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Todesgarten

Todesgarten

Titel: Todesgarten
Autoren: Stefan Holtkötter
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meinte …«
    Typisch Kathrin, dachte Michael. Sie hatte sich kein
bisschen geändert. Dieses Streberhafte hatte ihn früher schon genervt.
Vielleicht war das ja der Grund, warum sie noch nicht befördert worden war. Sie
fiel den Leuten eben zu sehr auf die Nerven.
    Â»Dann ist da noch die charakteristische Form der Verletzung.
Wie es aussieht, war der Stein, der neben der Leiche gefunden wurde, das
Tatwerkzeug.«
    Wolfgang nickte. »Das Labor prüft, ob sich auf dem
Stein Spuren des Täters befinden. Vielleicht finden sie ja Blut oder Hautabschürfungen.
Wir …«
    Â»Viele Hoffnungen können wir uns allerdings nicht
machen«, unterbrach Kathrin ihn. »Der Stein lag in einer Pfütze. Kurz zuvor war
ja das Gewitter runtergegangen.«
    Wolfgang betrachtete sie nachdenklich und nickte erneut.
    Â»Die Leiche wird ebenfalls als Spurenträger untersucht«,
sagte er. »Warten wir ab, was sich daraus ergibt. Zurück zu den Männern, die
wir im Park aufgegriffen haben.«
    Kathrin nickte. »Wir haben die Personalien aufgenommen
und Befragungen durchgeführt. Aber bisher hat sich daraus nichts ergeben. Da
will keiner was gesehen oder gehört haben. Die meisten schienen weitaus mehr
Angst zu haben, ihre Frauen könnten was erfahren, als davor, Verdächtiger in
einer Mordermittlung zu werden.«
    Â»Diese Typen haben Frauen?«, fragte eine der Kolleginnen
dazwischen. »O je, da möchte ich mir lieber nicht vorstellen, was die alles so
an Krankheiten mit nach Hause bringen.«
    Â»Meinst du denn, die haben zu Hause noch Sex?« Anke
zwinkerte ihr zu. Offenbar wurde sie langsam wach. »Ich würde mir eher um die
sexuelle Unterversorgung ihrer Ehefrauen Gedanken machen.«
    Stimmung kam auf. Nur Wolfgang und Kathrin ließen sich
nicht davon anstecken.
    Â»Was weißt du denn von sexueller Unterversorgung?«,
rief einer. »Wurde dein Mann auch im Park aufgegriffen?«
    Â»Genau. Und der war wahrscheinlich auch unser Täter.«
    Â»Wieso? Weil das Opfer ihm keinen blasen wollte?«
    Â»Es wollte nicht sagen: Jawohl, Frau Kommissar.«
    Gelächter brach aus. Wolfgang räusperte sich auf eine
Art und Weise, die alle verstummen ließ. Als er die volle Aufmerksamkeit hatte,
deutete er auf den Mittdreißiger neben ihm, der bislang noch kein Wort gesagt
hatte.
    Â»Darf ich vorstellen? Karsten Linde, Beauftragter für
gleichgeschlechtliche Lebensweisen bei der Polizei.« Er ließ seinen Blick über
die Kollegen schweifen. »Er ist auch Ansprechpartner für Diskriminierungen in
den eigenen Reihen.«
    Leises Gemurmel. »War doch nur Spaß«, meinte jemand
kleinlaut.
    Karsten Linde sah auf und lächelte in die Runde, wohl
um zu zeigen, dass er es nicht so verbissen nahm.
    Â»Er wird uns als Fachkundiger beratend unterstützen«,
erklärte Wolfgang. »Er kennt sich in der Szene aus und verfügt über ein paar
gute Kontakte. Aber auch dazu später mehr.«
    Kathrin fuhr fort: »Der Tote hatte nichts bei sich, deshalb
konnten wir ihn nicht identifizieren. Keine Brieftasche, keinen nennenswerten
Geldbetrag, keine Karten, nichts. Nur seinen Schlüsselbund und ein bisschen Münzgeld
in der Jeanstasche.«
    Â»Also Raubüberfall?«, fragte einer.
    Â»Das oder ein Gewaltverbrechen mit anschließendem
spontanem Raub.«
    Â»Oder er trug ganz einfach nichts außer seinem Schlüssel
bei sich«, meinte Karsten Linde. Es war das erste Mal, dass er etwas sagte.
Seine Stimme war dunkel und tragend. Alle sahen zu ihm hinüber. Er fuhr fort:
»Eines der Gesetze beim schnellen Sex im Park: Lass dein Geld zu Hause.
Schließlich willst du keine attraktive Beute sein. Es gibt ein paar solcher
Regeln, an die sich die meisten beim Cruising halten.«
    Â»Weil diese Männer den Übergriff bereits mit einplanen?«
Kathrin hob eine Augenbraue. »Sie begeben sich also ganz bewusst in Gefahr.
Gehört das zum Kick?«
    Â»Das würde ich nicht sagen. Es sind halt Männer. Ich
würde das nicht überbewerten. Es kann eben nie schaden, sich auf Gefahrensituationen
einzustellen.«
    Â»Das würde aber bedeuten: Wenn er nicht ausgeraubt
wurde, dann war das vielleicht gar kein schwulenfeindlicher Überfall?«
    Â»Im Gegenteil«, sagte Linde. »Ich weiß nicht, ob Sie
das mitbekommen haben, aber wir haben es gerade mit einer Serie von Raubstraftaten
und
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