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Todesrennen

Todesrennen

Titel: Todesrennen
Autoren: Cussler
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kaum einmal die Bremse, ein berüchtigt unwirksames Locomobile-Accessoire. Seine langen, schlanken Hände und Finger sprangen flink zwischen Gasdrossel und Gangschalthebel hin und her. Die Augen, gewöhnlich von einem unwiderstehlichen violetten Blau, waren vor Konzentration dunkel geworden. Sein entschlossener Gesichtsausdruck und das energisch vorgereckte Kinn wurden durch ein Lächeln reinsten Vergnügens gemildert, während er mit dem Wagen in halsbrecherischem Tempo Autobusse, Lastwagen, Pferdefuhrwerke, Motorräder und langsamere Automobile überholte.
    Links neben Bell saß auf dem rotledernen Beifahrersitz sein Chef, Joseph Van Dorn.
    Der stattliche und dank seines roten Backenbarts unverwechselbare Gründer der überregionalen Privatdetektei war ein tapferer, mutiger Mann, der von allen Kriminellen auf dem gesamten Kontinent als lästige Landplage gefürchtet war. Er wurde jedoch blass, als Bell mit dem großen Fahrzeug auf die Lücke zwischen einem Kohlefuhrwerk und einem Buick-Motorlastwagen, beladen mit Kerosin- und Naphthafässern, zuhielt, die sich schnell schloss.
    »Wir liegen gut in der Zeit«, bemerkte Van Dorn. »Wir sind sogar ein wenig zu früh.«
    Anscheinend hörte ihn Isaac Bell gar nicht.
    Erleichtert entdeckte Van Dorn ihr Ziel, das sich über seine kleineren Nachbarn erhob: Preston Whiteways zwölfstöckiges Zeitungsgebäude, das den San Francisco Inquirer beherbergte und die Zentrale des Zeitungsimperiums des extravaganten Herausgebers darstellte.
    »Sehen Sie sich das mal an!«, erhob Van Dorn die Stimme über den Motorenlärm.
    Ein riesiges gelbes Werbebanner zierte die oberste Etage und verkündete in meterhohen Lettern der Welt die Schirmherrschaft von Whiteways Zeitungen über das
     
    WHITEWAY ATLANTIC-TO-PACIFIC
    CROSS-COUNTRY AIR RACE
    Der Whiteway Cup und 50000 $
    winken dem ersten
    Flugzeugführer,
    der Amerika in fünfzig Tagen überquert.
     
    »Eine großartige Herausforderung«, rief Bell zurück, ohne den Blick von der verkehrsreichen Straße zu lösen.
    Isaac Bell war von Flugmaschinen fasziniert. Er hatte deren schnelle Entwicklung aufmerksam verfolgt, und zwar mit der Absicht, selbst einen solchen Hochleistungsapparat zu erwerben. Unzählige verbesserte flugfähige Erfindungen hatten in den vorangegangenen zwei Jahren das Licht der Welt erblickt: der Wright Flyer III, die June Bug, die Silver Dart mit ihrem Bambusrahmen, die riesigen französischen Voisins und Antoinettes, von achtzylindrigen Rennbootmotoren angetrieben, Santos Dumonts zierliche Demoiselle, die Blériot XI, mit der ihr Konstrukteur den Ärmelkanal überquert hatte, dann die robuste Curtiss Pusher, die Wright-Signal-Corps-Maschine, die Farman III und der Celere-Eindecker mit seiner Spanndrahtkonstruktion.
    Falls tatsächlich jemand eine Flugmaschine quer über die Vereinigten Staaten von Amerika lenken konnte – das war ein sehr großes Falls –, würde der Whiteway Cup zu gleichen Teilen vom Mut und der Geschicklichkeit der Flieger und der Genialität der Erfinder gewonnen werden, mit der sie die Leistungsfähigkeit ihrer Maschinen steigerten und die Systeme zur Verwindung der Tragflächen verbesserten, damit die Luftfahrzeuge wendiger manövrieren und schneller steigen konnten. Der Sieger müsste pro Tag achtzig Meilen zurücklegen und befände sich dabei zwei Stunden lang in der Luft, und das an jedem Tag. Jeder Tag, der durch Wind, Gewitter, Nebel und Unfälle verloren ging, würde die Anzahl der täglich zu leistenden Flugstunden dramatisch erhöhen.
    »In Whiteways Zeitungen wird behauptet, dass der Pokal aus solidem Gold bestehe«, meinte Van Dorn lachend. »Vielleicht«, scherzte er, »ist das auch der Grund, weshalb er uns sehen will – weil er befürchtet, dass irgendein Gauner ihn stehlen könnte.«
    »Im vergangenen Jahr haben seine Zeitungen behauptet, dass Japan die Große Weiße Flotte versenken wolle«, meinte Bell trocken. »Irgendwie hat sie es geschafft, unbehelligt und sicher nach Hampton Roads zurückzukehren. Ah, da ist Whiteway ja schon!«
    Der blonde Verleger steuerte mit einem gelben Rolls-Royce-Sportwagen auf den einzigen noch freien Parkplatz vor seinem Verlagsgebäude zu.
    »Sieht so aus, als würde Whiteway es schaffen«, sagte Van Dorn.
    Bell trat entschlossen aufs Gaspedal. Der große rote Locomobile setzte sich zügig vor den gelben Rolls-Royce. Bell trat auf die schwindsüchtige Bremse, schaltete herunter und schwenkte mit qualmenden Reifen auf den Parkplatz.
    »Hey!«
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