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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg
Autoren: Aufbau
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ähnlich. Die Spangen stammen von demselben Kunstschmied. Aber die Spangen von Nion und Finguine tragen drei rote Granaten, und diese wurde speziell für dich gefertigt und hat fünf rote Granaten. Ich sah sie an dir am Tage des Attentatsversuchs. Vielleicht soll sie die fünf Königreiche von Éireann darstellen. Reicht dein Ehrgeiz so weit, Donndubháin?«
    Donndubháin reagierte blitzschnell. Seine eine Hand fuhr in sein Hemd und zog einen kurzen Dolch hervor, den er im Gürtel verborgen hatte. Mit der anderen Hand packte er Fidelma. Sie hatte nicht damit gerechnet und sah sich im nächsten Augenblick mit dem Rücken gegen seine Brust gepreßt und spürte seinen Dolch an der Kehle.
    »Donndubháin!« rief Colgú aufspringend. »Du Narr! Du kannst doch nicht entkommen!«
    Die Große Halle war ein einziges Chaos entsetzter Ausrufe.
    »Wenn ich nicht entkomme, dann stirbt deine liebe Schwester mit mir«, schrie der Fürst über die Menge hinweg.
    Sein Dolch war so dicht an Fidelmas Kehle, daß ein Blutstropfen an der Klinge entlanglief.
    »Befiehl Capa, mir ein schnelles Pferd zu satteln. Und keine Tricks, denn Fidelma nehme ich mit . . .«, forderte Donndubháin.
    Vorsichtig bewegte er sich rückwärts von den bleich gewordenen Richtern und den angstvollen Blicken der Menge in der Großen Halle fort auf die Tür zu.
    Da gab es einen dumpfen Laut. Donndubháins Hand zitterte, dann fiel ihm der Dolch aus den schlaff gewordenenFingern. Einen Augenblick später schlug der bewußtlose Körper des Tanist von Cashel auf den Boden nieder.
    Mit weit geöffneten Augen fuhr Fidelma herum und holte tief Atem.
    Eadulf schaute sie voller Sorge an. Seinen Pilgerstab hielt er fest in beiden Händen. Plötzlich lächelte er, als er Fidelma in die Augen blickte.
    »Was bei einem
canis lupus
wirkt, hilft auch gegen einen menschlichen Wolf.«
    Fidelma warf den Kopf zurück, lachte erleichtert los und umarmte ihren Gefährten.

EPILOG
    Fidelma und Eadulf standen an der Südwestecke des Wehrgangs der Mauer von Cashel und blickten hinüber zu den Bergen im Westen. Bald würde die Glocke zum Abendessen rufen. Alles schien nun friedlich und ruhig. Der Palastbezirk lag beinahe verlassen da, und auch aus der Stadt unterhalb des großen Königssitzes von Muman reisten die Besucher ab. Sie waren gekommen, um das Schauspiel einer Gerichtsverhandlung zu erleben, und sie waren nicht enttäuscht worden. Ein Zusammenstoß zwischen den Uí Fidgente und Mumann war vermieden worden, die Schuldigen waren entdeckt und bestraft. Morgen früh würden sich die Brehons verabschieden, und in ein paar Tagen würde der Fürst der Uí Fidgente in sein Land zurückkehren, nachdem er einen Friedensvertrag mit Cashel beschworen hatte.
    Wie gewöhnlich schien dieser Monat mit einer Zeit schönen, warmen Wetters zu enden. Die Sonne sank wie ein hellergoldener Ball schnell hinter den Bergen im Westen in einem weichen, rosigen Licht. Die wenigen Wolken bildeten lange dünne Streifen von Dunkelheit, am oberen Rand gefärbt von den Strahlen der untergehenden Sonne.
    »Morgen wird ein schöner Tag«, bemerkte Fidelma beinahe träumerisch.
    Eadulf nickte trübe.
    »Du scheinst niedergeschlagen«, ging Fidelma auf die Stimmung ihres Gefährten ein.
    »Es gibt ein Rätsel bei der ganzen Geschichte, das noch nicht gelöst ist«, meinte er. »Jedenfalls weiß ich keine Antwort.«
    »Und welches?«
    »Wer tötete den Krieger in Imleach? War es Samradán? Das ergibt eigentlich keinen Sinn.«
    »Nein. Der Tod des Räubers war beinahe überflüssig, wenn man es so sagen kann. Er wurde, wie ich gleich vermutete, aus einem ganz gewöhnlichen Grunde getötet, aus Rache.«
    »Du meinst, er wurde, wie wir annahmen, von Bruder Bardán getötet?« fragte Eadulf. »Aus Rache für den Mord an Daig?«
    »Nein. Er wurde von Bruder Madagan erstochen, dessen Augen seine Unversöhnlichkeit verraten. Madagan wollte einfach Rache dafür, daß ihn der Krieger vor dem Tor der Abtei niedergeschlagen hatte. Am nächsten Tag nahm Madagan die Börse des Räubers, die mit Münzen des Königs von Ailech gefüllt war, und stiftete sie zur Sühne der Abtei. Ségdae zeigte mir die Münzen, bevor ich Imleach verließ. Sie waren von der gleichen Art wie die, die ich im Beutel des Attentäters in Samradáns Stall fand.«
    »Weiß Abt Ségdae davon?« fragte Eadulf entsetzt.
    »Ja. Es liegt nun an ihm, ob er die Sache weiter verfolgen will, und es liegt an Madagan, mit seinem Gewissen ins reine zu kommen.
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