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Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Titel: Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
Autoren: Julie Hastrup
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Polizeidirektor hatte einen dunkelroten Kopf wegen des ganzen Trubels, der in der Mordkommission herrschte. Die zahlreichen Reden über Brodersens ansehnliche Karriere hatten Stunden in Anspruch genommen, und die Stimmung in dem Saal, in dem Brodersen sich feiern ließ, war ausgelassen. Er war wie immer tadellos gekleidet mit einem Anzug und einem frisch gebügelten Hemd und verzog keine Miene. Marianne saß in einem Rollstuhl neben ihm, braun gebrannt, mit einem hübschen hellgrauen Turban auf dem Kopf. Hinter ihr standen zwei erwachsene Töchter und lächelten freundlich. Eine schöne Familie, dachte Rebekka und spürte einen Kloß im Hals, weil ihre gemeinsame Zeit bald zu Ende sein würde.
    Sie drehte den Kopf leicht nach links und entdeckte Jonas, der schnell den Blick niederschlug. Sie hatten seit besagter Nacht noch immer nicht miteinander gesprochen. Demnächst würde sie ihn zur Seite nehmen und mit ihm reden, die Sache aus der Welt schaffen, sie konnten einander nicht ewig ignorieren. Aber das musste warten. Jetzt ging es darum, Brodersen gut in seinen Ruhestand zu verabschieden.
    Ihr Blick wanderte zu Gundersen hinüber, der oben auf der Bühne stand und zufrieden über den vollen Saal blickte. Unter ihm würde sich die Atmosphäre an ihrem Arbeitsplatz verändern, und es würde Zeit brauchen, bis er ihr ihre Kritik an seiner eigenwilligen Auslegung der Regeln vergeben hatte. Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass sie irgendwann eine gemeinsame Basis finden würden.
    Oben auf der Bühne gab Brodersen seinem Nachfolger die Hand und wünschte ihm alles Gute. Der Saal brach in rhythmisches Klatschen und Johlen aus. Eine Sekunde schwebte ein Bild an ihrem inneren Auge vorbei. Sie sah sich selbst dort oben stehen, während ihr die Verantwortung für die Mordkommission übertragen wurde.
    »Stehst du hier herum und hängst Tagträumen nach?« Rebekka spürte einen leichten Klaps auf ihrer Schulter, drehte sich um und stand Reza gegenüber. Sie umarmte ihn und stellte fest, dass sie den kräftigen Geruch seines Aftershaves mochte. Reza zeigte ihr seine Hände. Die vielen Wunden waren bereits verheilt und zeichneten rötliche Streifen auf die braune Haut.
    »Sie werden wieder schön«, sagte sie leise. »Und wenn nicht, wird das deinem Look etwas Eigenwilliges, Kantiges geben. Etwas, wovon man spricht, wonach man fragt.«
    Reza lächelte sie schief an, legte sein Gesicht in ernste Falten und nickte zu ihrem Bauch hin.
    »Geht es wieder einigermaßen?«, flüsterte er.
    Sie spürte nach. Die erste Woche nach dem spontanen Abort hatte sie das Gefühl gehabt, dass ihr etwas fehlte, doch das Gefühl war langsam schwächer geworden und inzwischen ganz verschwunden. Sie war, was ihre körperliche Verfassung anging, wieder die Alte. Mit der Psyche sah es leider anders aus. Nachts, wenn sie in ihrem Bett lag, kam Ryan mit glühenden Augen zu ihr und verschwand erst, wenn sie das Licht einschaltete.
    »Alles okay«, antwortete sie.
    Gerade wollte sie sich wieder zur Bühne umdrehen, als Reza sagte: »Das freut mich, Rebekka. Übrigens, dieser dunkelhaarige Typ an der Tür, der sieht ziemlich gut aus, oder?«
    Rebekka folgte Rezas Blick, der Jonas fixierte. Einen Moment wusste sie nicht, was sie sagen sollte, und schaffte es gerade noch, ein Gelächter zu unterdrücken.
    »Allerdings«, antwortete sie ruhig und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Bühne. Kurz darauf war die Zeremonie vorbei. Die Leute standen zusammen und redeten. Ihre Stimmen stiegen summend zur Decke hoch. Rebekka drängte sich durch die Menge zu Gundersen hin. Am besten brachte sie es gleich hinter sich. Sie streckte ihm die Hand hin. Er sah kurz auf sie hinunter, bevor er ihre Hand ergriff und fest drückte. Sie hätte am liebsten aufgeschrien, verkniff es sich aber und gratulierte ihm stattdessen zu seinem neuen Titel. Er bedankte sich, und einen Augenblick standen sie sich linkisch gegenüber, bis sie von Simonsen unterbrochen wurden, der sie mit einer lustigen Anekdote unterhalten wollte.
    Rebekka konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Selbst Simonsen hatte hin und wieder ein gutes Timing. Sie blieb eine Weile stehen, hörte zu, lachte ein wenig und zog sich dann diskret zurück, ließ sich von der Menge aufsaugen.
    Bald darauf verließ sie das Fest. Die Luft war kalt und voller Schneeflocken. Sie streckte die Zunge heraus und ließ die Flocken darauf schmelzen. Dann ging sie mit schnellen Schritten und einem flatternden Gefühl von Freiheit im
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