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Todesakt: Thriller (German Edition)

Todesakt: Thriller (German Edition)

Titel: Todesakt: Thriller (German Edition)
Autoren: Robert Ellis
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Wogen schlugen insbesondere nach Gants Verhaftung hoch, denn Lilys Vater hatte der Staatsanwaltschaft Schnappschüsse und Privatvideos seiner geliebten Tochter, seines einzigen Kindes, zur Verfügung gestellt, mit der Erlaubnis, sie über die Medien allgemein zugänglich zu machen.
    Die Bilder hatten gewirkt, wie wenn man Öl in ein Feuer gießt, das sich nicht mehr eindämmen lässt. In einer Welt, abgestumpft von willkürlichen Morden, hatte Lily Hight alles zu bieten, was das Verbrechen von den anderen abhob. Sie war eine hinreißende Blondine mit auffälligen blaugrauen Augen und einer offenen, aber einfühlsamen Art gewesen, eine harmlose Jugendliche, die kurz vor dem Erblühen zur Frau auf die denkbar grausigste Weise misshandelt worden war. Der trauernde Vater, der versuchte, seine verzweifelte Frau ebenso zu schützen wie die Privatsphäre der Familie, wirkte auf jedem Pressefoto noch ein Stück gealtert.
    Und dann waren da die Gerüchte, die kurz nach Gants Festnahme die Runde machten, Skandalgeschichten in den Boulevardblättern, in denen es hieß, der fünfundzwanzigjährige Mörder und sein minderjähriges Opfer seien ein Paar gewesen.
    Es ging ein Aufschrei durch die Bevölkerung, und das Mitgefühl für Lily und ihren Vater ebbte nicht ab, sondern wuchs sich zu einem regelrechten Mythos aus. Schon Monate vor Prozessbeginn tauchten Fotos von Lily Hight auf Kaffeetassen und T-Shirts auf. Straßenkünstler pflasterten die Stadt mit Plakaten und Wandgemälden, die ihr Gesicht zeigten. I st die J ustiz wirklich blind ? lautete die Bildunterschrift. Lokale Fernsehsender brachten landesweit Interviews mit Jugendlichen, die Lily angeblich gekannt, sie getroffen oder sie gesehen hatten und genau so sein wollten wie ihre Freundin .
    Es ging zu wie auf dem Rummelplatz. Wieder einmal eine bühnenreife Gerichtsverhandlung mit Schauplatz L. A. Ein Mordprozess mit eindeutigem Ausgang, da jedes, aber auch wirklich jedes am Tatort sichergestellte Indiz einzig und allein auf einen möglichen Täter hinwies.
    Jacob Gant hatte seine Nachbarin Lily Hight vergewaltigt und ermordet. Und die Polizei von Los Angeles und die Staatsanwaltschaft hatten die Sache vermasselt.
    Wieder einmal.
    Die Kriminaltechnik hatte Blutproben unsachgemäß behandelt und anschließend im Labor verschlampt.
    Wieder einmal.
    Die DNA-Analyse der am Opfer gefundenen Spermaspuren wies ohne jeden Zweifel auf Jacob Gant hin, war aber, ebenso wie die Blutproben, plötzlich verschwunden und konnte im Labor nicht mehr ausfindig gemacht werden.
    Wieder einmal.
    Zwei stellvertretende Staatsanwälte hatten sich von Buddy Paladino vorführen lassen und tatenlos zugesehen, wie der Verteidiger ihre doch so wasserdichten Beweise in der Luft zerriss und sie auf seine unnachahmliche Art als unfähige Pfeifen hinstellte.
    Wieder einmal.
    Und so wurde ein Mörder auf freien Fuß gesetzt, um das Leben hier, in der Stadt der Engel, oder an jedem x-beliebigen Ort auf der Welt zu genießen.
    Wie gesagt, wieder einmal.
    Als Lena die Treppe hinunterging, hallten diese Wörter in ihr wider. Im Foyer des Clubs im Erdgeschoss hielt sie Ausschau nach Dante Escabar, konnte ihn jedoch nicht hinter der Bar entdecken. Jemand hatte die Lichter gedämpft; der Raum war inzwischen menschenleer. Nur die benutzten Kaffeebecher, Überreste der Großversammlung, waren von den endlich nach Hause in die Freiheit entlassenen Detectives zurückgeblieben. Lena zog sich einen Barhocker heran und setzte sich. Als sie das Zigarettenpäckchen neben der angebrochenen Bourbonflasche bemerkte, widerstand sie der Versuchung und schob es weg. Noch immer schwirrte ihr der Kopf von den vielen Einzelheiten. Doch sie war auch zornig, weil man ihr den Fall aufgenötigt hatte.
    Zahltag.
    Ein Killer mit einer Überdosis Wut im Bauch.
    Ein Vater, der einen wahrhaft triftigen Grund vorweisen konnte. Und der in manchen Kreisen sogar als der moralische Sieger gelten würde.
    Abgesehen von Jacob Gants Angehörigen würden wohl niemandem in dieser Stadt wegen seines Todes graue Haare wachsen. Weit gefehlt. Lena konnte sich gut vorstellen, dass es in den Kneipen hoch hergehen würde, sobald sich die Nachricht herumsprach. Allerdings würde die Party nicht lange dauern. Wenn Tim Hight wegen Mord an dem Mann, der seine Tochter auf dem Gewissen hatte, festgenommen wurde und wenn Lena den Fall aufklärte und dem trauernden Vater Handschellen anlegte – einem Vater, der vor den Trümmern seines Lebens stand, weil er
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