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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer
Autoren: Sharon Bolton
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zugegebenermaßen gelegentlich vorkam), war die Aussicht atemberaubend. Draußen gab es reichlich Land für unsere Pferde und drinnen reichlich Platz für uns beide und für jeden anderen, der vielleicht noch auftauchen mochte.
    Â»Von wem haben Sie es gekauft?«

    Als mir die Bedeutung der Frage klar wurde, tauchte ich aus meinem kleinen Tagtraum auf. »Ich weiß es nicht genau«, gestand ich.
    Sie sagte nichts, hob lediglich die Augenbrauen. Es war nicht das erste Mal, dass sie das tat. Ich überlegte, ob das wohl eine Verhörtechnik war: selbst nur das absolute Minimum von sich geben und den Verdächtigen plappern lassen. Das war der Augenblick, wo mir aufging, dass ich eine Verdächtige in einem Mordfall war, und dass es außerdem möglich ist, gleichzeitig Angst zu haben, wütend zu sein und die Situation komisch zu finden.
    Â»Mein Mann hat das alles erledigt«, erklärte ich.
    Ihre Brauen blieben oben.
    Â»Ich habe damals meine Kündigungsfrist in London abgearbeitet«, fügte ich hinzu, weil ich nicht wollte, dass sie mich für eine von jenen Frauen hielt, die alles Finanzielle den Männern überlassen, obwohl das stimmt. »Aber ich weiß, dass hier schon lange niemand mehr gewohnt hatte. Das Haus war in einem ziemlich schlechten Zustand, als wir eingezogen sind.«
    Sie schaute sich in meiner nicht eben ordentlichen Küche um und sah dann wieder mich an.
    Â»Und der Vorbesitzer war eine Art Treuhand. Hatte irgendwas mit der Kirche zu tun, glaube ich.« Mir war das ziemlich egal gewesen. Ich hatte genug mit meiner Arbeit zu tun gehabt, war alles andere als begeistert über den Umzug gewesen und hatte den Kopf voll mit … allem Möglichen gehabt. Also hatte ich einfach nur genickt, als Duncan mir davon erzählte, und dort unterschrieben, wo er wollte.
    Â»Ja, es hatte definitiv was mit der Kirche zu tun«, bekräftigte ich, »denn wir mussten eine Garantie unterschreiben, dass wir uns entsprechend verhalten würden.«
    Ihre Augen wurden einen Hauch dunkler. »Und das heißt?«
    Â»Na ja, eigentlich völliger Blödsinn. Wir mussten versprechen, dass wir das Haus nicht für Gottesdienste jeglicher Art benutzen würden, dass dort kein Alkohol ausgeschenkt und kein Glücksspiel betrieben wird und wir keine Hexerei praktizieren würden.«

    Ich war es gewohnt, dass die Leute es komisch fanden, wenn ich ihnen das erzählte. DS Tulloch sah gelangweilt aus. »Wäre so ein Vertrag juristisch einklagbar?«, fragte sie.
    Â»Wahrscheinlich nicht. Aber da wir keine Hexerei praktizieren, war das eigentlich nie ein Thema.«
    Â»Das freut mich zu hören«, bemerkte sie, ohne zu lächeln. Ich fragte mich, ob ich sie wohl gekränkt hatte, und kam zu dem Schluss, dass es mir gleichgültig war. Wenn sie so empfindlich war, hätte sie sich einen anderen Beruf aussuchen sollen. In der Küche schien es noch kälter zu werden, und meine Glieder wurden allmählich steif. Ich streckte mich, stand auf und wandte mich zum Fenster.
    Voilà, der Schauplatz des Verbrechens: Es waren noch mehr Polizisten eingetroffen, einschließlich mehrerer Männer in weißen Overalls, die aussahen, als bestünden sie aus Plastikmüllsäcken. Ein Zelt war über meiner Ausgrabung errichtet worden. Rot-weißes Plastikband verlief von unserem Stacheldrahtzaun aus zum Haus und bildete einen schmalen Zugangsweg vom Hof her. Ein Streifenpolizist stand ein wenig zu dicht neben Jamie. Gerade als ich hinsah, schnippte er Zigarettenasche auf die Plane, die ihn bedeckte. Ich wandte mich ab.
    Â»Aber wenn man den Zustand der Leiche da draußen bedenkt, dann versucht sich vielleicht jemand anders hier in der Gegend ein bisschen an der Schwarzen Kunst.«
    Sie setzte sich auf, die gelangweilte Miene verschwand.
    Â»Wie meinen Sie das?«
    Â»Sie sollten die Obduktion abwarten. Es könnte sein, dass ich mich irre. Meine Spezialität ist die Beckenregion, nicht das Herz. Oh, und könnten Sie Ihre Kollegen wohl bitten, dass sie sich vorsehen sollen? Ich habe sehr an diesem Pferd gehangen.«
    Â»Ich glaube, im Augenblick haben sie andere Dinge im Kopf als Ihr Pferd, Dr. Guthrie.«
    Â»Miss Hamilton. Und Sie können ruhig ein bisschen Achtung zeigen.«
    Â»Wie meinen Sie das?«

    Â»Achtung vor meinem Eigentum, vor meinem Grund und Boden und vor meinen Tieren. Auch vor den toten.«
    Â»Nein,
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