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Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)

Titel: Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
Autoren: Julie Hastrup
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für sie erst mal schwer zu verstehen sein, doch mit der Zeit wird es besser werden, Reza. Das weiß ich. Nach und nach. Sie lieben dich.«
    Er runzelte die Stirn, und Rebekka fügte hinzu: »Ich glaube, dass deine Mutter klüger ist, als du glaubst.«
    Er nickte und lächelte schwach.
    »Wolltest du mir das erzählen, als du mich damals in der Nacht angerufen hast?«
    Reza nickte wieder. »Ja, ich wollte dir erzählen, dass ich … schwul bin. Aber dann hat mich der Mut verlassen.«
    Sie beugte sich zu ihm hin. »Ich habe auch ein kleines Geheimnis. Willst du es hören?«, flüsterte sie.
    Reza sah sie überrascht an, neugierig. »Na klar. Erzähl.«
    »Ich bin schwanger.« Sie musste über Rezas schockierten Gesichtsausdruck lachen.
    »Was für ein Geheimnis!«, rief er.
    Von Weitem hörten sie Sirenen, die sich näherten.
    »Warum hast du nichts gesagt?«, fragte er.
    »Ich habe es gerade erst erfahren. Und weißt du, was am schlimmsten ist?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nicht, ob Michael oder Niclas der Vater ist …«
    »Mensch, Rebekka«, rief er und starrte sie entsetzt an. Dann dämmerte es ihm. »Niclas Lundell, unser schwedischer Kollege?«
    Sie nickte.
    »Ach, verdammt.«
    »Ich weiß. Aber pst, ich höre, dass sie im Anmarsch sind. Vergiss nicht, das ist unser Geheimnis.«
    Reza nickte feierlich. »Natürlich. Du solltest dich jetzt besser startklar machen.«
    Sie schüttelte entschlossen den Kopf. »Ich bleibe hier. Wenn ich das Haus so verlasse«, sie zeigte auf Ryans Leiche und die vielen Blutspritzer im Wohnzimmer, »wird es mir unmöglich sein, wiederzukommen und dieses Haus als wunderschönen und sicheren Platz zu empfinden.«
    Reza verstand sie sehr gut.
    Kurz darauf trat Brodersen ins Haus, gefolgt von vier Kriminaltechnikern und einem Vertreter der Staatsanwaltschaft. Ein Arzt erklärte Ryan Sullivan für tot, und wenig später traf der Rechtsmediziner ein, um die Leichenschau vorzunehmen. Das Haus wurde abgesperrt, es war nun ein offizieller Tatort. Rebekka und Reza erzählten Brodersen den Tathergang, während sie im Krankenwagen saßen, der vor dem Haus parkte.
    Die Sonne guckte hinter grauen Wolken hervor.
    —
    Es vergingen mehrere Stunden, bevor die Techniker zusammenpacken konnten. Ryan wurde im Leichenwagen fortgebracht und Reza nach Kopenhagen gefahren, um genäht zu werden. Brodersen forderte Rebekka auf mitzukommen, doch sie weigerte sich, sie wollte bleiben, wo sie war.
    Der Chef der Mordkommission ging als Letzter und ließ sie mit besorgter Miene zurück, obwohl sie ihm versichert hatte, dass es ihr gut gehe. Ihr fehle nichts, sie brauche nur Schlaf.
    Als es im Haus wieder ruhig geworden war, stand Rebekka einen Augenblick da und ließ den Blick durch das Wohnzimmer wandern. Mit den Blutspritzern, den vielen Kreidestrichen und dem großen Fenster, das notdürftig mit ein paar großen braunen Pappen repariert worden war, sah es aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen. Sie musste aufräumen, saubermachen, alles abwaschen, aber sie schaffte es nicht. Stattdessen ging sie ins Schlafzimmer und legte sich auf das Bett.
    Sie hatte Schmerzen an der Stelle, wo sie mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen war, und ihre Schulter tat so weh, dass sie sich fragte, ob ein Gelenkband gerissen war. Sie rieb sich vorsichtig die Schulter, schloss die Augen und spürte, wie sich ihr Körper endlich entspannte. Gleichzeitig schwappten die Gedanken über ihr zusammen, schwarz und beängstigend. Sie sah Ryan vor sich. Ryan mit den bernsteinbraunen Augen, ihren Lehrmeister, und etwas in ihr zerbrach. Sie hatte das Gefühl, als würde sich ein Stück ihrer Seele lösen und in einer schwarzen, salzigen Welle davongeschwemmt werden.
    Sie lag stundenlang wach, mit geschlossenen Augen, während unzählige Gefühle durch ihren Körper brandeten. Zweifel, Trauer, Schuldgefühle, Scham … Sie war von einem Freund verraten worden und hätte beinahe selbst einen Freund verraten. Würde sie jemals wieder jemandem vertrauen können? Würde sie jemals wieder sich selbst vertrauen können? Ihr war schwer ums Herz.
    Doch in all dem Dunklen keimte eine leise Freude in ihr. Sie fuhr sich vorsichtig mit den Händen über den Unterleib und schloss die Augen. Draußen zwitscherte eine Amsel hartnäckig auf einem Baum. Endlich fiel Rebekka in einen tiefen Schlaf.
    —
    Sie erwachte anderthalb Stunden später von starken Unterleibschmerzen. Verwirrt setzte sie sich im Bett auf und wusste einen Augenblick nicht,
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