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Todeshaus am Deich

Todeshaus am Deich

Titel: Todeshaus am Deich
Autoren: Hannes Nygaard
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eine mögliche Spur.«
    »Die Idee ist gut,
Harm.« Große Jäger tippte sich mit dem Finger an die Stirn, dann sah er
Christoph an. »Das muss aber nicht heißen, dass ich mit Tante Hilke von Disco
zu Disco ziehe. Ich übernehme freiwillig den Kneipentörn. Und wer begleitet
mich?« Er sah seine beiden Kollegen an, schüttelte dann aber den Kopf. »Nee, lass
man. Für einen solchen Einsatz seid ihr beide nicht stressfest genug.«
    Christoph sah auf
die Uhr. »Die Kieler lassen sich aber viel Zeit. Wir haben immer noch nichts
von der Obduktion des toten Rentners gehört. Ich werde Jürgensen anrufen.
Vielleicht liegt ihm schon eine Information vor.«
    Doch Christophs
Bemühungen waren erfolglos. Der Leiter der Kriminaltechnik war nicht an seinem
Flensburger Schreibtisch, sondern zu einem Einsatz unterwegs. Eine halbe Stunde
später meldete sich das Landeskriminalamt Kiel bei ihm.
    »Hallo, Frau Dr.
Braun«, sagte Christoph, was Große Jäger veranlasste, die Hände zu falten und
entsetzt die Augen zu verdrehen.
    »Es geht um den
Todesfall zum Nachteil des Paul Schüttemann«, begann die Kollegin aus der
Landeshauptstadt. »Ich weiß nicht, wer hinter Ihnen steht und bei Ihren
Vorgängen stets so einen ungemeinen Druck auf uns ausübt.«
    »Liebe Frau Dr.
Braun«, warf Christoph ein. »Der Tod ist am Montag eingetreten. Heute ist
Mittwoch. Wir warten bereits seit gestern auf Ihre Ergebnisse.«
    »Sie haben falsche
Vorstellungen von unserer Arbeit«, antwortete Dr. Braun pikiert. »Sie haben gut
reden. Ihr Verantwortungsbereich umfasst nur einen engen regionalen Bezirk. Wir
hingegen müssen die Fälle des ganzen Landes abdecken. Sie glauben nicht, welche
Arbeit damit verbunden ist und welcher Einsatz uns abverlangt wird.«
    »Ich weiß. Auch wenn
wir nur einen kleinen Ausschnitt aus der Polizeiarbeit miterleben, verraten Sie
mir doch bitte, was die Obduktion ergeben hat.«
    Dr. Braun legte eine
kleine Kunstpause ein, bevor sie mit der Erklärung begann.
    »Zunächst einmal ist
es bemerkenswert, dass ein Laie auf die vorliegenden Unregelmäßigkeiten
gestoßen ist.«
    Christoph unterbrach
sie.
    »Laie? Das hat eine
erfahrene Ärztin festgestellt. Und der Anfangsverdacht wurde durch einen ebenso
erfahrenen Kollegen bestätigt. Insoweit kann man kaum von Laien sprechen.«
    Christoph hörte das
Schnaufen in der Leitung.
    »Praktizierende
Ärzte verfügen grundsätzlich nicht über fundiertes Wissen bei der Beurteilung
unnatürlicher Todesursachen«, beharrte Dr. Braun auf ihrem Standpunkt. »Darf
ich Ihnen jetzt den Sachverhalt erläutern?«
    Sie wartete
Christophs Antwort nicht ab. »Wenn vor Eintritt des Todes schwere Anstrengungen
oder Krämpfe vorausgehen, kommt es häufig vor, dass die Leichenstarre …«
    Christoph kannte die
umständliche Art der leitenden Mitarbeiterin der naturwissenschaftlichen
Kriminaltechnik des LKA , deshalb
unterbrach er sie.
    »Das alles hat uns
Frau Dr. Michalke bereits erklärt. Uns interessiert, ob Paul Schüttemann eines
natürlichen Todes gestorben ist.«
    Jetzt war Dr. Braun
sichtlich verstimmt.
    »So? Dann wissen Sie
also um die Nysten’sche Regel?«
    »Nein«, gestand
Christoph ein. »Was besagt die?«
    Es entstand eine
Pause, bevor Dr. Braun weitersprach.
    »Dann geben Sie mir
doch Gelegenheit, es Ihnen zu erläutern. Diese Regel besagt, dass die
Leichenstarre an den Augenlidern beginnt und sich körperabwärts fortsetzt.«
    Erneut unterbrach
Christoph. »Verzeihung. Aber das ist uns bekannt. Können Sie mir mit wenigen
Worten sagen, woran der alte Mann gestorben ist?«
    »Todesursache war
eine Aspiration von Fremdkörpern in der Trachea. Das hat zu einer Apnoe
geführt, deren Folge der Exitus war. Die toxikologische Untersuchung war
bedingt positiv.«
    Erneut herrschte
Schweigen in der Leitung, bis Christoph fragte: »Können Sie das auch einem
medizinischen Laien erläutern?«
    »Paul Schüttemann
ist an Sauerstoffmangel gestorben«, antwortete Dr. Braun spitz. »Der wurde
durch die Behinderung der Luftzufuhr in der Luftröhre durch einen Fremdkörper
verursacht. Und Exitus heißt Tod.«
    »Was war das für ein
Fremdkörper?«
    »Ein Stück Apfel.«
    »Apfel? Sind Sie
sich sicher?«
    »Was glauben Sie?
Wir machen unsere Arbeit gründlich.«
    »Können Sie uns dazu
noch weitere Einzelheiten nennen?«
    »Wie meinen Sie das?
Wollen Sie noch wissen, welche Sorte?«
    »Nein! War das Stück
abgebissen? Abgebrochen? Oder gar abgeschnitten?«
    Christoph hörte
Papier
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