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Todesdrang: Thriller (German Edition)

Todesdrang: Thriller (German Edition)

Titel: Todesdrang: Thriller (German Edition)
Autoren: Michael Hübner
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Verbindung und stellte das Radio lauter. Noch immer Nachrichten. Und noch immer waren sie beherrscht von dem Amoklauf, der sich acht Tage zuvor in einer hiesigen Softwarefirma ereignet hatte. Wie der Sprecher mitteilte, lagen die Motive des Täters weiterhin im Dunkeln. Die Behörden gingen jedoch von einem »Akt der Verzweiflung« aus, da Matthias Hartwick, der Eigentümer und Geschäftsführer der Firma, vor dem geschäftlichen und privaten Ruin gestanden habe. Die Umstände, die dazu geführt hätten, seien jedoch immer noch ungeklärt. Auch auf die Frage, weshalb Hartwick nahezu seine gesamte Belegschaft mit in den Tod gerissen hatte, fehle bislang eine schlüssige Antwort. Erste Ermittlungen hätten ergeben, dass vermutlich Firmengelder veruntreut worden waren und Misswirtschaft betrieben wurde. Dass Mitarbeiter in die Geschehnisse verwickelt waren, schloss man dabei jedoch aus.
    Dirk war nicht nach solchen Nachrichten zumute, zumal er selbst schon mehrfach mit ICS in beruflichem Kontakt gestanden hatte. Das letzte Mal lag gerade einmal sechs Wochen zurück, was die Sache umso schockierender für ihn machte. Er fragte sich, was einen Menschen so sehr verzweifeln ließ, dass ihm alle Sicherungen durchbrannten. Lag es allein am beruflichen Stress, an Misserfolg und drohendem sozialen Abstieg? Mit den hohen Anforderungen eines kapitalistisch orientierten Marktsystems kannte er sich bestens aus, auch mit dem Druck, der heutzutage auf der Gesellschaft lastete. Als stellvertretender Leiter einer Bankfiliale saß er quasi an der Quelle allen Übels. Tagtäglich befasste er sich mit den Wünschen und Problemen seiner Kunden. Erst vor ein paar Stunden hatte er dem verzweifelten Drängen eines Klienten nicht nachgeben können und eine weitere Kreditzusage ablehnen müssen. Bereits mehrfach war er dem Mann, der seinen Job verloren hatte, entgegengekommen, indem er Raten und Zinszahlungen ausgesetzt hatte. Aber inzwischen war die Lage aussichtslos. Nicht kreditwürdig , wie das in seinen Kreisen genannt wurde. Doch auch alles Rechnen und Erläutern hatte den Mann nicht zur Einsicht gebracht. Er war verzweifelt, bangte um sein Haus und seine Existenz. Er war bereit, sich weiter zu verschulden, um damit andere Schulden zu bezahlen. Eine Vorgehensweise, die nur im Bankrott enden konnte. So oder so würde die Bank wahrscheinlich nicht anders können, als ihm sein Haus zu pfänden. Es gab nun einmal ebenso viele Verlierer wie Gewinner in diesem System.
    Sei’s drum, dachte sich Dirk. Schließlich arbeitete er für eine Bank und nicht für die Wohlfahrt. Er machte doch nur seinen Job, und der war für heute beendet. Also entschied er, diese Gedanken ebenso hinter sich zu lassen wie die Lichter der Stadt Koblenz, die sich nun zu seiner rechten Seite durch das Rheintal erstreckten. Jeden Abend, wenn er wie jetzt nach Hause fuhr, konnte er seine Arbeit dort unten in diesem Lichtermeer zurücklassen und eine gewisse Distanz zu ihr aufbauen, sich emotional von ihr lösen.
    Er stellte das Radio aus und wechselte zum CD -Player. Die raue Stimme Eric Claptons erklang. Sie sang ein Lied über nicht erwiderte Liebe und Leidenschaft, und Dirk wurde einmal mehr bewusst, wie perfekt und glücklich sein Leben doch im Grunde verlief.
    Der Verkehr hatte sich noch einmal verdichtet, weshalb es fast eine halbe Stunde dauerte, bis Dirk endlich die kleine Gemeinde Nauort erreichte und in die Auffahrt seines Grundstücks einbog. Es befand sich am Ende eines ruhig gelegenen Wohngebiets und bot eine nahezu unverbaute Sicht auf die weiten Felder und den angrenzenden Wald. Das Haus beeindruckte durch seinen mediterranen Stil, durch sandsteinfarbige Balustraden am oberen Balkon und zwei Betonsäulen vor dem Eingang. Die Reifen des Wagens rollten knirschend über die mit angefrorenem Schneematsch überdeckten Natursteinplatten auf die Garage zu, neben der sich in zwei Reihen Brennholz stapelte. Dirk betätigte die Fernbedienung, und das Tor öffnete sich. Beinahe geräuschlos glitt der Wagen in den geräumigen Unterstand, in dem bereits der Familienkombi auf seinem gewohnten Platz parkte. Kurz darauf schlenderte Dirk mit seinem dunklen Aktenkoffer in der Hand über den Hof, während sich hinter ihm das Tor leise wieder schloss.
    »Hallo, Nachbar!«, ertönte eine tiefe Männerstimme neben ihm, und Dirk sah eine dick verhüllte Gestalt im dämmrigen Licht der Hofbeleuchtung stehen, direkt hinter der hüfthohen Bruchsteinmauer, die das Grundstück auf
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