Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesglocken für John Sinclair

Todesglocken für John Sinclair

Titel: Todesglocken für John Sinclair
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
war, ein Außenseiter zu sein. Ich gehörte nicht zur Schickeria und war auch kein Trendsetter. Obwohl die Straße schneeglatt war, gab es immer Leute, die auf ihr Auto nicht verzichten wollten. Die Wagen krochen an mir vorbei. Ihre Scheinwerfer wirkten unnatürlich blaß, und auf manchen Fahrzeugen lagen dicke Schneehauben. Ich sah auch Eiszapfen an Fensterbänken. Bars und Sex Shops hielten ihre Türen geschlossen. Soho wirkte wie tot.
    Nur die Leuchtreklamen Übergossen den weißbraunen Schnee mit bunten Mustern, die überhaupt nicht in diese Kälte hineinpassen wollten. Sehr weit brauchte ich nicht mehr zu laufen, denn ich sah bereits mein Ziel.
    Die Leuchtreklame des Witch-go-go war die farbigste und auch die breiteste, denn sie strahlte über die Straße hinweg, wo sie sich auf der anderen Seite mit den dort zuckenden Reklamen vermischte. Vor dem Schuppen war trotz der Kälte einiges los. Viele Besucher waren mit fahrbaren Untersätzen erschienen, wobei die Zweiräder überwogen. Die heißen Öfen waren auf dem Gehsteig geparkt worden und bekamen allmählich eine Schicht aus Rauhreif verpaßt.
    Ich sah auch die beiden Mädchen wieder. Sie waren bereits von zwei farbigen jungen Männern erwartet worden und betraten soeben das Lokal. Ich blieb noch davor stehen und schaute an der Fassade hoch. Es war ein altes Haus, in dem das Lokal eingerichtet worden war. Ein breiter Eingang aus zwei Türhälften zeigte ein verzerrtes Hexengesicht von giftgrüner Farbe. Wenn jemand die Tür aufstieß, wurde das Gesicht geteilt, so daß nur mehr eine Hälfte zu erkennen war. Über der Tür und noch unter der Reklame, sah ich drei Öffnungen in der Wand, aus der verschiedenfarbige Nebelwolken drangen, die sich in der kalten Winterluft verteilten und auch miteinander vermischten. Einige Motorräder waren besetzt. Die Typen trugen Lederkleidung. Schwarz, braun, rot und grün. Bestückt mit Metallnieten, allerlei Orden, Abzeichen und Buttoms. Alte Armeemützen oder Stahlhelme bedeckten die Köpfe der noch jungen Leute, und die Blicke, mit denen sie mich musterten, gefielen mir nicht. Sie waren aggressiv und abschätzend. Ich gab ihnen keine Veranlassung, irgendwelchen Trouble zu machen und wich dem Sichtkontakt aus. Zwei Schritte brachten mich zum Eingang hin, deren rechte Türhälfte von innen aufgezogen wurde, so daß ich mich nicht erst zu bemühen brauchte.
    Ein Mädchen verließ das Lokal. Den Schal wickelte es sich dreimal um den Hals. Er besaß eine tiefrote Farbe und sah aus, als wäre Blut festgefroren.
    Der Kälte folgte die Hitze. Sie war unnatürlich, stickig und auch qualmig. Schrille Musik erreichte meine Ohren schon in dem großen Vorraum, wo sich die Besucher ballten und von drehenden, bunten Lampen farbig bestrahlt wurden.
    Hier befand sich noch nicht das eigentliche Lokal, mehr ein Vortreff, wo man redete, sich hin und wieder tänzerisch bewegte oder Gäste auf Rollschuhen oder Skateboards ihre Runden drehten. Es war eine bunte, sehr junge Gesellschaft, in die ich nicht hineinpaßte. Ich hatte den Reißverschluß meiner von innen gefütterten Lederjacke nach unten gezogen. Den dicken gelben Pullover, den ich trug, hatte mir Sheila Conolly zu Weihnachten geschenkt. Für draußen war er gut. In dieser stickigen Wärme aber begann ich zu schwitzen. Irgendwo mußte es den Eingang in das eigentliche Lokal geben. Sehen konnte ich ihn nicht, aber ich entdeckte eine Gruppe junger Leute, die in eine bestimmte Richtung strömte.
    Daran hielt ich mich.
    Die Gäste verschwanden um eine Ecke, fanden sich in einem Gang wieder, an dessen Ende ein rundbogenförmiger Durchbruch in das eigentliche Lokal führte.
    Über dem Eingang glänzte in roten Leuchtbuchstaben das Wort HELL. Es bedeutete nichts anderes als Hölle, und die Hölle wurde in dem Lokal imitiert.
    Für mich war es eine Lichthölle aus zuckenden, tanzenden, kreisenden und bizarren Laserstrahlen, die von einem gewaltigen Impulsgeber in den Raum geschleudert wurden.
    Zwei Rollerboys huschten aus dem Eingang. Sie trugen knallgelbe Helme. Ellbogen und Knie waren mit gepolsterten Schonern bedeckt. Man konnte ihre Fahrt als rücksichtslos bezeichnen. Ich mußte mich mit einem Sprung zur Wand retten.
    Die Gruppe vor mir war schon in der ›Hölle‹ verschwunden. Ich folgte langsamer und wurde bereits dicht hinter der Schwelle von der blitzenden Lichtfülle geblendet. Für einen Moment mußte ich stehenbleiben, denn ich hatte tatsächlich das Gefühl, in eine andere Welt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher