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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg
Autoren: Aufbau
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schaute wieder über das Tal zur Straße, die den Fluß Suir kreuzte, und weiter in Richtung auf den Brunnen von Ara. Nichts bewegte sich auf der Straße. Sie wandte sich wieder Eadulf zu.
    »Man sollte es nicht billigen, aber viele in unserem Volk glauben fest daran, daß im Fall eines Diebstahls der Reliquien Ailbes nichts unser Land davor bewahren könnte, in die Hände seiner Feinde zu fallen. In den alten Sagen ist Ailbe ein Hund, der die Grenzen des Königreichs bewacht. Manche meinen, der Heilige sei nach diesem Hund benannt worden, deshalb betrachten sie ihn als eine Verkörperung des Hundes, der immer noch unsere Grenzen beschützt. Sollten seine Reliquien aus Imleach verschwinden, dann würde die Dynastie der Eóghanacht in Cashel gestürzt, das Königreich Muman zerrissen, und es gäbe keinen Frieden mehr im Land.«
    Eadulf war sichtlich beeindruckt von dieser Legende.
    »Ich hatte keine Ahnung, daß so etwas noch in deinem Volk lebendig ist«, meinte er mit leichtem Kopfschütteln.
    Fidelma verzog das Gesicht.
    »Ich unterstütze solchen Aberglauben nicht. Doch die Menschen glauben so fest daran, daß ich ihn lieber nicht auf die Probe stellen möchte.«
    Sie blickte auf und erkannte eine Bewegung am Rande des fernen Waldes. Ein Lächeln froher Erleichterung breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
    »Sieh nur, Eadulf! Dort kommt Colgú, und der Fürst der Uí Fidgente ist bei ihm.«

KAPITEL 3
    Eadulf blickte aus dem Fenster über die weiten bestellten Äcker zwischen der Stadt und dem ungefähr vier Meilen entfernten Fluß. Er konnte gerade wahrnehmen, daß aufdem Weg eine Reiterschar aus dem Wald hervorkam. Er warf Fidelma einen raschen Blick zu und bewunderte im stillen ihre Sehschärfe, denn außer der Tatsache, daß es Berittene waren, konnte er noch nichts ausmachen. Daß sie unter ihnen ihren Bruder zu erkennen vermochte, war ihm kaum vorstellbar.
    Sie beobachteten schweigend, wie sich die Kolonne auf die Stadt unterhalb der Burg zu bewegte. Nun sah Eadulf das bunte Banner des Königs von Muman und ein anderes, das ihm nicht bekannt war, aber wohl dem Fürsten der Uí Fidgente gehörte.
    Plötzlich ergriff Fidelma seine Hand und zog ihn fort vom Fenster.
    »Gehen wir hinunter in die Stadt und sehen uns ihre Ankunft an, Eadulf. Dies ist ein großer Tag für Muman.«
    Eadulf lächelte leise über ihre aufschäumende Begeisterung und ließ sich von ihr durch die Große Halle führen.
    »Das verstehe ich nicht so ganz. Warum ist die Ankunft des Fürsten der Uí Fidgente so wichtig?« fragte er, während sie den Hof überquerten.
    Fidelma ließ seine Hand los, sobald sie sicher war, daß er ihr folgte, und fiel in den würdigeren Schritt einer Nonne.
    »Die Uí Fidgente sind einer der größeren Clans in Muman und leben westlich des Flusses Maigne. Ihre Fürsten haben sich oft geweigert, den Eóghanacht von Cashel Tribut zu zahlen oder sie überhaupt als Könige von Muman anzuerkennen. Sie erheben sogar selbst Anspruch auf die Königsherrschaft in Muman, mit der Begründung, daß ihre Fürsten ebenfalls von unserem gemeinsamen Ahnherrn Eóghan Mór abstammen.«
    Sie ging rasch voran über den Hof, an der Kapelle vorbeiund durch das Haupttor. Der wachhabende Krieger lächelte und grüßte sie. Colgús Schwester war sehr angesehen in ihrem Volk. Eadulf hielt leicht Schritt mit ihr.
    »Ist ihr Anspruch berechtigt?« fragte er.
    Fidelma verzog schmollend den Mund. Sie war stolz auf ihre Sippe, und darin, das wußte Eadulf aus Erfahrung, unterschied sie sich nicht von den meisten irischen Adligen, die er kennengelernt hatte. Jede Sippe beschäftigte einen professionellen Genealogen, um sicherzugehen, daß alle Generationen und ihre vielfachen Verwandtschaftsverhältnisse genau und deutlich aufgezeichnet wurden. Nach dem Brehon-Gesetz wurde die Nachfolge durch den Beschluß eines Wahlmännerkollegiums geregelt, das aus bestimmten Generationen,
derbfhine
genannt, bestand, deshalb war es wichtig, die Generationen und ihr Verhältnis zueinander zu kennen.
    »Fürst Donennach, der heute mit meinem Bruder herkommt, beruft sich darauf, in gerader männlicher Linie in der zwölften Generation von Eóghan Mór abzustammen, den wir als den Begründer unseres Hauses betrachten.«
    Eadulf entging ihr sarkastischer Unterton, er schüttelte verwundert den Kopf darüber, mit welcher Leichtigkeit der irische Adel seine Verwandtschaftsbeziehungen bestimmen konnte.
    »Also dieser Fürst Donennach entstammt einer jüngeren Linie
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