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Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition)
Autoren: Jeff Abbott
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einem Schlag ausgelöscht. Und alle, die drin waren, ebenso. Brandon, die drei Besucher aus Langley, der junge Kerl, der sich so fleißig Notizen gemacht hatte, meine Freunde und Kollegen. Bruchstücke prasselten auf die Straße herunter, auf Autos, Taxis und Busse; die Stadt schien einen Schrei auszustoßen – das Echo der Explosion, das von den Häusern widerhallte, das Dröhnen der Autohupen, die Schreie der Menschen, die in alle Richtungen flüchteten.
    Ich konnte den Audi nicht mehr sehen; die Straße war ein einziges Gewirr von steckengebliebenen Bussen, Autos und Trümmern aus Beton und Stahl.
    Ich konnte nichts erkennen. Ohne zu überlegen, sprang ich auf das Dach des Durchgangs unter dem Gerüst und kletterte weiter hinauf. Ich musste mir einen Überblick verschaffen. Meter für Meter stieg ich an der Fassade hoch und sah plötzlich etwas Stahlgraues aufblitzen. Der Audi mit meiner Frau beschleunigte, ich sah Lucys Hinterkopf, leicht zum Fenster geneigt, als wollte sie den Fahrtwind spüren. Ich musste daran denken, dass sie immer mit offenem Fenster fuhr, weil es ihre morgendliche Übelkeit minderte. Ein verrückter Gedanke.
    »Lucy!«, schrie ich. »Lucy!« Rasch kletterte ich an dem Gerüst hinauf. Ich durfte sie nicht aus dem Blick verlieren in der Staubwolke, die über allem hing. Unter mir herrschte das Chaos. Ich durfte das Auto nicht verlieren. Ich kletterte weiter, sah mich um und entdeckte den Audi wieder im Gewühl der Fahrzeuge und Menschen, die vor der Explosion flüchteten.
    Der silbergraue Wagen bog in eine Seitenstraße ab, er wich auf den Bürgersteig aus, weil die Straße bereits hoffnungslos verstopft war, und überfuhr fast zwei Frauen.
    Das Baugerüst ächzte, und im nächsten Augenblick hörte ich ein Donnern. Ich drehte mich um und sah, dass das Gerüst auf der Seite, die meinem Bürohaus zugewandt war, von herabfallenden Brocken getroffen wurde und unter lautem Getöse zusammenbrach.
    Ich sprang durch die Plastikabdeckung vor mir ins Innere des Hauses. Hustend landete ich auf dem Betonboden und versuchte mich abzurollen. Ich hatte nicht die richtigen Schuhe dafür an, deshalb fiel die Rolle ziemlich unsanft aus. Während ich über den nackten Beton lief, blickte ich kurz zurück und sah, wie der Rest des Gerüsts ebenfalls in die Tiefe gerissen wurde. Das Haus erbebte, und ich dachte: Es wird genauso einstürzen.
    Ich lief durch das ganze Stockwerk bis zur Rückseite des Gebäudes und blickte durch das Netzwerk des verbliebenen Baugerüsts hinunter. Nach wenigen Augenblicken sah ich den Audi wieder, der noch immer auf dem schmalen Bürgersteig unterwegs war. Ein Mann im Anzug trat wütend gegen die Autotür, nachdem ihn der Audi fast überfahren hätte. Das Auto war mehrere Meter unter mir.
    Meine Frau blickte durch das Schiebedach hinauf. Sie sah mich, ihre Augen geweitet, ihr Mund zu einem schockierten O geformt. Sie hob den Arm, ihre Lippen bewegten sich, doch dann schlug sie der Mann mit der Narbe. Ein Faustschlag ins Gesicht, so wuchtig, dass sie gegen die Autotür krachte.
    Ich ließ mich durch das Netzwerk des Gerüsts hinabgleiten, vom Adrenalin in meinen Adern angetrieben, und bremste meinen Fall ein wenig, indem ich mich da und dort kurz festhielt, doch ansonsten überließ ich mich der Schwerkraft. Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Angst gehabt. Nicht um mich selbst – um Lucy und das kleine Bündel. Ich durfte das Auto nicht verlieren. Er entführte meine Frau, er hatte unschuldige Menschen ermordet. Als ich unten war, stürzte ich mich gleich in den Verkehr.
    Ein Mini Cooper schoss ein paar Meter vor mir aus einer Seitenstraße hervor, doch ich blieb nicht stehen, sondern sprintete einfach weiter. Blitzartig kalkulierte ich das Manöver und sprang in dem Moment, als mich der Mini erwischt hätte, über das Autodach. Auf der Straße rollte ich mich über die Schulter ab und war gleich wieder auf den Beinen. Der Schmerz von dem harten Aufprall kam erst später. Ich merkte nicht einmal, dass ich mich verletzt hatte.
    Der Audi brauste mitten durch die Menge, und ich sprintete hinterher und sah den Wagen abbiegen. Es wurde immer schwerer, ihm zu folgen in den Menschenmassen, die aus den Büros und Geschäften strömten, während die Straße von Autos und Bussen und Flüchtenden verstopft war. Als ich zur Straßenecke kam, bog der Audi erneut ab.
    Ich rannte weiter, mein Fuß brannte vor Schmerz. In der Ferne sah ich, wie der Audi herumgerissen wurde, um sich an einem
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