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Todesakt: Thriller (German Edition)

Todesakt: Thriller (German Edition)

Titel: Todesakt: Thriller (German Edition)
Autoren: Robert Ellis
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so einiges ab, dachte Lena. Johnny Bosco sorgte dafür, dass seine prominenten Gäste sich wie zu Hause fühlten, und erfuhr dabei ihre Geheimnisse.
    Nach der letzten Biegung am Ende des Flurs traten sie durch eine Glastür in ein Büro. Die Balkontüren standen offen. Barrera forderte Lena auf zu warten und ging hinaus in die Dunkelheit. Fünf oder sechs schemenhafte Gestalten waren zu erkennen, die allerdings so leise sprachen, dass Lena nichts verstand. Allmählich wurde sie ungeduldig. Für gewöhnlich hatte ein Ermittler nur eine einzige Gelegenheit, einen Tatort richtig in Augenschein zu nehmen. Und dieser Tatort wirkte auf sie, als solle hier etwas beschönigt, ja, sogar vertuscht werden. Wo waren die Leichen? Warum war die gesamte Armee zusammengetrommelt worden, die nur tatenlos herumstand? Und weshalb hatte man sie nicht als Erste verständigt, sondern offensichtlich als Letzte – obwohl es doch angeblich ihr Fall war?
    Sie versuchte, sich nicht den Kopf zu zerbrechen, und schaute sich im Zimmer um. Mit Jalousien ausgestattete Fenster gaben die Sicht auf die Bar und die Speiseräume in der Etage darunter frei. Was mit bloßem Auge nicht wahrzunehmen war, wurde von Überwachungskameras aufgezeichnet, die Verbindung zu einem hauchdünnen Flachbildschirm über dem Kaminsims hatten. Lena betrachtete Sofa und Sitzecke und trat hinter den Schreibtisch, um die Wände besser begutachten zu können. Die geschnitzte Holzvertäfelung ahmte den Faltenwurf der Vorhänge nach. Lena hatte so etwas noch nie gesehen und konnte sich nicht vorstellen, wie man es bewerkstelligte oder wie viel es wohl gekostet haben mochte. Offenbar war es Boscos und nicht Dante Escabars Büro. Die zahlreichen Fotos an der Wand, die Bosco Arm in Arm mit seinen berühmten Gästen zeigten, bestätigten diese Vermutung. Oscarpreisträger, hochdekorierte Sportler und einer der wenigen kalifornischen Senatoren, der vier Legislaturperioden ohne Amtsenthebungsverfahren durchgestanden hatte. Als Lenas Blick an einem Foto von Bosco mit Oberstaatsanwalt Jimmy J. Higgins hängen blieb, bekam sie ein beklommenes Gefühl in der Brust.
    Sie wusste, dass Bosco und Higgins Freunde waren, und kannte das Foto sogar, denn die Los Angeles Times hatte es erst vor wenigen Wochen abgedruckt.
    Zwei Tote in Hollywood. Zwei einflussreiche Persönlichkeiten, die alle Ressourcen mobilisiert hatten. Alle Mann an Deck.
    Lena bemerkte, dass ihre Finger zitterten. Im nächsten Moment kam jemand hinter ihr vom Balkon ins Zimmer. Sie drehte sich um.

3
    Der stellvertretende Polizeichef Albert Ramsey umrundete Johnny Boscos Schreibtisch und fixierte Lena dabei mit seinen stahlblauen Augen. Ramsey war ein hochgewachsener, unnahbarer Mann mit kahl rasiertem Schädel, kantigem Kiefer und einer blassen, fleckigen Haut, vermutlich weil er so viele Stunden damit zugebracht hatte, die Karriereleiter zu erklimmen. Seine Art hatte etwas Einschüchterndes, was an seinen funkelnden Augen liegen mochte und daran, dass er nicht viele Worte machte. Ramsey hatte über fünfunddreißig Jahre bei einer Polizeibehörde überlebt, die häufig kurz davor gestanden hatte, im politischen Intrigensumpf zu versinken, und wusste deshalb, wo er suchen musste. Wenn er einen Raum betrat, merkten alle auf, denn er war ebenso schwer zu übersehen wie Kapitän Ahab aus Moby Dick . Heute jedoch war es anders. Der stellvertretende Polizeichef wirkte eher wie ein Preisboxer, der einen rechten Haken abbekommen hatte. Obwohl er sich mit Müh und Not auf den Beinen hielt, wirkte er so benommen, als würde er jeden Moment umkippen.
    »Danke, dass Sie so schnell kommen konnten«, begann er mit leiser, belegter Stimme. »Detective Sanchez und Rhodes sind unterwegs. Aber wir haben eine Entscheidung gefällt, Gamble. Das hier ist Ihr Fall. Also liegt die Entscheidung, was jetzt passiert, bei Ihnen. Ab heute Nacht sind Sie auf sich allein gestellt.«
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, steuerte er schnurstracks auf die Flügeltür neben dem Kamin zu. Barrera war Ramsey ins Zimmer gefolgt, wich jedoch Lenas Blick weiterhin aus. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass die anderen sich zu ihnen gesellten, doch sie standen tuschelnd in der Dunkelheit auf dem Balkon.
    Ramsey versetzte der Tür einen heftigen Stoß. Als sie erneut einen Flur betraten, hatte Lena das Gefühl, sich der Ziellinie zu nähern. Sie durchquerten eine Suite, die größer war als die anderen – es musste die von Bosco sein. Durch ein Ankleidezimmer
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