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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT
Autoren: Brian Lumley
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sagen, jedenfalls nicht bewusst. Ich will dir nur ein paar Worte vorgeben, die bei dir entsprechende Reaktionen auslösen. Verstehst du?«
    Ein Wort-Assoziationstest?
    »So in etwa. Allerdings werden diese Assoziationen die Hölle für dich bedeuten. Doch es wird leichter, als darüber zu sprechen.«
    Sie begriff und Harry spürte, dass sie gewillt war, mitzuziehen. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, sagte er: »Messer!«
    Ein Bild prallte gegen seinen Verstand wie eine Mischung aus Blut und Säure. Das Blut erregte ihn, und die Säure brannte das Bild in ihn ein, und diesmal gewiss endgültig. Um Harry drehte sich alles, solches Entsetzen schwang darin mit – beinahe unerträglich – und hätte er nicht gesessen, wäre er gestürzt. Derart körperlich wirkte sich ihr Schock auf ihn aus, wenn auch nur einen Sekundenbruchteil lang.
    Als sie micht aufhörte zu schluchzen, fragte er: »Kannst du weitermachen?«
    Nein ... ja.
    »Gesicht!«, schoss ihr Harrys nächstes Wort entgegen.
    Gesicht?
    »Sein Gesicht?«, versuchte er es noch einmal.
    Und dann huschte ein Gesicht durch den Verstand des Necroscopen: rot, höhnisch verzerrt, ein offener, geifernder Mund, Augen, so gefühllos wie gefrorene Diamanten ... Aber es ging nicht zu schnell, um es bewusst wahrzunehmen. Diesmal schluchzte sie nicht. Sie wollte, dass diese Vorgehensweise funktionierte. Sie wollte, dass er zur Rechenschaft gezogen wurde!
    »Wo?«
    Das Bild eines ... Parkplatzes? Einer Autobahn-Raststätte? Von einzelnen Lichtpunkten durchsetzte Dunkelheit. Eine Kette von Pkw und Lastwagen, die über drei Spuren heranrasten, mit blendenden Scheinwerfern ... und Scheibenwischer, die unablässig ihr Werk taten ... links ... rechts ... links ...
    Doch darin lag kein Schmerz, und deshalb glaubte Harry nicht, dass es an diesem Ort geschehen war. Vielleicht hatte es hier begonnen, hatte sie ihn hier getroffen.
    »Hat er dich in seinem Auto mitgenommen?«
    Das vom Regen verwaschene Bild eines eisblauen Schilds mit weißer Aufschrift: FRID oder FRIG? Das Schild hatte viele Räder und stieß Auspuffgase aus. So hatte sie es jedenfalls in Erinnerung. Ein Lastzug?
    »Penny«, sagte Harry. »Ich muss dich leider weiter quälen. Aber diesmal will ich nicht wissen, wo du ihn getroffen hast: Wo? «
    Eis! Bittere Kälte! Dunkelheit! Es wummerte leise und der Boden vibrierte. Und überall tote Dinge, die von Haken herabhingen. Harry war bemüht, sich alles einzuprägen, aber nichts war klar und deutlich, außer natürlich ihre panische Angst und Ungläubigkeit.
    Wieder schluchzte sie verängstigt, und Harry war klar, dass er bald aufhören musste. Er konnte sich nicht dazu zwingen, sie weiterhin so zu quälen. Und dennoch wusste er, dass er gerade jetzt nicht nachgeben durfte.
    »Tod!«, fuhr er sie an und hasste sich selbst dabei.
    Wieder erschien die Szene mit dem Messer, und Harry wurde bewusst, dass er ihre Mitarbeit verlieren würde, spürte, wie sie begann, sich zurückzuziehen. Doch bevor das geschah: »Und ... hinterher?« (Mein Gott, ich will es gar nicht wissen! Ich will es nicht sehen!)
    Penny Sanderson schrie und schrie und schrie. Aber der Necroscope erhielt das Bild, das er heraufbeschworen hatte.
    Er wünschte, er hätte es nicht getan.

ZWEITES KAPITEL
    Harry blieb noch eine halbe Stunde bei ihr, beruhigte sie, tat, was er nur konnte, wobei er ihr einige weitere Einzelheiten entlockte, genug jedenfalls, um der Polizei Anhaltspunkte zu liefern. Als er schließlich gehen musste, rang sie ihm das Versprechen ab, dass er zurückkommen werde. Sie war zwar noch nicht lange tot, hatte aber bereits zu spüren bekommen, wie einsam man nach dem Tod ist.
    Der Necroscope fühlte sich ausgelaugt. Er benötigte eine neue Motivation. Als er sie gebeten hatte, ihren Körper betrachten zu dürfen, hatte sie ihm gesagt, bei jemand anderem sei es ihr völlig egal, aber in seinem Fall, da er ja der Necroscope war, falle es ihr schwer. Sie war eben immer noch ein schüchternes Mädchen.
    »Hey!«, protestierte er. »Ich bin doch kein Voyeur!«
    Ich wollte doch nicht ... ich meinte nur ... wenn mein Körper unversehrt wäre, hätte ich bestimmt nichts dagegen, stammelte sie.
    »Penny, du bist ausgesprochen hübsch gewesen«, sagte er ihr daraufhin. »Und ich? Na ja, ich bin letzten Endes auch nur ein Mensch. Aber glaube mir, ich habe wirklich nichts im Sinn, was irgendwie einen sexuellen Bezug hätte. Ich will dich ansehen, gerade weil dein Körper so geschunden wurde! Ich
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