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Todessaat

Titel: Todessaat
Autoren: Susan Arnout Smith
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nicht auf der Habenseite stand. Anscheinend wählte sie immer den unebensten Weg mit dem weichsten Sand. Er folgte ihr schicksalsergeben mit hängenden Schultern. Sein Ehering glänzte stumpf am sonnengebräunten Finger.
    »Sie haben die Nachricht von FBI Special Agent Peter Descanso erhalten?« Epsten beäugte Grace mit seinen hellen Augen.
    »Ich bin im Urlaub.«
    »Ja, mit ihrer Tochter und deren Vater.«

    Grace blickte ihn überrascht an.
    Mild fügte er hinzu: »Nicht alle Weißen sehen gleich aus, aber diese beiden schon.«
    »Sie hat meine Augen«, antwortete Grace. Eine Welle kam auf sie zu, und Grace trat einen Schritt zurück. »Und ein Grübchen. Das konnten Sie von Ihrem Standort aus natürlich nicht sehen, aber es ist da.«
    Er wollte etwas sagen, schwieg aber.
    »Einige Leute denken, dass Mac derjenige mit dem Grübchen ist, aber das stimmt nicht. Seines ist eher eine Einkerbung.«
    Er sah sie lange an. »Thaddeus Bartholomew«, wiederholte er sanft.
    »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich weiß nicht, woher.«
    Es schmerzte sie immer noch, dass ein Fremder sofort die Ähnlichkeit zwischen Mac und Katie erkannt hatte. Was, wenn das nicht nur körperlich war? Was, wenn es jedes Band zwischen ihr und Katie übertraf? Und die Ungerechtigkeit, die darin lag! So war Katie bereits mittendrin im kosmischen Tauziehen um ihre Gunst.
    »Er starb vor zwei Tagen in Palm Springs. Er war Professor für Geschichte an der Riverside-Universität. Jemand hat ihn mit einem Pfeil erschossen.«
    »Special Agent Descanso - mein Onkel Pete - möchte seit Jahren, dass ich mehr Zeit mit ihm und seiner Familie verbringe. Falls Sie ihn kennen...«
    Officer Epsten schüttelte den Kopf.
    »Falls Sie ihn kennen würden, dann würden Sie verstehen, dass das Ganze typisch für ihn ist.« Sie klang gekränkt. Bald schon konnte sie Officer Epsten für seine Mühe danken, und er würde gehen, überzeugt davon, dass sie alles in ihrer Macht Stehende getan hatte und nicht weiterhelfen konnte. »Mich in meinem Familienurlaub ausfindig zu machen
und mich in etwas hineinzuziehen, von dem ich keine Ahnung habe und zu dem ich keine Verbindung sehe.«
    Epsten blieb stehen.
    »Hat Special Agent Descanso es denn nicht in seinem Brief erklärt?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Mr. Bartholomew hat einen Hinweis hinterlassen, der die Ermittler vermuten lässt, dass Sie involviert sind. Selbst im Sterben war er noch einfallsreich.«
    Epstens Stimme blieb gelassen, und Grace erkannte in diesem Moment, dass sie ihn unterschätzt hatte. Er würde nicht einfach gehen.
    Sie würde gehen.
    Er war hier, um ihr das zu sagen. Sie starrte ins Meer. Ein Teenager stand in den Wellen. Ihr goldenes, lockiges Haar umschmeichelte perfekt ihre Haut.
    »Er hat eine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen, bevor er starb. Zuerst dachten sie, es wären nur zufällige Töne, vielleicht ein spielendes Kind. Er hatte ein altmodisches Mobiltelefon ohne Textnachrichten.« Er drehte sich zu ihr um. »Es waren Morsezeichen.«
    Sie blickte ihn überrascht an. Er starrte zum Wasser. Von der Seite konnte sie sein markantes Profil sehen. Eine kleine graue Strähne auf der Höhe seiner Brille verriet sein Alter.
    »Er hat Ihren Namen buchstabiert, Grace.«
    Sie befeuchtete sich die Lippen. »Meinen Vornamen? Grace zu buchstabieren, beim Anblick eines Verrückten mit Pfeil und Bogen in der Hand, das ist wohl kaum sehr außergewöhnlich.«
    »Vor- und Nachname. Tatsächlich war die genaue Nachricht Findet Grace Descans . Er wurde unterbrochen, bevor er das >o< hinzufügen konnte. Er hat Sie gewählt, und sie wollen wissen, warum.«
    Er bückte sich und hob eine Muschel auf. Sie war klein,
rosa und cremefarben, wie ein Fächer geformt. Er wischte den Sand ab und steckte sie in die Hemdtasche. »Meine Enkelin sammelt solche Muscheln.«
    »Ich habe keine Wahl, oder?«
    »Leider nicht.«
    Das Mädchen im Meer drehte sich um. Tatsächlich war es eine Frau um die vierzig, die ihre Hausaufgaben immer gemacht hatte. Ein wenig zu faltig an den Augen für Graces Geschmack, aber dennoch.
    »Es steckt mehr dahinter als ein zufälliger Mord in einem Feld, nicht wahr?«
    Drei Pferde schritten vorsichtig den Pfad zum Wasser hinunter, die Reiter hielten sich am Sattelknauf fest. Graces Blick wanderte zu der Umkleidekabine von Pink Sands am Strand, in der ein bahamischer Bademeister namens Bolo lächelte und darauf wartete, ein Badetuch und einen malvefarbenen Liegestuhl
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