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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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handgefertigte Londoner Schuhe, die ein paar Kratzerabbekommen hatten, ganz nah vor sich. Darüber erhob sich aus seiner Froschperspektive geradezu riesenhaft sein Gegner. Leider stand der zu weit entfernt, um ihm die Beine wegzuziehen.
    »Aber Beaufort, das macht doch keinen Sinn«, sagte Roth spöttisch, wenn auch schwer atmend, »einen ausgestopften Affen kann man nicht noch einmal töten.«
    »Der ist nicht ausgestopft, der ist modelliert«, versetzte Beaufort trotzig.
    »Was sind Sie nur für ein Besserwisser. Dabei hätten Sie doch besser wissen müssen, dass Sie diesen Kampf verlieren würden.«
    » Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. «
    »Schon wieder ein Zitat?«
    »Brecht, das sollten Sie aber kennen. War der nicht Pflichtlektüre in der DDR?«
    Roth-Reger lachte laut und dröhnend. Ein groteskes Theaterlachen, das Frank Gänsehaut machte.
    »Immer das letzte Wort, wie?«, höhnte der Präsident. »Dann bleibt mir nur die letzte Tat.« Er kam einen Schritt näher, den Degen drohend auf Beauforts Herz gerichtet. »Leider werde ich ein Loch in Ihr Maßhemd stechen müssen. Es ist eine Sünde.« Er zog den Waffenarm weit zurück, um im nächsten Moment zuzustoßen.
    »Achtung, hinter Ihnen!«, schrie Beaufort voller Todesangst.
    »Der älteste Trick der Welt. Sie glauben doch nicht etwa, dass ich darauf hereinfalle? Wie erbärmlich, Beaufort, jetzt enttäuschen Sie mich wirk…«
    Der Präsident vollendete seinen Satz nicht mehr, da in diesem Moment eine altgriechische Vase auf seinem Kopf zerschellte und ihn bewusstlos niederstreckte. Ein heftiger Regen antiker Tonscherben prasselte auf Frank herab. Als er völligverblüfft aufblickte, stand dort Anne, noch immer die Henkel der Amphore in der Hand. Mit ihrem wirren Haar und dem Blut, das an der linken Gesichtshälfte heruntertropfte, sah sie so furchterregend aus wie eine griechische Rachegöttin.
    Beaufort rappelte sich hoch. »Scheiße, ich dachte wirklich, du bist tot.« Seine Stimme kam ihm fremd vor. Die letzten Worte schluchzte er beinahe.
    »Und du wärst es fast gewesen«, sagte sie zitternd. Sie humpelte auf Beaufort zu und warf sich ihm heulend in die Arme. Beide sanken in die Knie und hielten sich ganz fest und weinten und lachten und küssten sich und schmeckten Blut und Tränen.
    Frank nahm Anne bei den Schultern, um sie zu betrachten, und sagte zärtlich: »Du siehst schrecklich aus.«
    »Ist wahrscheinlich nur eine Platzwunde und eine Gehirnerschütterung.« Anne verzog schmerzhaft ihr Gesicht. »Aber ich glaube, mein Sprunggelenk ist gebrochen.«
    »Wo ist dein Handy? Dann rufe ich einen Krankenwagen und die Polizei. Meines ist hinüber.«
    Sie deutete zur Treppe, wo ihre Tasche auf einer der unteren Stufen lag.
    Beaufort erhob sich und sah auf den schachmatten Roth inmitten der roten Scherben hinab. »Ausgerechnet Professor Degens Preisamphora ist zu Bruch gegangen. Hoffentlich bist du gut versichert.«
    »So teuer kann das nicht werden. Die war schließlich schon gekittet.«

11. Victoire – Samstag, 30. Juli
    »Bitte vorsichtig mit dem Heimtrainer. Nicht, dass Sie damit anstoßen. Der hat eine empfindliche Elektronik.«
    Die beiden Männer im Blaumann, die das schwere Trimmrad in eines der Zimmer wuchteten, verdrehten genervt die Augen.
    »Ist das die Kiste mit der Eismaschine, die Sie da tragen? Die kommt in die Küche zu Frau Seidl.«
    Die Stimme des Herrn war über Ihnen. Sie war weiblich und streng. Und diese Macht sah alles.
    »Nein, das ist der Karton mit den Noten. Der gehört nicht in mein Arbeitszimmer, sondern hierher zum Klavier.«
    Beaufort beruhigte den Möbelpacker mit einer besänftigenden Handbewegung, von der er hoffte, dass sie von oben nicht zu sehen war, nahm dem Mann den Karton ab und trug ihn die großzügige Wendeltreppe hinauf in die Bibliothek. Dort saß Anne im Ohrensessel, den Gipsfuß auf einen gepolsterten Hocker gebettet, und strahlte ihn an, um im nächsten Augenblick wieder stirnrunzelnd nach unten zu blicken und weitere Anweisungen zu rufen. Frank hatte seiner Freundin diesen strategisch günstigsten Platz herrichten müssen, von dem aus sie den Eingang und Teile der Lobby des unteren Stockwerks gut im Blick hatte. Er lächelte ihr zu, schob den Karton fürs Erste unter den Steinway, wischte sich die staubigen Hände an seiner Jeans ab, trat zu ihr und berührte begütigend ihre Wange. Anne schmiegte sich in die zärtliche Gebärde und blickte unschuldig zu ihm auf.
    »Ich
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