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Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Tod und Schinken: Krimi (German Edition)

Titel: Tod und Schinken: Krimi (German Edition)
Autoren: Uwe Voehl
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Büchse. Auch Hermine schoss.
    Ich spürte, wie etwas Heißes meine rechte Schläfe streifte, und schrie auf. Ackergoldt schoss ein zweites Mal. Er lachte rau, dann lud er erneut. Kurz sah er sich nach mir um. »Tut mir leid, Junge!«, sagte er. Dann sah ich, wie der Kolben seiner Büchse auf meinen Kopf zuschoss.

23.
    »Das erste Mal hat er es mit Drohungen versucht, dann mit einem Elektroschocker. Vorher hat er mir die Augen mit Klebeband verbunden, damit ich nicht sehe, wo er mich hinschleppt. Es war wärmer als hier drin. Überall ist es wärmer als hier drin. Aber ich habe trotzdem gefroren. Ich war nackt, und ich konnte mir vorstellen, wie er mich mit seinen gierigen Augen anglotzt. Ich habe ihn angeschrien und ihn gereizt, weil ich wusste, dass er mit mir nichts anfangen konnte. Das hat ihn wütend gemacht, und er hat mich zusammengeschlagen. Als ich wieder aufgewacht bin, hat er es mit einer anderen Methode versucht. Er hat davon geredet, wie schön es doch an der Sonne wäre, so warm … Und wir könnten uns doch alles teilen. Ich hab ihm ins Gesicht gespuckt.«
    Meine Mitgefangene sprach mit klarer Stimme. Sie stockte nicht ein einziges Mal, so als hätte sie sich alles vorher aufgeschrieben. Sie hatte mich nicht gefragt, ob ich es hören wollte. Sie hatte einfach zu reden angefangen.
    Und ich stellte keine Fragen.
    »Das zweite Mal haben sie mich gefesselt. Ja, es waren mehrere. Mindestens noch zwei Männer. Ich weiß nicht, ob er das allein hinbekommen hätte. Nein, er war gar nicht mehr dabei. Die weitere Drecksarbeit hat er seinen Männern überlassen. Die haben mich kopfüber an der Decke aufgehängt, und einer hat gefragt, wo denn das Geld ist, das ich haben muss. Er hat sich eine Zigarre angesteckt und gedroht, mir damit die Augen auszubrennen. Er hat mir das richtig ausgemalt, und er hatte Spaß daran, mir zu erzählen, dass er bei Tieren schon mal ausprobiert hat, wie es funktioniert. Die Augäpfel platzen regelrecht. Die laufen aus wie ein Spiegelei. Als ich ihn angeschrien habe, er soll sich seine Zigarre sonst wohin stecken, hat er sie auf meinem Körper ausgedrückt. So lange, bis sie ausgegangen ist. Dann wurde ich ohnmächtig.«
    Ich stellte immer noch keine Fragen. Meine Gedanken wanderten. Wann hatte ich das letzte Mal eine Zigarre geraucht? Das war noch nicht lange her. Ich konnte den Rauch förmlich riechen. Und mit dem Rauch kam die Erinnerung …
    »Ich weiß nicht, wie oft sie mich gefoltert haben. Ich habe kein Zeitgefühl mehr. Wenn ich das nächste Mal nicht rede, haben sie mir was besonders Übles angedroht. Es hängt mit dir zusammen …«
    Zum ersten Mal horchte ich auf.
    »Einer hat mich gefragt, ob ich weiß, wie man Ferkel kastriert. Natürlich weiß ich das, habe ich gesagt. Man schneidet ihnen einfach die Eier ab. Ja, aber ohne Betäubung, hat er gesagt, und er hat gelacht, und dabei hat er mit einem Skalpell herumgefuchtelt. Dann hat er gesagt, wenn er mich so anschaut, kämen ihm auch so ein paar Ideen, aber es wäre doch schade um meinen Körper und so. Er hat wieder gefragt, wo das Geld ist, und als ich nicht geantwortet habe, hat er das Skalpell angesetzt …«

24.
    Mein Kopf war seltsam klar. Wenn da nicht diese allumfassende Dunkelheit gewesen wäre, dann hätte ich gedacht, ich wäre draußen im Freien. Der klare Kopf ließ mich selbst die Finsternis anders empfinden. Sie vibrierte und strahlte, und freundlich lächelnde Wesen tanzten darin.
    Ich fragte mich, ob das der Moment vor dem Tod war. Oder der Moment vor dem Wahnsinn. Das Merkwürdigste war, dass ich mich plötzlich wieder erinnerte.
    An alles!
    »Bist du wach?«, fragte Hermine.
    Ich nickte, bis mir einfiel, dass sie mich nicht sehen konnte. »Ja«, sagte ich. »Und ich weiß wieder, was passiert ist. Du hast auf mich geschossen …«
    »Ich wollte ihn treffen. Ich habe schlecht gezielt. Dann haben seine Leute mich überwältigt, und ich bin hier gelandet. Sieht nicht gut aus für uns.«
    »Wie lange sind wir schon hier?«
    »Keine Ahnung. Ein paar Tage, schätze ich.« Sie sprach leise, fast flüsternd, so als hätte sie Angst, man könnte uns belauschen. »Er ist ein Teufel«, fuhr sie fort. »Er wird uns hier nicht lebend rauslassen. Und wenn ich ihm sage, wo das Geld ist, erst recht nicht.«
    »Ich habe Hunger«, sagte ich. »Du auch?«
    »Nein.«
    Ich griff nach oben und pflückte eine Wurst von der Decke. Ich achtete darauf, dass ich keinen Schinken erwischte. Der war zu salzig. Am besten war die
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