Münzen aller Größenordnungen – in die Schlitze der Spielautomaten zu schieben, zu zählen, was an Gewinn ausgeworfen wurde, und dann die Ergebnisse durch ein Statistikprogramm laufen zu lassen. Unser Ziel war eine Sicherheit von 98 Prozent, dass wir weniger als ein halbes Prozent von der tatsächlichen Gewinnausschüttung abwichen.
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