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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg
Autoren: Aufbau
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Hofe Crónans, eines Fürsten des Volkes der Cliach.«
    »War er ein Sohn des Fürsten?«
    »Nein. Er war der Sohn einer Dienerin des Fürsten, die bei der Geburt starb. Wer der Vater war, ist umstritten. Der Fürst war so erzürnt darüber, daß seine Geburt ihn einer bevorzugten Dienerin beraubte, daß er das Kind ersticken lassen wollte. Der Sage nach wurde es in der Wildnis ausgesetzt, aber von einer alten Wölfin aufgezogen.«
    »Ach, solche Geschichten habe ich schon öfter gehört«, bemerkte Eadulf spöttisch.
    »Da hast du allerdings recht. Wir wissen nur, daß Ailbe, als er erwachsen war, ins Ausland ging und in Rom zum neuen Glauben bekehrt und getauft wurde. Der Bischof von Rom schenkte ihm ein wunderschönes silbernes Kruzifix als Zeichen seines Amtes und sandte ihn nach Irland zurück, damit er Bischof der dortigen Christen würde. Das war noch bevor der heilige Patrick seinen Fuß in unser Land setzte. Mein Ahnherr, der erste christliche König von Muman, Oenghus mac Nad Froích, wurde von Ailbe zum Glauben bekehrt. Ailbe und Patrick nahmen beide an der Taufzeremonie des Königs hier auf diesem Felsen von Cashel teil. König Oenghus ordnete danach an, daß Cashel hinfort der Sitz des Primas von Muman sei und zugleich die königliche Hauptstadt, und Ailbe solle der erste Oberhirte des Königreichs werden.«
    Sie setzten sich an ein Fenster der Großen Halle, das aufden westlichen Teil der Stadt unter ihnen hinausging, und blickten über die Ebene zu den entfernten Bergen im Südwesten. Eadulf reckte sich und unterdrückte rasch ein Gähnen. Fidelma sollte sich nicht gekränkt fühlen. Sie hatte es nicht bemerkt, denn ihr Blick ruhte auf den schimmernden Wäldern des fernen Tals. Mit ihren Gedanken war sie noch bei dem alten Bruder Conchobar und seiner düsteren Vorhersage. Sie fragte sich, ob sie sich auf ihren Bruder Colgú bezog. Es war kein Geheimnis, daß er sich zum Brunnen von Ara, einer Furt durch den Fluß Ara, begeben hatte, um sich mit den Erzfeinden der Könige von Cashel zu treffen. Solange sie denken konnte, waren die Fürsten der Uí Fidgente ihrer Familie feind gewesen. Gewiß, Colgú hatte seine Leibwache mitgenommen, konnte ihm dennoch Gefahr drohen? Beinahe hätte sie Eadulfs Frage überhört.
    »Wie kommt es dann, daß er Ailbe von Imleach genannt wird und nicht Ailbe von Cashel? Und was besagt dieses Gesetz Ailbes?«
    Eadulf wollte immer möglichst viel über das Königreich Muman erfahren.
    Fidelma blickte ihn an und entschuldigte sich mit einem Lächeln für ihre Abwesenheit.
    »Die Könige von Cashel gingen davon aus, daß nur Ailbe die kirchliche Oberhoheit in unserem Königreich besaß. Armagh, das im nördlichen Königreich der Uí Néill von Ulaidh liegt, versucht jetzt durchzusetzen, daß es die kirchliche Oberhoheit über ganz Irland erhält. Wir in Muman bestehen darauf, daß unsere Oberhoheit in Imleach bleibt. Deshalb ist Ailbe so wichtig für uns.«
    »Aber du sagtest doch, Cashel wäre der Ort der Oberhoheit«, warf Eadulf ein.
    »Es heißt, als Ailbe alt wurde, erschien ihm ein Engel und sagte ihm, er solle ihm nach Imleach Iubhair folgen, das nicht weit von hier liegt, und dort würde er den Ort seiner Auferstehung sehen. Das war symbolisch gemeint, denn Imleach war die alte Hauptstadt des Königreichs, bevor König Corc noch in heidnischen Zeiten Cashel dazu machte. Es hat seinen Namen von dem heiligen Eibenbaum, der das Totem unseres Königreichs ist.«
    Eadulf schnalzte mißbilligend mit der Zunge wegen dieser heidnischen Symbolik. Als ein zum Christentum Bekehrter hing er wie die meisten Bekehrten dem Glauben besonders eifrig an.
    »Ailbe verließ Cashel, ging nach Imleach und errichtete eine große Abtei«, fuhr Fidelma fort. »Es gab dort einen alten heiligen Brunnen, den er segnete und dem Dienst Gottes weihte. Er segnete sogar den heiligen Eibenbaum. Nach der Gründung der Abtei durch Ailbe entstand in Imleach eine blühende Gemeinschaft. Als Ailbe sein Werk vollendet hatte, ging er in den Himmel ein. Seine Gebeine ruhen in Imleach. Es gibt eine Legende . . .«
    Fidelma brach ab, lächelte und zuckte entschuldigend die Achseln. In Wahrheit redete sie nur davon, um sich von der Sorge um die Sicherheit ihres Bruders beim Brunnen von Ara abzulenken, die beständig an ihr nagte.
    »Sprich weiter«, drängte Eadulf, denn er genoß die Leichtigkeit, mit der Fidelma die Legenden ihres Volkes erzählte und die alten Götter und Helden zum Leben erweckte.
    Fidelma
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