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Todeshaus am Deich

Todeshaus am Deich

Titel: Todeshaus am Deich
Autoren: Hannes Nygaard
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einer mehr
kameradschaftlichen Partnerschaft entwickelt, und beide, Christoph und Dagmar,
ahnten voneinander, dass beim anderen keine strengen Maßstäbe mehr an die
eheliche Treue angelegt wurden.
    »Also gut, dann werde ich mir auch einen ruhigen Abend
machen«, seufzte Christoph. »Du hast dann genug Zeit, deine Anflüge von
Eifersucht abdampfen zu lassen.«
    »Paah! Eifersucht«, empörte sich Anna, obwohl ihre
Stimme nicht mehr so abweisend klang. »Lass uns später noch einmal miteinander
telefonieren. Ich habe jetzt zu tun. Wir haben das Wartezimmer voll. Tschüss.«
Christoph hörte noch ein versöhnlich klingendes Schmatzen in der Leitung, das
wohl die Andeutung eines Kusses gewesen sein sollte, bevor die Verbindung
unterbrochen wurde.
    Dann sah er Mommsen an. »Wir sollten in Sachen Thorben
Althoff auch eine Nachricht an die örtliche Presse geben und den jungen Mann
bitten, sich umgehend bei uns zu melden.«
    »Ich kümmere mich darum«, versicherte der junge
Kommissar.

ZWEI
    Ein leichter
Dunstschleier hing noch zwischen den Bäumen im Schlosspark, als Christoph in
Höhe des alten Wasserturms von der »Neustadt« in die Parkanlage abbog. Er
genoss den morgendlichen Fußweg vom Stadtrand zur Dienststelle. In der Berliner
Straße bewohnte er unter dem Dach eines der Siedlungshäuschen ein kleines Apartment.
Er hatte sich im Laufe der Zeit auch mit den Eigenheiten seiner Vermieterin,
einer liebenswerten älteren Dame, arrangiert, die ihm gelegentlich mit ihrer
mütterlichen Fürsorge auf die Nerven ging.
    Jetzt würde es nicht
mehr lange dauern, bis die vielen Millionen Krokusse im Schlosspark zu blühen
begannen und das ganze Areal in einen violetten Farbzauber verwandeln würden,
an dem sich das Auge nicht sattsehen konnte. Nicht umsonst war die Husumer
Krokusblüte weithin bekannt und lockte jedes Jahr die Besucher in Heerscharen
an. Leider, so fanden manche Einheimische, wuchs auch das Spektakel rund um
dieses Ereignis und verlieh diesem einmaligen Naturschauspiel einen
jahrmarktsähnlichen Charakter.
    Im Schlossgang, dem
Fußweg vom Schlosspark zum Marktplatz, sah er, dass in dem markanten Gebäude
auf der rechten Seite, wo Dr. Hinrichsen seine Praxis betrieb, bereits Licht
brannte. Anna, die er seit seiner Rückkehr aus Kiel noch nicht wiedergesehen
hatte, würde bereits die ersten Patienten empfangen haben.
    Christoph überquerte
den Marktplatz, ging durch die Rote Pforte, den ehemaligen Busbahnhof der
Stadt, und folgte dem Austieg, einem Fußweg, der an der Rückseite der
Herzog-Adolf-Straße vorbeiführte, in der Große Jäger wohnte. Mit einem
Schmunzeln bemerkte er, dass in der Wohnung des Oberkommissars noch Licht
brannte. Große Jäger würde, wie fast immer, der Letzte sein, der zum Dienst
kam.
    »Moin«, grüßte
Christoph, als er das Büro betrat. Mommsen hatte bereits Tee gekocht. Es war
ein eingespieltes Ritual, das Christoph nicht mehr missen mochte. Wie an allen
Arbeitsplätzen üblich tauschten sie ein paar Belanglosigkeiten über bedeutsame
und weniger wichtige Ereignisse aus der weiten und der regionalen Welt aus.
    Es dauerte noch eine
weitere halbe Stunde, bis Große Jäger erschien. Der Oberkommissar quetschte ein
eher müdes »Moin« zwischen den Zähnen hervor und zog die Schreibtischschublade
heraus, um dort seine Füße zu parken. Mit einem befriedigten Grunzlaut stellte
er fest, dass Mommsen auch Kaffee gekocht hatte, obwohl er der Einzige im Büro
war, der ihn trank. Er zündete sich eine Zigarette an, blies genussvoll den
Rauch in den Raum und drehte sich dann zu Christoph um.
    »Bei unserer Suche
nach Thorben Althoff sind Hilke und ich gestern nicht weitergekommen. Wir haben
mit ehemaligen Nachbarn gesprochen, die ihn als unauffällig schilderten. Sein
Vermieter hat ihn übel beschimpft. Althoff hat ihn nicht nur um die Miete
betrogen, sondern bei seinem überhasteten Auszug auch noch einen Dreckstall
hinterlassen. Überall in der Wohnung lag der Müll herum. Leere Flaschen,
Verpackungsmüll, geöffnete Lebensmittelkonserven – es muss ein
unbeschreiblicher Dreck gewesen sein, in dem Althoff dort gehaust hat. Der
Vermieter meinte, bei diesem Chaos hätte es ihn auch nicht verwundert, wenn
Althoff über Nacht geflüchtet wäre, selbst wenn er keine Mietrückstände gehabt
hätte.«
    »Ähnlich hat sich
der zweite Vermieter geäußert, der sich aufgrund des Presseaufrufs gestern bei
uns gemeldet hat«, mischte sich Mommsen ein. »Der Stimme nach muss es ein schon
älterer
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