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Todesläufer: Thriller (German Edition)

Todesläufer: Thriller (German Edition)

Titel: Todesläufer: Thriller (German Edition)
Autoren: Frédéric Mars
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Flugbegleiterinnen darüber, dass er in der Auslage am Eingang bestimmte Zeitungen nicht gefunden hatte.
    Trotz der nicht gerade freundlich formulierten Beschwerde bot ihm ein älterer Amerikaner, der auf der anderen Seite des Ganges saß, mit liebenswürdigem Lächeln sein Exemplar der New York Times an. Die Zeitung war auf der Seite 4 bei den internationalen Meldungen aufgeschlagen.
    Dem Einfluss der Presseagenturen und der freiwilligen Gleichschaltung der Redaktionen war es zu verdanken, dass Zerdaoui dort wortwörtlich denselben Artikel sah, den er kurz zuvor aus dem englischen Blatt gescannt und per Mail verschickt hatte.
    Es war 4 Uhr 45. Dem pünktlichen Start der Maschine stand nichts entgegen.

ZWISCHEN 4 UHR 27 GREENWICHZEIT UND 7 UHR 23 EASTERN STANDARD TIME – VON LONDON NACH NEW YORK
Von: Nadir Zerdaoui
    An: [email protected]
    Gesendet: 9. September, 04:27
    Betreff:
    Anlage: boobings.pdf
    Die Wahrheit ist unterwegs, oder besser gesagt, in der Luft. Sie wird sich bald wie eine Epidemie ausbreiten, am Himmel über New York explodieren und Aufsehen erregen.
    Die Amerikaner werden endlich begreifen, welche Fehler sie begangen haben, und erkennen, wie sehr sie von ihren politischen Führern belogen und betrogen worden sind.
    Wir sehen uns im Paradies Allahs wieder, mein Bruder.
    NZ
    4 UHR 27 GREENWICHZEIT
    Kaum hatte Zerdaoui auf »Senden« geklickt, wurde seine Mail über das WLAN -Netzwerk des Flughafens Heathrow übertragen. Wie alle auf diesem Wege seit 2005 abgesandten E-Mails wurde sie trotz der den Benutzern gegebenen Garantie, dass der gesamte Datenverkehr über einen Sicherheitsserver geleitet würde, vom Satelliten Orion abgefangen, den die amerikanische Nationale Sicherheitsbehörde NSA am 9. September 2003 mithilfe einer Titanrakete vom Typ 401B in eine Erdumlaufbahn gebracht hatte.
    Von dort aus gelangte die Nachricht in weniger als einer Sekunde über die riesigen Parabolantennen von Menwith Hill in Yorkshire zurück zur Erde. Diese unter weißen Gewebekuppeln verborgene Anlage ist die größte Echelon-Station der NSA außerhalb der Vereinigten Staaten.
    Die Algorithmen der fünf Supercomputer vom Typ Cray T3E-1350 registrierten Zerdaouis Botschaft nach folgenden Kriterien: 1. arabisch klingender Absendername, 2. arabische Schriftzeichen in Betreff oder Text, 3. Verwendung von mindestens drei zweifelhaften oder verdächtigen Begriffen, nämlich »Wahrheit«, »Epidemie«, »explodieren« und »Allah«. In diesem Kontext galt offenbar auch das Wort »Bruder« nicht als harmlos, denn es genügte, um die künstliche Intelligenz des Superrechners aktiv werden zu lassen.
    4 UHR 35 GREENWICHZEIT
    John Kendrick, einer der zehn um diese Stunde diensthabenden Analysten, entdeckte in seiner Liste abgefangener Mitteilungen Zerdaouis Mail mit dem Vermerk »zu überwachen«. Da er der arabischen Schrift nicht mächtig war, zog er einen der Übersetzer hinzu, die in der auf der grünen Wiese errichteten Hochsicherheitsanlage tätig waren. Er musste erst wissen, was in dieser Mail stand, bevor er über sein weiteres Vorgehen entscheiden konnte.
    4 UHR 54 GREENWICHZEIT
    Der Übersetzer erschien erst, nachdem er in aller Ruhe seine Tasse Tee ausgetrunken hatte. Als er die Betreffzeile sah, erklärte er: »Die Schriftzeichen links bedeuten ›New York‹ auf Arabisch. Es geht also um New York.«
    »Danke, das war uns bereits bekannt«, knurrte Kendrick, »das steht auch in der Mail.«
    »Aber der Anfang des Satzes macht mir mehr Schwierigkeiten …«
    »Ja?«
    John hatte oft Grund, darüber zu klagen, dass die Arabisch-Übersetzer in Menwith Hill ihrer Aufgabe nicht gewachsen waren. Da aber die Leitung der NSA nicht bereit war, Muttersprachler aus der Golfregion oder dem Mittleren Osten einzustellen, begnügte man sich für gewöhnlich mit ehemaligen Marine-Infanteristen, die im Irak oder in Afghanistan gedient hatten und kaum mehr als die Anfangsgründe der Sprache beherrschten.
    »Das Wort ist nicht besonders geläufig … Könnte es ›Bowling‹ heißen?«
    »Bowling! Du willst mich wohl verarschen? ›Bowling‹ in New York? Ist das alles, was du mir zu bieten hast?«
    »Oder ›bombing‹, was meinst du …«, schlug der andere vor.
    Als John Kendrick den Anhang der Mail öffnete, eine nahezu fehlerlose Wiedergabe des Artikels aus dem Guardian , musste er schlucken. Da ging es tatsächlich um »bombing« oder, wie das Wortspiel im Betreff nahelegte, um » boobing «, ein Mischwort
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