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Todesdrang: Thriller (German Edition)

Todesdrang: Thriller (German Edition)

Titel: Todesdrang: Thriller (German Edition)
Autoren: Michael Hübner
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dieser Seite umgab. »Mal wieder spät geworden, was?«
    »Hallo, Niklas«, sagte Dirk und ging frierend auf den Mann zu. »Ja, war ein langer Tag.«
    »Tja, das liebe Geld«, meinte Niklas. »Ich hab schon genug mit meinen eigenen paar Kröten zu tun, aber wenn man sich auch noch um das Geld von anderen kümmern muss, das braucht seine Zeit.«
    Dirk lächelte gequält und betrachtete seinen Nachbarn. Niklas Weber, Ende fünfzig und Frührentner, war ein kauziger Typ, der Dirk auf Anhieb sympathisch gewesen war. Er besaß jene selten gewordene Art von Stolz, die den Umgang mit ihm manchmal zum Geduldsspiel werden ließ. Seinen Beruf als Dachdecker hatte er aufgeben müssen, nachdem er sich durch einen Sturz vor zwei Jahren die Hüfte zertrümmert hatte. Dirk erinnerte sich noch gut daran, wie er ihn damals nach seiner Operation im Krankenhaus besucht hatte, nachdem sie ihm ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt hatten. Der dortige Therapeut versuchte mit Engelsgeduld, Niklas von den Vorzügen eines Gehgestells zu überzeugen. Er könne sich auf diesem Wege in den ersten Wochen wieder an das Gehen gewöhnen und seine Muskeln reaktivieren, wodurch die Schmerzen rasch vergehen würden. Doch Niklas hatte das Gestell nur missbilligend betrachtet und gemeint, er könne sich auch ebenso gut »ein haariges Seil durch den Arsch ziehen«, womit er auf seine eigenwillige Weise auszudrücken versuchte, dass diese Art der Demütigung für ihn ebenso wenig infrage kam. Nur mithilfe von Dirk gelang es schließlich, ihn wenigstens zu ein paar Krücken zu überreden.
    »Was machst du bei diesem Wetter noch hier draußen?«, fragte Dirk, der eigentlich schleunigst ins Warme wollte.
    »Meine Frau hat mich nach dem Essen mal wieder dazu verdonnert, den Müll rauszubringen«, sagte Niklas. »Tja, und da habe ich mir gedacht, wenn ich schon bei dieser Saukälte nach draußen muss, kann ich die Gelegenheit wenigstens dazu nutzen, einem meiner Laster zu frönen.« Grinsend hob er den Arm und deutete auf den glühenden Zigarillo in seiner Hand.
    »Na, dann pass lieber auf, dass deine Frau dich nicht dabei erwischt. Die macht dir sonst die Hölle heiß.«
    »Und wenn schon«, sagte Niklas und zuckte mit den Schultern. »Die beruhigt sich schon wieder.« Er schob sich die dunkelblaue Franzosenmütze aus dem Gesicht, die er wohl nur zum Schlafen ablegte, wie Dirk vermutete.
    »Du warst schon lange nicht mehr beim Stammtisch«, sagte Niklas mit einem Anflug von Tadel in der Stimme. »Ich mach mich gleich auf den Weg. Falls du Lust hast …«
    »Na ja«, erwiderte Dirk, der nach diesem Tag dazu noch weniger Lust verspürte als dazu, hier draußen in der Kälte zu stehen, »eigentlich würde ich ja gerne mitkommen, aber ich hatte eine anstrengende Woche und brauche dringend ein wenig Ruhe. Sei mir nicht böse.«
    »Schon klar«, sagte Niklas und zwinkerte. »Kleines Schäferstündchen, hab ich recht?« Er grinste und zog an seinem Zigarillo. Der Rauch verstärkte den Kälteschleier seines Atems. »Glaub mir, wenn meine Rosi noch solche Beine hätte wie deine bessere Hälfte, bekämen mich heute keine zehn Pferde mehr vor die Tür.« Er griff nach hinten. »Dieser verdammte Winter«, fluchte er, während er sich über der dicken Daunenjacke die Lenden rieb. »Bei dieser Kälte quietscht meine Hüfte wie ein altes rostiges Gartentor.«
    »Dann solltest du jetzt besser reingehen.«
    »Ja, vielleicht hast du recht«, stimmte er ihm mürrisch zu. »Und vielleicht überlege ich mir das ja noch mal mit meiner Frau. Als Wärmflasche ist sie noch gut zu gebrauchen.« Er zwinkerte ihm zu. »Du, wenn wir schon hier draußen stehen und frieren: Ich hab da einen kleinen Anschlag auf dich vor. Ich bräuchte nämlich mal deine motorisierte Hilfe.«
    »Klar, worum geht’s?«, fragte Dirk, dessen Füße allmählich einfroren.
    »Wie du weißt, hat der Sturm letzte Woche einen meiner Kirschbäume dahingerafft. Meine Hüfte und ich wären dir wirklich sehr dankbar, wenn du uns mit deiner Motorsäge bei der Beseitigung der Überreste behilflich sein könntest.«
    Dirk hatte sich eigentlich vorgenommen, dieses Wochenende einfach mal auszuspannen und mit seiner Frau das Bett nur zum Essen zu verlassen. Aber Niklas konnte er einfach keinen Gefallen abschlagen, zumal Anke und er im Sommer stets reichlich von der Apfel- und Kirschernte des Nachbarn profitierten.
    »Klar doch«, erwiderte Dirk. »Wie wäre es morgen, nach dem Mittagessen?«
    »Dank dir, hast was gut bei
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