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Todesqual: Thriller

Todesqual: Thriller

Titel: Todesqual: Thriller
Autoren: Robert Ellis
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senkrecht, einer eigentlich lächerlich einfachen Frage über eine Frau, die in einer Reality-Serie im Fernsehen eine Million Dollar gewonnen hatte. Lena sah nur selten fern, wenn es sich nicht umgehen ließ. Es gefiel ihr nicht, was die Glotze in ihrem Kopf anrichtete.
    Entnervt legte sie das Rätsel weg und blätterte die Zeitung durch, bis sie den Kalifornienteil gefunden hatte. Ein Lokalbericht auf Seite drei stach ihr ins Auge: Eine Neunundzwanzigjährige aus Santa Monica behauptete, schwanger zu sein, obwohl sie seit zwei Jahren keinen Geschlechtsverkehr gehabt habe. Lena fing an zu lesen, hörte aber auf, als ihr Blick auf das Wort Jesus fiel. Sie schüttelte den Kopf. Offenbar waren es Geschichten wie diese, die heutzutage als nachrichtenwürdig galten, als typisch für eine Stadt, die man überall im Land L. A. nannte. Auch Lena war neunundzwanzig und seit zwei Jahren mit keinem Mann mehr im Bett gewesen. Und da sich nirgendwo am Horizont ein Kandidat zeigte, fand sie diese Übereinstimmung gar nicht komisch.
    Auf dem Tisch läutete ihr Mobiltelefon. Als sie die Nummer auf der LCD-Anzeige erkannte, klappte sie es auf. Ihr Partner Hank Novak rief sie um sechs Uhr morgens an. Da sie beide beim Dezernat für Raub und Tötungsdelikte arbeiteten, nahm Lena an, dass Novaks Anruf weder einer unbefleckten Empfängnis in Santa Monica noch Jesus als Bettgespielen galt.
    »Ich hoffe, du hast dich gut erholt«, meinte Novak.
    »Ja, spitze«, erwiderte sie. »Was gibt’s?«
    Sie griff nach ihrem Kugelschreiber. Der heisere Klang der sonst so weichen Stimme ihres Partners verriet ihr, dass er noch nicht lange auf den Beinen war. Im Hintergrund waren Windgeräusche zu hören. Offenbar war er mit hoher Geschwindigkeit auf irgendeiner Schnellstraße unterwegs.
    »Oak Tree Lane Nummer 938«, antwortete er. »West L. A. In meinem fünfzehn Jahre alten Thomas Guide ist das auf Seite 40. Nimm den Sunset Boulevard stadtauswärts bis zur Brooktree Road, und bieg links ab. Offenbar ist es eine Querstraße nach der Einfahrt zum Will Rogers State Park. Die Oak Tree Road geht nach etwa einem halben Kilometer rechts von der Brooktree Road ab.«
    »So viele Bäume, ich glaub, ich bin im Wald«, sagte Lena.
    »Mir ging es genauso. Das fragliche Haus müsste das dritte auf der linken Seite sein. Bis du kommst, ist da sicher schon jede Menge los.«
    Lena machte sich Notizen über dem Impressum der Times . Allmählich war sie besorgt, denn Novak sprach im Stakkatorhythmus und wirkte ziemlich aufgekratzt. Bis jetzt hatte sie ihn noch nie so erlebt, aber sie mussten sich ja auch erst noch besser kennenlernen.
    Bis vor zwei Monaten war Lena in Hollywood eingesetzt gewesen, dann aber im Rahmen eines neuen Förderprogramms in die Mordkommission, eine Eliteeinheit, versetzt worden. Sie war nicht nur der jüngste Detective, sondern auch eine von nur zwei Frauen im Dezernat für Raub und Tötungsdelikte. Dank des Reformeifers des neuen Polizeipräsidenten war sie rasch aufgestiegen. Obwohl man sie nicht wegen ihres Geschlechts ausgewählt hatte, wusste sie, dass es immer eine gewisse Rolle spielen würde, so lange sie bei der Polizei blieb. Auch ihr Alter war diesmal von Vorteil gewesen, da sie auf diese Weise in den Genuss einer Beförderungswelle gekommen war. Inzwischen war das Durchschnittsalter im Polizeidienst auf knapp fünfundzwanzig gesunken. Erfahrene Polizisten kehrten bekanntermaßen scharenweise der Stadt den Rücken, um sich aus dem Kriegsgebiet in grünere Gefilde zu flüchten. Die Zurückgebliebenen warteten nur ab, bis sie einen Pensionsanspruch hatten, um sich ebenfalls aus dem Staub zu machen. Dem neuen Polizeipräsidenten war bewusst, dass eine Menge Fachwissen verloren zu gehen drohte. Und er hatte mit dieser Einschätzung Recht. Obwohl Lena von ihrem Vorgesetzten belobigt worden war und in Hollywood schnell Karriere gemacht hatte, beschränkte sich ihre Berufserfahrung auf zwei Jahre in der Abteilung Drogendelikte und Einbruch, sechs Monate auf der Jagd nach Wirtschaftsverbrechern im Betrugsdezernat und weitere zweieinhalb Jahre als Mordermittlerin. Den Druck, den es bedeutete, einen Mordfall zu untersuchen, empfand sie noch immer als ungewohnt. Novak, der in einigen Jahren in den Ruhestand gehen würde, hatte die Aufgabe erhalten, Lena so schnell wie möglich einzuarbeiten.
    »Welcher Name steht auf dem Briefkasten?«, fragte sie.
    »Brant«, antwortete er. »Nikki Brant.«
    Novak verstummte, und Lena konnte sein Schweigen
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