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Todeskleid: Thriller (German Edition)

Todeskleid: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskleid: Thriller (German Edition)
Autoren: Karen Rose
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war eine ihrer frühesten Kindheitserinnerungen, doch davon erzählte sie so gut wie nie. »Eine Mutter, die ihrem zugedröhnten Lover erlaubt, ihr Kind zu begrapschen? Nein.«
    Der sechsjährige Zachary war Gegenstand eines brutalen Sorgerechtsstreits gewesen. Mom war kokainabhängig geworden, und Dad hatte die Scheidung eingereicht und das alleinige Sorgerecht beantragt. Mom hatte dagegen geklagt und behauptet, sie sei längst wieder clean. Aus Angst, das Gericht würde sich auf die Seite der Mutter schlagen, hatte John Davis Clay engagiert, um zu beweisen, dass seine Ex-Frau immer noch Drogen konsumierte.
    Was der Grund dafür gewesen war, dass Paige als neuestes Mitglied von Clays Detektei die ganze Nacht vor Sylvias Wohnung gesessen und Bilder gemacht hatte.
    »Er hätte den Jungen vergewaltigt«, sagte Clay. »Du hast das verhindert. Jetzt kriegen sie Sylvia wegen Drogenbesitz und Kinderprostitution dran.«
    »Ich hatte Glück, der Streifenwagen kam nur eine Minute nachdem ich den Notruf gewählt hatte. Allerdings wäre ich selbst reingegangen, hätte es länger gedauert – zur Not hätte ich sogar die Tür eingetreten. Unter keinen Umständen hätte ich zugesehen, wie dieser Kerl sich an dem Kind vergreift.«
    »Ich wohl auch nicht, aber dieser Kerl hatte dummerweise eine Pistole. Und gegen die kann selbst dein Schwarzer Gürtel nichts ausrichten.«
    Paige ertappte sich dabei, wie sie unweigerlich ihre Schulter rieb, wo eine hässliche wulstige Narbe ihre Haut verunzierte. Clay hatte sich nett ausgedrückt, hatte sich verkniffen, hinzuzufügen: Genauso wenig wie im vergangenen Sommer.
    Plötzlich waren ihre Handflächen schweißfeucht. Sie wischte sie an ihrer Jeans ab und straffte den Rücken. »Ich hatte meine Waffe dabei.« Damals hatte sie keine gehabt. Diesen Fehler werde ich nie wieder machen.
    »Er hätte zuerst geschossen.«
    »Dann zeig mir deine Spezialtricks, damit ich einen Raum betreten kann, ohne mir eine Kugel einzufangen.« Ihre Stimme war hart und spröde geworden.
    Bevor er Privatermittler geworden war, hatte Clay in Washington als Polizist gearbeitet. Davor hatte er bei den Marines Rekruten ausgebildet, und sie war im Grunde nichts anderes als das: eine Rekrutin, ein Ermittlerneuling. Die vielen Jahre, die sie schon verschiedene Kampfkünste trainierte, hatten ihr jedoch einen tiefen Respekt vor den Meistern eingeimpft, weswegen sie jetzt ihren Tonfall korrigierte. »Bitte«, setzte sie ruhiger hinzu.
    »Okay. Morgen. Du hast eine harte Nacht hinter dir, und dazu brauchst du einen klaren Kopf. Nimm dir heute frei.«
    »Ja, vielleicht. Oder ich arbeite von zu Hause. An Marias Fall gibt es noch einiges zu tun.«
    »Den Fall, den du pro bono übernommen hast«, sagte er mit einem Hauch von Missbilligung.
    »Du hättest es nicht anders gemacht, Clay.«
    Er seufzte. »Paige, jeder Knastbruder hat eine Mama, die von der Unschuld ihres Sohnes überzeugt ist.«
    »Ich weiß, dass du mich für naiv hältst«, antwortete sie. »Alles hat dafürgesprochen, dass Ramon Muñoz schuldig ist, aber ein paar Einzelheiten passen nicht. Schlimmstenfalls ackere ich mich durch stapelweise Prozessprotokolle und sammle Erfahrung.« Sie dachte an die Tränen in Marias Augen, als sie sie um Hilfe gebeten hatte. »Im besten Fall kann ich Mama Muñoz ein bisschen Frieden verschaffen.«
    »Verwende nur nicht zu viel Zeit darauf, okay? Wir müssen auch unsere Stromrechnung bezahlen.«
    »Maria will nachher vorbeikommen und mir neue Informationen bringen. Wenn die nichts taugen, lasse ich die Finger davon. Wenn doch, kannst du ja mal einen Blick daraufwerfen. Ich muss jetzt Schluss machen. Ich brauche einen Kaffee.«
    Das Quietschen von Reifen ließ sie herumfahren. Beim Anblick des Minivans, der auf sie zuschoss, reagierte sie sofort. Sie sprang zur Seite, riss Peabody an der Leine mit sich und landete hart auf Knien und Händen im Matsch. Hinter sich hörte sie das Knirschen von Metall. Einen Moment lang verharrte sie reglos und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
    Endlich drang Peabodys Gebell zu ihr durch, und sie blickte wie betäubt auf. »Sitz«, befahl sie ihm, und er senkte zitternd vor Erwartung das Hinterteil.
    »Paige? Paige! «, drangen Clays Rufe aus ihrem Handy, das ein paar Meter entfernt auf dem Boden lag. Noch immer auf allen vieren, kroch sie hin und nahm es an sich, während sie sich gleichzeitig umwandte und nach dem Van Ausschau hielt. Ihr Herz hämmerte wild.
    »Alles in Ordnung, ich bin wieder
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