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Todesfinal

Todesfinal

Titel: Todesfinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schuberth
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vielleicht mal nachsehen?« Doras Stimme klang ungeduldig.
    Langsam richtete sich Arabella auf. Ein Teil von ihr schlief noch, hing immer noch ihren Träumen nach. Aber während sie nach unten in die Küche schlurfte, um zu sehen, ob Skamper da war oder vielleicht eine Nachricht hinterlassen hatte, wurde sie mit jedem Schritt wacher. »Was ist denn los?«, fragte sie. »Ist irgendetwas passiert?«
    Dora zögerte einen Moment. »Ja«, sagte sie dann leise.
    Arabella war mit einem Mal hellwach. Sie kam gerade in die Küche und sah auf die Uhr. Halb elf. Sie hatte verschlafen. Und heute war doch der Tag, an dem Paul auf Cachingtour gehen würde. Er hatte versprochen, ihr vor seinem Aufbruch Bescheid zu geben.
    Aber als sie den Zettel auf den Küchentisch entdeckte, ahnte sie, dass er schon weg war. »Was ist passiert?«, fragte sie.
    »Man hat im Spielzeugmuseum einen abgeschnittenen Kopf entdeckt. In einem Stoffbären, genau auf dem Platz, wo Paul den toten Kommissar gefunden hat.«
    »Einen echten Kopf?«
    »Ja.«
    Arabella war elektrisiert. Also doch, der erste Beweis dafür, dass sie recht hatten. Dass sie nicht die ganze Zeit einem Phantom hinterhergejagt waren.
    Ihre Gedanken rasten durch den Kopf, während sie die Nachricht auf dem Zettel las.
    »Was ist jetzt mit Paul?«, tönte es aus dem Hörer.
    »Der ist weg, ohne Bescheid zu geben. Und heute ist doch der Tag, wo er diesen Cache finden will. Er hat auf einen Zettel was geschrieben. ›Komme heut spät zurück. Wartet nicht mit dem Essen auf mich.‹ Nicht mal ’ne Unterschrift steht da.«
    »Mist«, sagte Dora.
    »Er hätte mir ruhig Bescheid geben können.«
    »Was ist das für ein Cache, den er finden wollte?«
    »Wir haben uns noch gestern darüber unterhalten. Er wollte nicht, dass wir mitgehen. Er hat gesagt, es wäre zu gefährlich.«
    »Ich bin in einer halben Stunde bei euch.«
    •
    Morlov saß an einem Tisch in der Ecke des Restaurants und hielt sein Wasserglas in die Höhe. »Da ist ein Fleck. Sehen Sie? Und ich soll aus so einem schmutzigen Glas trinken. Ist dieses Restaurant hier ein Saustall?«
    Der bullige Kellner beugte sich vor und blickte auf das Glas, das Morlov ihm vor die Nase hielt.
    »Da muss ein neues Glas her, aber dalli.«
    Der Kellner war einsneunzig groß. Ein Kerl wie ein Stier, ein breiter Nacken, dem der Hals abhandengekommen war, der Kopf schien direkt auf dem Rumpf zu sitzen. Sein Schädel war blank wie eine polierte Holzkugel und irgendwie zu klein für den mächtigen Körper. Die platte Nase ragte schief aus dem Gesicht und zwei kleine Äuglein glotzten auf das Glas vor ihm. Die schwarze Oberjacke über dem weißen Hemd spannte, sie würde bei einer schnellen Bewegung reißen. Er sah jetzt Morlov an. In seinen Augen blitzte es, als wollte er sich im nächsten Augenblick auf den Gast stürzen. Doch dann nahm er das Glas in die Hand. »Wie Sie wünschen«, sagte er.
    Morlov lächelte kaum merklich und sah dem Glatzkopf nach, wie er mit dem Glas breitbeinig zur Theke ging.
    Dort stand der Wirt. Er hatte sich auf den Tresen gestützt, ein kleiner, verschlagen aussehender Mann. Sein Gesicht erinnerte an eine Bulldogge, als hätte man die Kopfhaut abgerissen und schief und provisorisch wieder aufgeklebt. Mit tief eingegrabenen Falten und einer breiten Nase, die genauso platt war wie die des Kellners.
    Der Kellner beugte sich nach vorne zu der Bulldogge, flüsterte etwas, dann nahm er Morlov ins Visier, der ihn kalt lächelnd fixierte. Der Wirt riss dem Glatzkopf das Glas aus der Hand. Er holte ein neues, hielt es gegen das Licht, dann füllte er es wieder mit Wasser und reichte es dem bulligen Kellner, der damit zu Morlov trottete.
    Der Glatzkopf stellte das Glas auf den Tisch vor Morlov. Morlov sah darauf, blickte dann den Kellner an. »Die Sauberkeit lässt sehr zu wünschen übrig hier«, sagte er. »Dabei ist Sauberkeit das A und O, wenn Sie heute mit einer Gaststätte erfolgreich sein wollen. Sagen Sie das Ihrem Chef. Es ist kein Wunder, dass sich niemand hierher verirrt.«
    Morlov ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Eine einfache Gaststube mit großen, braunen Holztischen und wuchtigen Stühlen. An den Wänden hingen Landschaftsbilder von ausgesuchter Hässlichkeit und über dem Tresen war ein Schild angebracht: »Wer den Wirt hier kränkt, wird aufgehängt.«
    Außer Morlov gab es nur noch einen Gast. Ein Mann, etwa Mitte vierzig, der seinen unförmigen Körper nur mühsam hinter einen der Tische gezwängt hatte.

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