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Todeshaus am Deich

Todeshaus am Deich

Titel: Todeshaus am Deich
Autoren: Hannes Nygaard
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Maaß. Vorletzte Tür links.« Sie
streckte den Arm aus und wies den gefliesten Gang entlang.
    Christoph steuerte auf das Büro des Sachgebietsleiters
zu. Nach einem kurzen Anklopfen und einem leisen »Herein« betrat er die triste
Amtsstube vor Große Jäger. Auch Saskia Willich war ihnen gefolgt und drängte
sich in den Raum.
    Hinter dem Schreibtisch saß ein vielleicht
fünfzigjähriger Mann mit grauen Schläfen. An der Stirn waren die Haare zu
ausgeprägten Geheimratsecken schon weit zurückgewichen. Lediglich in der Mitte
stand noch ein kleines Büschel wie eine Insel.
    Christoph stellte sich vor. Maaß nickte, wies mit der
Hand auf die Besucherstühle und verlangte die Dienstausweise. Sorgfältig
studierte er die Dokumente und gab sie zurück.
    »Was kann ich für Sie tun?« In seiner Stimme schwang
ein Hauch von Unsicherheit mit. Während er sprach, suchten seine Augen Saskia
Willich.
    »Sie sind der Vorgesetzte von Frau Willich?«
    Maaß nickte, während seine Hände unruhig mit einer
Büroklammer spielten.
    »Frau Willich hatte in der vergangenen Woche Urlaub.
Sie auch.«
    Schnell wechselten Maaß und Saskia Willich einen
Blick.
    »Ist das von Bewandtnis?«, fragte der
Sachgebietsleiter.
    »Ja. Weil Sie bestätigen können, dass Frau Willich am
vergangenen Donnerstag mit Ihnen zusammen war. Jetzt möchten wir gern wissen,
wo Sie sich aufgehalten haben.«
    Statt einer Antwort drehte sich Maaß zu der Frau um.
    »Wie kommst du dazu, darüber zu reden?«, fuhr er sie
an. »Hatten wir nicht Diskretion vereinbart? Musst du unsere ganz private
Angelegenheit breittreten?«
    »Ich habe nichts gesagt«, stammelte Saskia Willich.
»Wirklich nicht, Rupert.«
    Ärgerlich fuhr Maaß mit der Hand durch die Luft. »Ach
was. Fehlt nur noch, dass du behauptest, ich wäre dir hinterhergestiegen.«
    »Wo waren Sie?«, fragte Christoph.
    »Nun ist auch alles egal«, schimpfte Maaß erbost.
»Meine Frau war für zwei Wochen zu ihrer Mutter verreist. Die letzte Woche war
Saskia bei mir.«
    »Dauert Ihr Verhältnis schon länger?«
    »Ist das nicht meine Privatsache?«
    Große Jäger grinste breit.
    »Nee, nun nicht mehr. Wir möchten gern ein wenig an
Ihrem Techtelmechtel teilhaben.«
    »Wir kennen uns schon seit drei Jahren auf privater
Basis«, umschrieb Maaß das Verhältnis mit seiner Mitarbeiterin. »Bisher ist
alles still und diskret abgelaufen. Doch damit dürfte es nun vorbei sein.« Ein
wütender Blick streifte Saskia Willich. »Kann man sich nicht auf die
Verschwiegenheit der Frauen verlassen?«
    »Ich habe wirklich nichts verraten.« Die Frau sprach
in einem flehenden Tonfall.
    »Woher wissen die beiden denn von uns?«, donnerte Maaß
sie an.
    »Nun man ruhig Blut, Kollege«, mischte sich Große
Jäger ein.
    »Frau Willich hat wirklich geschwiegen«, bestätigte
Christoph.
    Er musste nicht verraten, dass es eine intuitive Idee
von ihm gewesen war, nachdem er bei seinem ersten Besuch auf dem Finanzamt
gehört hatte, dass parallel zur Saskia Willich auch deren Chef im Urlaub war.
Die vage Vermutung hatte sich als zutreffend erwiesen.
    »Sie können bestätigen, dass Frau Willich in der
vergangenen Woche mit Ihnen zusammen war.«
    »Ja. Mit Ausnahme des Sonnabendnachmittags. Da war sie
allein unterwegs. Sie wollte sich mit einem älteren Herrn treffen, einem
Bekannten ihrer Tante.«
    Wenn Maaß unaufgefordert die Begegnung zwischen Saskia
Willich und von Hasenteuffel im Café Jacqueline erwähnte, konnte man davon
ausgehen, dass er auch beim Alibi für die Frau die Wahrheit sagte.
    »Wir bitten Sie, während der üblichen Bürozeiten zu
uns auf die Dienststelle zu kommen, damit wir Ihre Aussage zu Protokoll nehmen
können.«
    Christoph ließ unerwähnt, dass er auch noch eine
Gegenüberstellung mit dem Nachbarn plante, der Trude Beckerling und den
Unbekannten vor Saskia Willichs Wohnung gesehen hatte. Allerdings glaubte
Christoph nicht, dass Rupert Maaß dieser Mann gewesen war.
    Sie verließen das Finanzamt und kehrten zur
Dienststelle zurück.
    »Damit dürfte Saskia Willich aus dem Kreis der
Verdächtigen ausscheiden. Nun ist es auch verständlich, dass sie so beharrlich
geschwiegen hat. Sie wollte nicht preisgeben, dass sie ein Verhältnis mit ihrem
Chef hat«, sagte Christoph.
    Große Jäger brummte nur zustimmend.
    *
    Mommsen saß immer noch hinter seinem Computer, als sie
das Büro betraten. Auf Christophs Schreibtisch stand ein Karton, in dem diverse
ungeordnete Papiere lagen.
    »Was ist das?«
    Mommsen sah
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