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Todesrennen

Todesrennen

Titel: Todesrennen
Autoren: Cussler
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Windböe ihren Rücken traf, roch sie Benzin. Sie suchte nach der Quelle und sah es tropfenweise aus dem Treibstofftank sickern. Harrys Kugel hatte seine Blechhülle also doch durchschlagen.
    Was würde zuerst passieren, fragte sie sich kühl. Würde das Benzin vollständig auslaufen und der Motor stehen bleiben, ehe sie auf Harrys Rasen landen konnte? Oder würden Funken aus dem Motor und von den Ketten das Benzin in Brand setzen? Feuer war in einer Flugmaschine tödlich. Der Firnis aus salpeterhaltiger Stoffimprägnierung, der die Baumwollplane, die die Tragflächen bedeckte, steif und wasserfest machte, war genauso leicht brennbar wie Blitzpulver.
    Das einzige näher gelegene Feld war eine Wiese. Aber wenn sie dort landete, würde Harry sie töten. Sie hatte keine Wahl. Sie musste die Maschine am Lager herunterbringen, sofern sie genug Treibstoff hatte, um es zu erreichen.
    »Na los, Elsie. Bring uns nach Hause.«
    Langsam wanderte der Wald unter ihr dahin. Aufwinde rüttelten an den Tragflächen und brachten den Flugapparat zum Schlingern. Da sie die Tragflächen nicht verwinden konnte, versuchte sie die Maschine mit Hilfe der Höhen- und Seitenruder auf geradem Kurs zu halten.
    Schließlich kam Harrys Lager in Sicht.
    Gerade hatte sie sich ihm weit genug genähert, um das Haupthaus und die Milchviehställe sehen zu können, als der Motor der Flugmaschine die letzten Benzindämpfe aushustete. Die Propeller blieben stehen. Der Doppeldecker verstummte, und nur noch der Wind strich flüsternd durch die Spannschnüre und Tragkabel.
    Sie musste die Wiese im Gleitflug erreichen. Aber die Propeller, die sie geschoben hatten, waren jetzt eine hinderliche Last, da sie ihr Tempo drosselten. In wenigen Sekunden würde sich ihr Gleitflug derart verlangsamt haben, dass nichts sie mehr in der Luft halten konnte.
    Sie griff hinter sich und zog an dem Kabel, das das Kompressionsventil des Motors öffnete, so dass sich die Zylinder frei bewegen konnten und zuließen, dass die Propeller sich im Wind drehten. Der Unterschied war frappierend. Sofort fühlte sich das Flugzeug viel leichter an – eher wie ein Gleiter.
    Jetzt konnte sie auch die Weide sehen. Dicht mit Kühen bevölkert und kreuz und quer von Zäunen durchzogen, bot sie keinen Platz für eine sichere Landung. Da stand das Haus, eine kunstvoll verzierte Villa, aus Holz gebaut, und dahinter die leicht abfallende abgemähte Wiese, von der sie anfangs gestartet war. Aber zuerst musste sie heil über das Haus hinwegkommen, dabei sank sie sehr schnell. Sie suchte sich einen Weg zwischen den hohen Kaminen hindurch, hüpfte knapp über das Dach, betätigte das Seitenruder, um in den Wind zu drehen, wobei sie darauf achtete, eine Kreiselbewegung zu vermeiden.
    Etwa drei Meter über der Grasnarbe erkannte sie, dass sie zu schnell unterwegs war. Das Luftpolster zwischen den Tragflächen und dem Erdboden hielt den Flugapparat in der Schwebe. Der Doppeldecker weigerte sich, den Flug abzubrechen. Und vor ihr ragte eine Wand aus Bäumen in die Höhe.
    Das Benzin, das in das imprägnierte Tragflächentuch eingedrungen war, entzündete sich zu einem orangefarbenen Flammenteppich.
    Einen Feuerschweif hinter sich herziehend und nicht mehr in der Lage, den Anstellwinkel der Tragflächen zu verändern, so dass die Maschine ausreichend abgebremst wurde, um auf der Grasnarbe aufzusetzen, griff Josephine hinter sich und zog abermals an der Kompressionsleine. Indem sie das Ventil wieder schloss, blockierte sie die fast drei Meter großen Propeller. Sie krallten sich geradezu in die Luft, und nun prallten die Räder und Gleitkufen der Flugmaschine hart auf die Grasnarbe.
    Der brennende Doppeldecker rutschte etwa fünfzig Meter weit. Während er langsamer wurde, breitete sich das Feuer aus, und weitere Flammen züngelten hoch. Als Josephine die zunehmende Hitze an der Rückseite ihres Helms spürte, riskierte sie den Sprung. Sie landete auf dem Erdboden, streckte sich aus und machte sich so klein wie möglich, um die Maschine über sich hinwegrollen zu lassen. Dann sprang sie auf und rannte um ihr Leben, während die Flammen den Apparat einhüllten.
    Harrys Butler kam angerannt. Ihm folgten der Gärtner, der Koch und Harrys Leibwächter.
    »Mrs. Frost! Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
    Josephines Blick klebte an der Säule aus Flammen und Rauch. Marcos wunderschöne Maschine brannte wie ein Scheiterhaufen. Armer Marco. Die innere Festigkeit, die ihr geholfen hatte, die Situation zu meistern,
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