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Todesengel

Todesengel

Titel: Todesengel
Autoren: Robin Cook
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er besser durch das beschlagene Türfenster sehen konnte, wischte er es mit seinem Ärmel trocken. Vor dem Haus konnte er undeutlich eine Gestalt erkennen.
    »Was gibt’s denn?« grummelte Hodges, während er gleichzeitig die Tür entriegelte. Dann riß er sie weit auf und sagte: »Ich finde es ja höchst seltsam, daß du mich besuchst. Nach allem, was passiert ist, kommst du zu dieser Uhrzeit noch bei mir vorbei?«
    Hodges starrte seinen Besucher an, doch der erwiderte kein Wort. Schneeflocken umwirbelten Hodges’ Beine. »Was willst du denn, verdammt noch mal? Nun komm schon rein!« sagte Hodges und zuckte mit den Schultern. Er ließ die Tür los und ging auf die Küche zu. »Erwarte aber nicht von mir, daß ich den freundlichen Gastgeber spiele. Und schließ die Tür hinter dir!« Als Hodges die Stufen erreicht hatte, die zur Küche hinaufführten, drehte er sich um, um sich zu vergewissern, daß die Tür auch wirklich geschlossen war. Plötzlich sah er aus dem Augenwinkel heraus, wie irgend etwas mit großer Geschwindigkeit auf seinen Kopf zuflog. Instinktiv bückte er sich.
    Seine schnelle Reaktion rettete ihm das Leben. Von der Seite seines Kopfes prallte eine Metallstange ab und hinterließ in der Kopfhaut eine tiefe Wunde. Die mit aller Wucht geschleuderte Stange krachte anschließend auf seine Schulter und brach ihm das Schlüsselbein. Vollkommen benommen taumelte Hodges in die Küche. Dort stieß er gegen den Küchentisch. Um sich auf den Beinen zu halten, mußte er sich an der Tischkante festhalten. Aus der Kopfverletzung spritzte das Blut in einem dünnen, pulsierenden Strahl auf die Unterlagen, die auf dem Tisch lagen. Hodges drehte sich gerade in dem Moment um, als sein Angreifer mit erhobenem Arm zur nächsten Attacke ansetzen wollte. Er trug Handschuhe und umklammerte eine Stange, die wie ein kurzes, flaches Brecheisen aussah.
    Als die Waffe ein zweites Mal auf ihn niedersauste, griff Hodges nach dem ausgestreckten Unterarm seines Angreifers, um so die Wucht des Schlages zu verringern. Doch das scharfe Metall riß ihm trotzdem die Kopfhaut auf - diesmal in der Höhe seines Haaransatzes. Aus den durchgetrennten Adern spritzte frisches Blut. Mit letzter Verzweiflung krallte Hodges jetzt seine Fingernägel in den Unterarm seines Angreifers. Sein Instinkt sagte ihm, daß er auf keinen Fall loslassen durfte; er mußte unbedingt verhindern, daß er noch einmal mit der Stange getroffen wurde.
    Ein paar Augenblicke lang kämpften die beiden miteinander. Bei ihrem Todestanz drehten sie Pirouetten durch die Küche; sie krachten gegen die Wände, warfen Stühle um und zerschmetterten jede Menge Geschirr. Das Blut spritzte in alle Richtungen.
    Der Angreifer schrie wie wahnsinnig vor Schmerz, als er seinen Arm schließlich aus Hodges’ Umklammerung befreien konnte. Noch einmal riß er die Metallstange hoch, um sie dann niederkrachen zu lassen und den ausgestreckten Unterarm von Hodges zu zerschmettern. Unter der Wucht des Aufpralls zerbrachen seine Knochen wie morsche Zweige.
    Als die Metallstange noch ein weiteres Mal auf den inzwischen reglosen Hodges niederging, traf die Waffe mit ungehinderter Schlagkraft seinen ungeschützten Kopf und zerschmetterte dabei einen scharfen Schädelknochen, der sich sofort in sein Gehirn bohrte.
    Hodges sackte langsam zu Boden; es war eine Gnade, daß er inzwischen bewußtlos war.

 
     
    Kapitel 1
     
    Samstag, 24. April
     
    »Wir überqueren gleich einen Fluß«, sagte David Wilson zu seiner Tochter Nikki, die neben ihm auf dem Beifahrersitz saß. »Weißt du, wie der Fluß heißt?« Nikki sah ihren Vater mit ihren mahagonifarbenen Augen an und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Durch die Windschutzscheibe fielen Sonnenstrahlen in das Auto. Als David seiner Tochter einen kurzen Blick zuwarf, konnte er sehen, wie sich die hellgelben Strahlen in ihren Pupillen spiegelten. Passend dazu glänzten honigfarbene Strähnchen in ihrem Haar. »Ich kenne nur drei Flüsse«, sagte Nikki, »und die heißen Mississippi, Nil und Amazonas. Aber keiner von ihnen fließt hier in Neuengland, und deshalb muß ich leider zugeben, daß ich es nicht weiß.«
    David und Angela, seine Frau, wußten es ebensowenig, und sie bemühten sich, nicht über Nikki zu lachen. »Was ist denn daran so witzig?« fragte Nikki ein wenig ungehalten.
    David sah in den Rückspiegel und tauschte mit Angela einen wissenden Blick aus. Sie dachten beide das gleiche, und sie hatten auch schon darüber
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