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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg
Autoren: Aufbau
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zurück. Diesen hatte der Comarb von Patrick aus Armagh mitgeschickt, weil er um Baoills Verwandtschaft mit Mochta wußte. Baoill versuchte, seine Tonsur des heiligen Petrus zu verbergen, indem er sein Haar wachsen ließ, doch die Zeit reichte nicht aus, sie ganz zu bedecken. In Imleach nahm er Kontakt zu Bruder Mochta auf. Zuerst forschte Baoill seinen Bruder aus, um zu prüfen, ob man ihn für die Verschwörung gewinnen könnte. Als Mochta nicht darauf einging, versuchte Baoill erst durch List und dann mit Gewalt, die heiligen Reliquien an sich zu bringen. Es gelang ihm nur, Ailbes Kruzifix zu erbeuten.
    Bruder Mochta wurde bei dem Kampf verwundet. Er vertraute sich seinem Freund Bruder Bardán an, und da ihnen klar war, daß ein Komplott im Gange war, beschlossen sie, daß sich Bruder Mochta mit den übrigen Reliquien verstecken sollte, bis Bruder Bardán jemanden fand, dem er vertrauen und den er einweihen konnte.«
    »Warum vertraute er sich nicht seinem Abt an?« wollte Brehon Dathal wissen.
    »Wie er mir sagte, ist der Abt ein ehrenhafter Mensch, und er hätte darauf bestanden, daß die Reliquien in die Kapelle zurückgebracht würden. Den Drohungen Baoills hatten Mochta und Bardán entnommen, daß man Krieger zur Abtei schicken würde, um die Reliquien zu rauben. Wenn Mochta und die Reliquien verschwanden, so meinten sie, entfiele der Grund für einen Angriff auf Imleach.«
    »Aber dieser Angriff fand doch statt«, warf Brehon Rumann ein.
    »Ja, aber nicht auf die Abtei. Baoill und sein Freund der Bogenschütze hatten schon einen anderen Plan in Gang gesetzt. Der Hauptzweck aller dieser Aktionen bestand ja darin, Entsetzen und Angst im Volk von Muman hervorzurufen, um das Königreich zu spalten. Der Angriff und das Fällen des heiligen Eibenbaums der Eóghanacht hätten eine ebenso verheerende Wirkung auf Muman wie das Verschwinden der Reliquien. Sobald man wußte, daß die heiligen Reliquien und Mochta weg waren, wurde der große Eibenbaum das Ziel. Es war das einzige, was in gleicher Weise Furcht und Verzweiflung in Muman auslösen konnte.«
    Zum erstenmal schaltete sich Brehon Fachtna in den Vortrag ein. »Du erzählst uns eine interessante Geschichte, Fidelma von Cashel. Du hast den Fürsten der Uí Fidgente von dieser Sache freigesprochen. Deine Geschichte würde noch interessanter, wenn du uns sagen würdest, wer dein Hauptverschwörer ist. Wer steckt dahinter?«
    »Es war ein Kutscher Samradáns, der mich zuerst auf die richtige Spur brachte.«
    Brehon Dathal sah sie fragend an. »Von Kaufmann Samradán? Du meinst, Samradán war der Bote nach Armagh zum Comarb von Patrick?«
    »Er sagte mir, daß er in den letzten beiden Monaten zweimal in Armagh war. Er erzählte das so arglos, daß ich annahm, er wüßte vielleicht gar nicht, worin er da verwickelt war. Ihm ging es nur um seine illegalen Geschäfte.«
    »Seine illegalen Geschäfte?« forschte Brehon Rumann. »Ist der Mann hier anwesend?«
    »Nein. Er wurde in der vorletzten Nacht ermordet. Man brachte ihn um, weil man fürchtete, durch ihn könnte ich zu dem Hauptverschwörer gelangen.«
    Ein hörbares Raunen der Überraschung durchlief die Große Halle.
    »Samradán befaßte sich hauptsächlich mit illegalen Geschäften. Er und seine Leute hatten eine kleine Silbermine dicht bei Imleach entdeckt. Das Land gehört der Abtei, also durfte Samradán sie nicht ausbeuten. Doch da er unter dem Schutz des Hauptverschwörers stand – eines mächtigen Fürsten, wohlgemerkt –, ermutigte ihn derselbe Fürst dazu, das Silber abzubauen, und nahm seinen Anteil am Ertrag. An dieser Bergwerksverschwörung war noch jemand beteiligt . . .«
    Nion, der
bó-aire
von Imleach, versuchte heimlich die Halle zu verlassen.
    »Capa!« rief Fidelma und zeigte auf den Schmied.
    Der stämmige Hauptmann der Leibwache Colgús packte den Schmied mit überraschender Kraft an der Schulter und zwang ihn, stehenzubleiben.
    »Bring ihn hierher vors Gericht«, ordnete Brehon Rumann an.
    Nion war blaß geworden. »Ich hatte nichts mit der Verschwörung zum Sturz von Cashel zu tun«, keuchte er.
    »Gibst du zu, daß du mit diesem . . . diesem Kaufmann Samradán zusammengearbeitet hast?« fragte ihn Brehon Rumann.
    »Das leugne ich nicht. Ich machte aber nur Geschäfte mit ihm, weil er mir Erz aus der Mine brachte. Ich schmolz das Silber aus, und manchmal bearbeitete ich es auch.«
    Fidelma nickte. »Ja. Ich glaube dir, daß du manchmal sehr schöne kleine Spangen mit Sonnensymbol
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