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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg
Autoren: Aufbau
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Wenigstens ist die Börse des Räubers eine kleine Entschädigung für die Abtei, nehme ich an. Aber nicht für Madagan. Er muß sein eigenes Heil suchen.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Ich mußte auch daran denken, wie nahe du dem Tode warst, und noch dazu von der Hand deines eigenen Vetters.«
    »Es ist gut, wenn man einen Pilgerstab zur Hand hat.« Sie lächelte sanft. »Wenigstens hast du gut gezielt.«
    »Wenn ich nun nicht getroffen hätte?« fragte Eadulf und erschauerte.
    »Aber du hast, und wir sind hier.«
    »Morgen reisen die Brehons ab. Wird Muman nun wieder sicher sein?«
    »Die Uí Fidgente haben ein Friedensabkommen mit meinem Bruder geschlossen. Die Brehons werden ihre Urteile bekanntmachen, und man wird Mael Dúin, den König der Uí Néill in Ailech, warnen, er möge aufhören, Pläne gegen Muman zu schmieden. Das gleiche gilt für Ultán, den Comarb von Patrick. Deshalb nehme ich an, es wird hier eine Weile Friede herrschen. Ich habe auch gehört, daß Colgú meinen Vetter Finguine zu seinem neuen Tanist vorschlagen will, wenn die
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unserer Sippe das nächste Mal zusammentreten. Ich glaube, da trifft er eine gute Wahl.«
    »Und was nun?« fragte Eadulf. »Die Geschichte war anstrengend. Ich war noch nie in meinem Leben so verwirrt. Ich frage mich, ob du Donndubháins Schuld hättest beweisen können, wenn er sich nicht selbst verraten hätte.«
    Fidelma schaute Eadulf mit mildem Tadel an.
    »Da solltest du mich doch wohl besser kennen. Ich glaube nicht an den Zufall. Allerdings« – sie lächelte wehmütig – »hätte es wohl eine Weile gedauert, bis alle Zeugen gehört und alle Beweise vorgelegt worden wären. Einige Leute hätten da vielleicht nicht durchgesehen. Aber am Ende wäre die Beweisführung allen klar gewesen.«
    »Und was hast du jetzt vor?« drängte sie Eadulf. »Ich habe diese nachdenkliche Miene oft genug bei dir gesehen und weiß, daß du mit etwas umgehst.«
    Fidelma lächelte traurig. So war es tatsächlich. Es war schwierig, ihm das zu sagen. »Weißt du, was unsere Schreiber ans Ende eines Manuskripts setzen, wenn sie damit fertig sind?«
    Eadulf schüttelte den Kopf und fragte sich, was sie wohl meinte.
    »Nunc scripsi totum pro Christo, da mihi potum!«
    Eadulf mußte lächeln, als er es übersetzte. »Nachdem ich nun soviel für Christus geschrieben habe, gebt mir was zu trinken!«
    Fidelma nickte langsam. »Oder, wie ich es ausdrücken würde, nachdem ich soviel für meinen Bruder und das Königreich von Cashel getan habe, gebt mir Zeit, mich auszuruhen«, erklärte sie.
    »Ausruhen? Du?« fragte Eadulf zweifelnd.
    »O ja. Erinnerst du dich, als wir nach Imleach kamen, daß dort eine Schar Pilger rastete?«
    »Ja, sie wollten zur Küste und eine Pilgerfahrt über See unternehmen.«
    »Das stimmt. Sie wollten zum Grab des heiligen Jakobus auf dem Sternenfeld.«
    »Wo ist denn das?«
    »In einem der nördlichen iberischen Königreiche. Diese Pilgerfahrt würde ich gern machen. Viele hier in diesen fünf Königreichen tun das. Sie brechen dazu von der Abtei des heiligen Declan in Ard Mór auf. Sie liegt nicht weit von hier im Süden. Ich habe Lust, bald nach Ard Mór zu gehen.«
    Eadulf war bestürzt bei dem Gedanken an ihre Abreise. Ihm wurde plötzlich bewußt, daß er sich schon ungebührlich lange in Muman aufhielt, denn er war lediglich als Sondergesandter des Erzbischofs Theodor von Canterbury hierhergekommen. Fidelmas Worte bedeuteten, daß es Zeit war, Abschied zu nehmen.
    »Findest du es richtig, Cashel zu dieser Zeit zu verlassen?« fragte er zögernd.
    Sie war zu einem Entschluß gelangt. Seit einiger Zeit war Fidelma mit ihrem Leben unzufrieden. Als sie sich in Rom von Eadulf getrennt hatte, um nach Éireann zurückzukehren, hatte sie sich einsam gefühlt und Sehnsucht nach ihm gehabt, obwohl sie doch wieder bei ihrem eigenen Volk lebte. Ihr hatten die Diskussionen mit Eadulf gefehlt, ihr hatte es gefehlt, ihn mit ihren unterschiedlichen Meinungen und Lebensanschauungen zu necken. Manchmal hatten sie sich heftig gestritten, aber nie war eine Feindschaft daraus entstanden.
    Eadulf war der einzige Mann ihres Alters, in dessen Gesellschaft sie sich völlig unbefangen fühlte und sich öffnen konnte, ohne sich hinter ihrem Rang und ihrer Stellung zu verbergen, ohne eine Maske aufzusetzen oder eine Rolle zu spielen.
    Sie hatte seine Gesellschaft mit einer Heftigkeit vermißt, die sie sich nicht erklären konnte. Es war nun zehn Monate, her, seit Eadulf als
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