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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt
Autoren: Michael Hübner
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Unterfangen mit der Bedingung verknüpft, selbst ein Opfer bestimmen zu können. Mit diesem Pakt habe ich mich ihnen ausgeliefert.«
    Eine weitere Pause setzte ein, in der Chris weiterhin schwieg. Ihm war klar, um wen es sich handelte. Um das einzige Opfer, das nicht in diese Serie passte und das ihnen aufgrund dessen solche Kopfzerbrechen bereitet hatte.
    »An jenem Abend hatte ich meine Tochter zu Bett gebracht und wartete noch, bis sie eingeschlafen war. Das verschaffte mir den nötigen Freiraum. Ich fuhr zu der Stelle, an der die anderen bereits Nowaks Grab ausgehoben hatten. Sie warteten dort auf mich und waren gerade dabei, ihn zuzuschaufeln, als ich dort eintraf.« Er blickte auf und sah Chris jetzt direkt in die Augen. »Ich selbst war es, der den Pfahl in die Erde und durch ihn hindurch getrieben hat.« Gleich darauf brach dieser kurze, aber aufrechte Blickkontakt wieder ab, und Bernardi wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinen Fingern zu, die er nervös aneinander rieb. »Durch diese persönliche Abrechnung hatten sie mich in der Hand. Es war quasi die Unterschrift auf einem Vertrag, der keine Ablauffrist kannte.« Er ließ sich zurücksinken, als wäre jede Kraft aus ihm gewichen. »Auf dem Rückweg entsorgte ich Nowaks Sachen in einem Müllcontainer. Nur sein Handy behielt ich. Ich hatte beim Durchsehen einige gespeicherte Nachrichten darauf entdeckt, die ich mir immer wieder durchlas. Sie waren alle an eine Frau adressiert. Ich erkannte eine Menge Zuneigung und Bedauern in diesen Zeilen. Sie vermittelten mir ein völlig anderes Bild von Nowak. Das Bild eines Mannes, der einen schrecklichen Fehler begangen hatte und diesen Fehler zutiefst bereute. Ein Mann, der nichts gemein hatte mit der Bestie, die ich in ihm gesehen hatte.
    Ich bekam in dieser Nacht kein Auge zu. Nachdem ich am nächsten Morgen meine Tochter versorgt hatte, fuhr ich noch einmal zu der Stelle. Vermutlich hätte dort niemand so schnell Nowaks Leiche gefunden. Daher musste ich ein wenig nachhelfen. Ich besaß noch immer die Visitenkarte, die Sie mir nach Ihrem ersten Besuch hinterlassen hatten. Also machte ich mit Nowaks Handy ein Foto des Grabes und schickte es Ihnen. Ich tat es noch aus einem anderen Grund. Ich war wütend. Wütend auf Herrmann und auf die Männer. Aber am meisten auf mich selbst. Dafür, dass ich so leicht zum Werkzeug dieser Leute geworden war. Doch mir blieb keine Zeit für Reue, denn der Plan schritt unaufhörlich voran. Die Männer schnappten sich zwei weitere von Kiriacs Männern und nahmen sie in die Mangel. Die Methoden wurden zunehmend brutaler. Ich verabscheute dieses Vorgehen, musste mir aber eingestehen, dass es effektiv war. Das Prinzip der Abschreckung funktionierte. Doch dann kam uns dieser Reporter mit seinem Artikel dazwischen. Die Männer waren sehr aufgebracht darüber, fingen ihn ab und brachten ihn zu unserem Treffpunkt im Wald, wo sie ihn folterten. Ich habe versucht sie zur Vernunft zu bringen und auf sie eingeredet. Doch Jacobi machte mir unmissverständlich klar, dass sie mich in der Hand hatten und ich mich besser raushalten sollte. Seinen wahren Namen erfuhr ich erst später aus den Medien, nachdem er die Quittung für diesen Leichtsinn bekommen hatte und vor diesen Bus gelaufen war. Mir gegenüber nannte er sich Henrich. Ich nehme an, das war der Name, den er sich auf Mittelalterfesten gab. Danach wurde mir bewusst, dass die Sache außer Kontrolle geriet und so schnell wie möglich beendet werden musste.«
    »Also nahmen Sie anonym Kontakt zu Kiriac auf.«
    Bernardi betrachtete ihn überrascht.
    »Wir haben entsprechende Mails auf Kiriacs Computer gefunden«, erläuterte Chris.
    »Ja, natürlich. Allerdings beschränkte sich mein Kontakt nicht nur auf ihn.«
    Nun war es Chris, der überrascht dreinsah. »Verstehe. Sie haben sie gegeneinander ausgespielt«, schlussfolgerte er.
    »Über unser letztes Opfer waren wir an eine Mailadresse der Organisation gekommen. Ich gab mich als ehemaliger Geschäftspartner von Kiriac aus, der von ihm hintergangen worden war und sich nun an ihm rächen wollte. Ich verlangte Genugtuung und versicherte ihnen, dass ich ihren Geschäften nicht länger im Wege stehen würde, wenn sie Kiriac aus dem Weg räumen. Gleichzeitig schickte ich Kiriac eine unmissverständliche Botschaft: Wenn er überleben wollte, sollte er uns ein ranghohes Mitglied ausliefern. Er willigte schließlich ein und ließ die restlichen drei Männer unbemerkt auf sein Grundstück. Meiner
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