Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in Seide

Tod in Seide

Titel: Tod in Seide
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
Kenntnis, dass der stellvertretende leitende Inspektor die Informationen über eine Einbruchsserie an einen örtlichen Kabelsender, ¿Que Pasa NY? weitergegeben hatte, woraufhin ein Informant den Fall knackte. Er mochte diese Art der kreativen Polizeiarbeit, wie er es nennen würde. Was er nicht mochte war, wenn jemand schlaue Sprüche klopfte. Daran hatte sich nichts geändert, seit er vor fast zehn Jahren Chapmans Boss in der Abteilung für Straßenkriminalität gewesen war.
    »Wer bringt mich auf den neuesten Stand, was diesen Fall angeht?«
    Peterson deutete auf Chapman und trat zur Seite. Mike legte seine Aufzeichnungen auf das Pult, strich sich mit den Fingern durch das dichte schwarze Haar und steckte eine Hand in die Tasche seines Blazers. Dann begann er seine Beschreibung damit, wie er an den Fundort der Leiche gerufen worden war. Sein Bericht war gründlich, detailliert und professionell – er war der beste Mordermittler der New Yorker Polizei –, aber als er mit dem Hinweis auf Dr. Fleishers Anweisung schloss, »Gertie« in den Krankenwagen zu laden, rutschte ich nervös auf meinem Stuhl hin und her.
    »›Gertie‹? Ich wusste nicht, dass man sie inzwischen identifiziert hat.« Lunetta war verärgert. Hastig blickte er nach beiden Seiten zu seinen Mitarbeitern, um zu sehen, ob sie es versäumt hatten, ihn am Morgen über die neuesten Entwicklungen in dem Fall in Kenntnis zu setzen, der zur Zeit die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog. Der Mord war auf der Titelseite beider Boulevardzeitungen, und er sollte vor der Öffentlichkeit die neuesten Informationen über das Opfer haben.
    »Man hat sie noch nicht identifiziert, Chief.«
    »Nun, heißt sie dann Gertie oder nicht?«
    Fang lieber nicht damit an, Chief, betete ich leise von meinem Platz in der Zuschauergalerie aus. Alle, die mit Mike zusammenarbeiteten, wussten, dass er in jedem seiner Fälle dem Mordopfer einen Namen gab. Oft hielt er auch nach der Identifizierung an dem Spitznamen fest – es war seine ganz eigene, sonderliche Art und Weise, den Fällen eine persönliche Note zu geben.
    »Ich nenne sie so, Chief, damit sie nicht nur eine Nummer ist eine leblose Statistik, über die sich dann der Bürgermeister aufregen kann. Ich habe sie nach Gertrude Ederle benannt – drei olympische Medaillen und Bezwingerin des Ärmelkanals. Ich dachte mir, dass sie angesichts der Art, wie man sie den Fischen zum Fraß vorgeworfen hat, die Seele einer großen Schwimmerin gehabt haben muss, um an der Oberfläche zu bleiben.«
    Einige Leute kicherten, aber die meisten der Anwesenden wussten, dass es besser war, still zu sein.
    Lunetta biss nicht ein zweites Mal an und ging weiter zur nächsten Frage. »Womit haben Sie es hier zu tun?«
    Chapman fuhr fort: »Nach der heutigen Obduktion werden wir an einer Pressemitteilung und einer Skizze arbeiten.«
    »Können Sie der Presse nicht eines der Fotos geben, die am Fundort gemacht wurden? Eine Nahaufnahme, damit wir sie schneller identifizieren können?«
    »Ich glaube nicht, dass ihre Angehörigen und Liebsten sie in dem Zustand abgelichtet sehen möchten, in dem sie aus dem Wasser gefischt wurde. Wir arbeiten mit der Vermisstenabteilung und allen anderen Dienststellen zusammen.«
    »Überprüfen Sie alle Gebiete, die an den Fluss angrenzen? Am Ende stellt es sich vielleicht doch als ein Mord in der Bronx heraus, Chapman. Das Verbrechen wird in dem Bezirk verbucht, in dem es begangen wurde, das wissen Sie ja.«
    »Es ist mir egal, wo sie ins Wasser geworfen wurde, Chief. Jetzt gehört sie uns .«
    Das hättest du wohl gerne, Lunetta. Den Mord den Randbezirken aufs Konto schreiben, damit die Zahlen für Manhattan niedrig bleiben würden? Nein, da halte ich es ganz mit Chapman. Sie wurde hier angespült, und egal, wo sie umgebracht wurde, jetzt fiel sie in unseren Zuständigkeitsbereich.
    »Ich entnehme den Zeitungen, dass Miss Cooper letzte Nacht am Fundort gewesen war. Werfen Sie auch schon das Handtuch, Detective? Sind Sie auch schon so weit, die Bundesfritzen zu rufen? Ich verstehe einfach nicht, wofür Sie immer und überall ein Schoßstaatsanwältchen brauchen. Tragen Sie ihr das Lippenstiftetui oder die Haarbürste?« Der Chief begleitete diese abfällige Bemerkung, mit der er den Detective und mich in einem Aufwasch abkanzelte, mit einem Grinsen.
    Aber Chapman war nicht so einfach aus der Ruhe zu bringen. Er würde ganz einfach die Gelegenheit nutzen, um noch mehr Lacher zu provozieren, selbst wenn diese auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher