Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod im Staub

Tod im Staub

Titel: Tod im Staub
Autoren: Brian W. Aldiss
Vom Netzwerk:
dagegen, und dabei bin ich doch, weiß der Himmel, politisch überhaupt nicht engagiert. Gilt el Mahasset nicht als der fähigste Staatsmann, den Afrika jemals hervorgebracht hat, eine Mischung aus Nehru, Tschou Enlai und Churchill?«
    »Ja, ja, Noland, ich bin ganz Ihrer Meinung, aber das ist es ja gerade ...« Er hielt plötzlich inne und griff sich an die Brust. Dann sackte er vornüber zusammen, bis seine Stirn fast den Sand berührte. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, war sein Gesicht hart und angespannt, und seine Stimme bebte, als er weitersprach: »Sie sind keineswegs der einzige Kranke an diesem Strand. Ein Anfall - ich habe meine Tabletten nicht mitgenommen. Ist Ihnen eigentlich jemals klargeworden, daß das Ideal der Gesundheit aus der Welt verschwunden ist? Heutzutage gilt es als patriotisch, krank zu sein.«
    »Hören Sie, Mercator, ich brauche Ihre Belehrungen nicht. Es tut mir leid, daß Sie krank sind, aber ich will mit Ihnen nichts zu tun haben. Ich hatte niemals die Absicht, in Ihre Angelegenheiten verwickelt zu werden.«
    »Reden Sie keinen Unsinn, Knowle. Sie sind darin verwickelt, und das wissen Sie auch. Diese Angelegenheiten betreffen Sie genauso wie alle anderen.« Die Attacke war vorüber, und er erholte sich wieder. »Ich bin Ihnen so geduldig gefolgt, weil ich Sie bitten muß, etwas für mich zu tun.«
    »Wo ist denn Ihr Lieblingsstrolch, Israt?«
    Er konnte seinen Ärger nicht verbergen. »Israt konnte Ihren Doktor Thunderpeck überwältigen und schloß sich mir an, aber in dem Gewühl, das auf den Straßen herrscht, haben wir uns aus den Augen verloren. Außerdem ist er nicht mein Lieblingsstrolch. Wir haben zufällig die gleiche Religion - wir sind beide Abstinenzler. Keiner von uns hat Ihnen jemals ein Leid zugefügt.«
    »Ha! Und was ist mit den schrecklichen Jahren, die ich auf Ihrer Farm verbrachte?«
    »Ach, seien Sie doch vernünftig! Vergessen Sie diese Zeit. Im übrigen hatte ich nur nominell die Leitung der Farm. Jeder Mensch weiß, daß die Farmer im Laufe der letzten Jahrhunderte immer mehr die Verbindung mit ihrem Land verloren haben. Diese Entwicklung war unvermeidlich, als die Farmen unter dem Druck des sogenannten Leistungsprinzips immer größer wurden. Als ich mich in diesem Jahr zur Ruhe setzte, war ich nichts weiter als ein Mann, der sich mit Statistiken und Bergen von Papierkram beschäftigte; ich war genauso an meine Arbeit gekettet wie Sie an die Ihre.«
    »Sie sollten mal ein paar Jahre in einem Ihrer stinkenden Dörfer verbringen, bevor Sie das behaupten.«
    »Ich bin für unser Strafsystem nicht verantwortlich, Noland. Ich habe nicht bestimmt, wer auf dem Land arbeiten muß. Ich versuche keineswegs, mich von jeder Schuld reinzuwaschen, und ganz bestimmt nicht will ich ein System verteidigen, das ich in Wirklichkeit noch viel verwerflicher finde als Sie.« Seine Finger verkrallten sich im Sand, und ich sah, daß er wieder einen Schmerzanfall hatte. »Hören Sie mich an, Noland! Ich brauche Ihre Hilfe, ich flehe Sie an, mir zu helfen, bevor es zu spät ist.«
    »Bedaure, nein. Und jetzt bringe ich Sie zu Ihrem Arzt.«
    »Das hat Zeit. Erst hören Sie mir zu. Ich muß Ihnen vertrauen - nicht deshalb, weil Sie ein Landsmann von mir sind, sondern weil ich mich in dieser emotionalen Frage auf keinen Afrikaner verlassen kann.«
    »Sie sind wahnsinnig, Mercator. Ich bringe Sie jetzt in Ihr Hotel zurück.« Als ich mich zu ihm niederbeugte und ihm aufhelfen wollte, protestierte er, aber ich schnitt ihm das Wort ab. »Ich müßte Sie eigentlich der Polizei übergeben, und ich würde es auch tun, wenn ich nicht aus der Sache herausbleiben wollte. Ihre Idee, el Mahasset zu erschießen, ist blanker Wahnsinn.«
    Er widersetzte sich meinen Bemühungen, ihn auf die Füße zu stellen. »Gerade darüber muß ich mit Ihnen sprechen, Noland. Ich weiß, daß Sie ziemlich hart und skupellos sind. Ich will, daß Sie an meiner Stelle el Mahasset erschießen. Ich verspreche Ihnen, daß es sich für Sie lohnen wird.«
    Ich war so überrascht, daß ich ihn losließ. Hustend richtete er sich auf und kroch mühselig auf den Knien, wobei er sich mit einer Hand an die Brust griff.
    »Mahasset muß verschwinden! Wir wollen kein vereinigtes Afrika. Wenn der Präsident nicht mehr da ist, werden die afrikanischen Staaten auseinanderfallen. Sie werden gegeneinander Krieg führen und ihre europäischen und amerikanischen Verbündeten mit hineinziehen. Es wird zu einem Atomkrieg größten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher