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Tod von Sweet Mister

Tod von Sweet Mister

Titel: Tod von Sweet Mister
Autoren: D Woodrell
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zusammen. Der Qualm ließ so weit nach, dass er nicht mal mehr eine Spur in der Luft zog, aber er hatte sich schon in meinen Haaren und Sachen verfangen, und so war der Geruch vom Feuerfass überall dort, wo ich stand. Auch meine Hände stanken.
    »Du kannst ruhig reingehen, weißt du?«
    »Nein, Schätzchen. Hm. Ich fühl mich besser, wenn ich helfen kann.«
    So ging das eine ganze Weile. So lange, bis wir beide sahen, wie der Thunderbird auf die lange gewundene Zufahrt des Friedhofs einbog. Glenda wurde ganz still auf ihrem Stuhl, wie ein Fels, ihre Augen sahen nur die grüne, grüne Farbe und die Weißwandreifen. Der Sonnenschein ließ den Wagen noch besonders strahlen. Jimmy Vin kam langsam auf uns zugefahren, beide Hände auf dem Lenkrad, sein Kopf saß steif auf dem Hals, der Blick ging starr nach vorn. Er hielt neben dem Schuppen, vor dem Fass.
    Er saß im Wagen, sie hockte auf dem Stuhl, beide starrten geradeaus. Sie zeigte keine Regung. Nicht eine Zuckung. Sie schien nicht zu blinzeln. Keiner von beiden lächelte, gab nach oder rief etwas.
    Ich stocherte mit einem Stock im Feuer herum.
    Als ich wieder hinsah, stand er neben seinem Wagen. Glenda stand ebenfalls. Sie wirkte ein wenig eingesunken, aber sie stand. Er machte den ersten Schritt, dann blieb er stehen. Sie versuchte einen Schritt in seine Richtung und blieb stehen. Sie sahen sich unentwegt an, weiter und weiter, dann trennten sich die Blicke, und sie eilten aufeinander zu, wie befreit. Sie berührten sich, Kussgeräusche waren zu hören. Sie standen neben dem Feuerfass, umklammerten sich, sagten nichts, gaben nur leises Schnurren und Schniefen und Schluchzen von sich. Seine Hände schwammen umher und fassten sie an.
    Sie sprach als Erste: »Ich war gerade dabei, über dich hinwegzukommen.«
    »Das hatte ich befürchtet.«
    Seine Rückkehr und eine Nacht Schlaf brachten bei ihr alles wieder ins Lot. Dann sah sie sich um und erkannte, dass im Haus lange nichts getan worden war; es war ein stinkendes Durcheinander. Jede Menge kleiner Dinge waren unerledigt geblieben, große Dinge wie Geschirr und Wäsche hatten sich angesammelt.
    Glenda wachte früh auf und schien sich im Schlaf in jemanden voller Energie verwandelt zu haben.
    »Kaffee. Als Erstes Kaffee, mein Süßer, dann werden wir uns um diesen Dreck kümmern.«
    Rings um die Spüle standen die Teller in unordentlichen Stapeln. Erbsen, Makkaroni und Brotrinden hatten sich im Abfluss gesammelt und das Wasser gestaut, bis es fettig und voller schwimmender Essensreste an den oberen Rand der Spüle gestiegen war. Man konnte das Wasser nicht andrehen, ohne eine Überschwemmung zu riskieren.
    »Du musst in dem Dreck nach einer Tasse fischen«, sagte ich. »Wenn du eine gefunden hast, kannst du sie in der Badewanne abspülen.«
    »Ja. Ja. So weit ist es wohl gekommen.«
    Die Morgensonne schien aus einem wolkenlosen Himmel, die Tautropfen im Gras fingen das frühe Licht ein und funkelten, während die Vögel lärmten und herumflatterten, als hätten sie es eilig; wie Vögel nun mal am Morgen so sind. Wir tranken Kaffee und sahen uns das alles durch das Fliegengitter hindurch an. Selbst die Grabsteine schienen über Nacht poliert worden zu sein.
    »Also, Schätzchen, zuerst müssen wir den Müll rausbringen.«
    »Na, davon gibt’s ja jede Menge.«
    Wir trugen den Müll zum Schuppen, und ich trat die Säcke in die Tonnen. Irgendwas Feuchtes wurde dabei herausgequetscht, und ich musste mir die Schuhe abwischen.
    »Ich hab doch gesagt, alles wird gut. Hab ich das nicht gesagt?«
    »Hast du.«
    Sie schlurfte barfuß durch das Gras, der Tau fiel ihr auf die Haut, bis die Füße glänzten. Sie trug Shorts, die nicht gerade mütterlich waren. Aber sie passten ihr prächtig. Sie hatte eins von Reds weißen Hemden genommen, es über ihrem Bauchnabel verknotet und die Ärmel über die Ellbogen gerollt. Ihr Geruch war wieder so gut wie früher, das war großartig. Sie bewegte sich voller Energie, geschmeidig – tänzelnd ist wohl das Wort dafür.
    »Unser Haus ist nichts Besonderes«, sagte sie, »aber ich verrate dir was – ich weiß, dass es nichts Besonderes ist.«
    »Wir sollten das Haus in einer einzigen Farbe streichen.«
    »Kein Geld für Farbe.«
    Ich gab ihr einen Klaps auf den Po, einen schön satten Klaps. Ihr Mund öffnete sich zu einem »Oh!«, aber sie sagte nichts. Ihre Hände fuhren nach hinten und rieben die Stelle auf ihrem Hintern. Sie warf mir diesen Blick über die Schulter zu, ihr Mund machte
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