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Todesglocken für John Sinclair

Todesglocken für John Sinclair

Titel: Todesglocken für John Sinclair
Autoren: Jason Dark
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gekommen zu sein. Da bewegte sich jeder. Die fetzige Musik dröhnte durch die Halle, und ich hatte das Gefühl, auf einem schwankenden Boden zu stehen, der sich erst allmählich glättete. Dann ging ich vor und versuchte gleichzeitig, mich zu orientieren. Rechts von mir ballten sich im bunten Lichtermeer und unter einer gewaltigen Rauchwolke die Tänzer. Mädchen und Jungen drehten sich unter den Klängen der heißen Rhythmen. Es war eine Mischung zwischen Rock und Breakdance. Regelrechte Künstler sah ich unter den Tänzern, die ihre Figuren auf dem Boden vorführten, wie Gummipuppen wieder in die Höhe schnellten, zusammenfielen, sich auf dem Kopf drehten, so daß das Spiel wieder von vorne begann.
    Hier konnte man sich austoben. Hier wurde auch der beklatscht, der während des Tages nur frustrierende Niederlagen einstecken mußte. So schaffte er es, sich abzureagieren und Anerkennung zu finden. Es waren verrückte Gestalten darunter. Alle Haarfarben sah ich. Vom strahlenden Weiß über ein Rostrot bis hin zum poppigen Grün. Oft hatten sich die jungen Gäste ihre Gesichter wie dämonische Masken geschminkt. Farbstriche, Kreise oder nur bleicher Puder gaben ihnen ein unwirkliches Aussehen. Hinzu kam noch das farbige Licht, so daß die Tänzer wie Gestalten aus einem psychedelischen Alptraum aussahen. Sie paßten in diese Hölle aus Musik und Licht.
    Ich schob mich weiter. In der linken Hälfte des großen Raumes sah ich das, was ich gesucht hatte.
    Die große Bar. Wie ein breites Hufeisen war sie aufgebaut worden. In ihrer Nähe entdeckte ich kleine Nischen, die mit Tischen und Stühlen ausgefüllt waren.
    Die Musik war in Barnähe nicht so laut, so daß man sich dort unterhalten konnte.
    Ich suchte nach einem freien Hocker und fand ihn in der linken Ecke. Mit grünem Stoff waren die Hocker bespannt. Meiner zeigte Brandflecken. Ich pustete die Zigarettenasche weg und ließ mich nieder. In der Nähe hing eine Lampe, die mich störte. Ich drückte den grünen Schirm zur Seite und wunderte mich, daß er in der Stellung blieb und die Lampe nicht mehr zurückschwang. Der Ort, an dem ich saß, war gar nicht mal so schlecht gewählt. Ich hatte von hier einen guten Überblick und konnte fast die gesamte Bar mit meinen Blicken erfassen. Eine Stelle war freigelassen worden, weil die Serviererinnen von dort die Getränke holten. Es waren Mädchen auf Rollschuhen, die schwarze Trikots und rote Netzstrümpfe trugen und auf dem Kopf eine hochgeschobene Hexenmaske. Die Gesichter waren frei. Jedes Mädchen war mit einer anderen Maske ausstaffiert worden, und ich fragte mich, was dieser Mummenschanz eigentlich sollte.
    Hinter der Bar bedienten fünf Leute. Drei Mädchen und zwei Knaben. Sie waren nicht uniformiert gekleidet, sondern trugen Sachen, die sie auch auf der Straße hätten anziehen können.
    »Was willst du trinken?« wurde ich gefragt.
    »Einen Whisky. Scotch.«
    »Jawohl, Sir.«
    Die Kleine war schnell. Innerhalb der nächsten Sekunden stand das Glas vor mir. Das Mädchen wollte auch kassieren, ich gab ihr das Geld und hielt gleichzeitig ihre Handgelenk fest.
    Überrascht schaute sie mich an und hörte meine Frage. »Wo kann ich Gwendolyn finden?«
    »Gwen?«
    »Ja.«
    »Was willst du denn von ihr?«
    »Ich bin mit ihr verabredet. Sie hat mich herbestellt.«
    »Aber sie hat zu tun.«
    »Wieso?«
    Das Mädchen von der Bar hob die Schultern. Erst jetzt fiel mir auf, daß sie unter der dünnen Bluse nichts trug. »Ich weiß nicht. Gwen muß bedienen. Manchmal tanzt sie auch…«
    »Sie wird ja wohl für ein paar Minuten Zeit finden.«
    »Ja, sie hat gleich Pause.«
    »Wann?«
    »In zehn Minuten.«
    »Gut, dann warte ich währenddessen.« Ich erntete noch einen mißtrauischen Blick.
    »Und sie weiß wirklich Bescheid, daß du sie sprechen willst?«
    »Du kannst sie fragen.«
    »Okay, das mache ich. Aber wenn du versuchst, sie auf diese Art anzumachen, bekommt dir das nicht. Uns sind nämlich eure Tricks alle bekannt, weißt du.«
    »Klar.« Ich mußte lächeln, weil die andere alles dramatisierte. Der erste Schluck rann durch meine Kehle.
    Mir schmeckte der Whisky gut. Ich zündete mir eine Zigarette an, setzte mich bequemer hin und dachte darüber nach, weshalb ich überhaupt in diesem Lokal hockte.
    Der Grund war mir selbst unbekannt.
    Diese Gwendolyn kannte ich auch nicht. Ich hatte nur eine Nachricht bekommen, daß sie mich sprechen wollte. Angeblich war es sehr wichtig. Auch sollte ich allein kommen, denn zwei
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