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Todeshaus am Deich

Todeshaus am Deich

Titel: Todeshaus am Deich
Autoren: Hannes Nygaard
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vorhergehenden. Die Nummern
waren in direkter Folge. Christoph war aufgefallen, dass die Kontotransaktionen
am vergangenen Freitag ausgeführt worden waren und nicht am Donnerstag, wie
Mommsen anhand der Zeitstempel auf von Hasenteuffels Computer festgestellt
hatte. Der Baron hatte die Eintragungen auf seinem Computer zeitlich
manipuliert.
    »Ich habe etwas entdeckt«, sagte Christoph.
    »Ich auch«, erwiderte Mommsen.
    Christoph nickte dem jungen Kommissar zu.
    »Ich habe mir auf den Internetseiten die
Kurzgeschichten angesehen, die von Hasenteuffel am letzten Donnerstag dorthin
übertragen hat. Die sind alle am Nachmittag veröffentlicht worden, wenige
Minuten nachdem sie der Baron zuletzt auf seinem Computer gespeichert hatte. Allerdings
am Freitag. Dann habe ich weitergesucht. Der Mann war sehr gescheit. Er hat
seinen Rechner manipuliert, indem er das Tagesdatum vom Freitag auf den
Donnerstag verändert hat. Es sah so aus, als hätte er am Donnerstag zu der
fraglichen Zeit, als Trude Beckerling verschwand, durchgängig an seinem Rechner
gearbeitet. Dieses Alibi hätte er uns gegenüber irgendwann aus dem Hut
gezaubert.«
    Christoph berichtete von seiner Entdeckung.
    »Damit schließt sich der Kreis. Fast wären wir auf die
manipulierten Daten hereingefallen. Wer traut einem alten Mann so viel
Cleverness im Umgang mit Computern zu? Und darin liegt auch das Motiv. Von
Hasenteuffel wollte uns und allen anderen beweisen, dass Senioren nicht
abgeschrieben, sondern durchaus zu außergewöhnlichen Taten fähig sind. Dabei
ist er über das Ziel hinausgeschossen und hat Menschen umgebracht. Es
entschuldigt auch nicht, dass er Opfer ausgewählt hat, deren Lebenserwartung
ohnehin begrenzt war.«
    »Zudem hat er mit seinen Taten späte Rache an der
Gesellschaft geübt, die ihn verspottet hat. Seine Morde bringen
gesellschaftliche Schande über die ferne Familie, obwohl die in keinem
Zusammenhang damit steht. Die Sippenhaft wirkt dennoch. Auf diese Weise straft
er die ab, die ihn verstoßen haben«, sagte Große Jäger.
    »Wie lange hätte der Mann uns noch an der Nase
herumführen können? Wenn er nicht selbst einem natürlichen Tod erlegen wäre,
hätte es vielleicht weitere Opfer gegeben. Wer wäre der Nächste gewesen? Der
Kapitän? Seelig? Kubelka?«
    »Darüber zu sinnieren führt uns nicht weiter«,
antwortete Große Jäger. »Ich muss dir Abbitte leisten, weil ich an deinem
ersten leisen Verdacht gegenüber dem Kaninchensatan gezweifelt habe.« Er
klimperte Christoph mit den Augenlidern zu. »Zumindest darf ich jetzt ungerügt
vom Teufel sprechen. Wir haben so viele Beweise, dass wir das ›von Hasen‹ ruhig
weglassen können.«
    »Und was ist mit Bruno Steinträger? Der ist
schließlich nach von Hasenteuffel gestorben«, warf Mommsen ein.
    »Das hat mich zuerst auch irritiert«, erklärte
Christoph. »Aber von Hasenteuffel hat den Tropf vor seinem Tod mit Insulin
manipuliert. Er hat es dem Zufall überlassen, wer das nächste Opfer sein
sollte. Und auch die Tatzeit war nicht vorhersehbar. Und diese Konstellation,
die einem Glücksspiel glich, hätte uns weiter im Ungewissen gelassen. Ich
möchte wetten, dass die Spurensicherung auf dem Tropf keinen Fingerabdruck des
Mannes finden wird, dafür aber Anzeichen, dass der Behälter gründlich
abgerieben wurde. Alle nachweisbaren Prints stammen nur vom Personal, das völlig
ahnungslos die ›Mordwaffe‹ in Händen hielt. Zwangsläufig hätten wir unsere
Ermittlungen in diese Richtung gelenkt.«
    »Und von Hasenteuffel hätte weitergemordet, bis wir
ihm auf die Schliche gekommen wären«, sagte Große Jäger.
    Begleitet von einem lauten Stöhnen reckte sich der
Oberkommissar. Dann sah er Mommsen an.
    »Weißt du, was ich glaube, Kleiner? Wenn unser
Christoph sich weiter ordentlich bemüht, kann vielleicht irgendwann einmal ein
brauchbarer Kriminalist aus ihm werden.«

Hannes Nygaard
    MORD AN DER LEINE
    Niedersachsen Krimi
    ISBN 978-3-86358-041-4
    »Nygaard entwickelt Sinn für Hannover, eine Stadt, in der Morde noch selten sind und deshalb sich dieser ›Mord an der Leine‹ umso aufregender gestaltet.«
    NDR 1, Niedersachsen

Leseprobe zu Hannes Nygaard,
Mord an der Leine
:
    EINS
    Die tief liegenden Wolken hüllten die Stadt in ein
düsteres Grau. Wo sonst eine farbenfrohe Schaufenstergestaltung, ein
blumengeschmückter Balkon oder das aufreizende Bunt der nachsommerlichen
Frauenkleidung dem Auge einen Anhaltspunkt bot, deckte der kräftige Landregen
heute alles zu.
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