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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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den Roth nur durch eine reflexhafte Battuta, einen kurzen kräftigen Schlag gegen seine Klinge, ablenken konnte, sodass Beauforts Degenspitze seinen Hals nur um Zentimeter verfehlte. Aber beinahe sofort setzte der Präsident zum Gegenangriff an, dem Beaufort nur durch ein Ausweichen nach seitwärts entging, wo er hinter der Gipsfigur des »Betenden Knaben« Deckung fand. Über und neben der nicht allzu hohen Statue, die ihre Arme flehentlich gen Himmel reckte, ließen sie jetzt ihre Klingen aufeinanderstoßen. Bei einem Angriff auf Roths ungedeckte Seite traf Beaufort aber nicht dessenBlöße, sondern den Arm des Jünglings, sodass eine Gipswolke aufstäubte, Bröckchen absprangen und er eine tiefe Kerbe bekam.
    Hier, wo überall Exponate standen, war es noch immer zu eng für Beauforts Fechtstil. Er musste sich größeren Freiraum verschaffen und in die Mitte der Eingangshalle gelangen. Dabei wollte er nur zu Anne. Nichts sehnlicher als das. Sehen, ob sie noch lebte, ob sie, schwer verletzt, seine Hilfe brauchte. Doch dazu musste er zuerst den Präsidenten ausschalten. Wenn er gegen Roth, der ein guter Fechter war, bestehen wollte, galt es, seinen Rachedurst zu zügeln und strategisch vorzugehen. Langsam trat er den Weg in die Foyermitte an, wich Schritt für Schritt zurück, während er die Degenstöße seines Gegners parierte und ihn auf Distanz hielt. Bei diesem Rückzug stieß er aus Versehen gegen eine weitere Stele, die polternd hinter ihm umfiel. Beinahe wäre er dabei gestürzt, doch schnell brachte er sich wieder in die Balance. Bei dem zerbrochenen Exponat handelte es sich um den Commodore 64, stellte Beaufort aus den Augenwinkeln fest. Der ließ sich bestimmt leichter wiederbeschaffen als die zerstörte Daktyliothek oder die beiden Degen, die nie für ein Gefecht gedacht waren.
    Gerade noch rechtzeitig sprang Beaufort einen Satz nach hinten und lenkte Roths Klinge mit seinem Degen seitwärts ab. Das war haarscharf gewesen. Beinahe hätte er die Attacke zu spät bemerkt. Er durfte sich nicht von seinem eigenen Gedanken- und Gefühlsbombardement ablenken lassen, sondern musste sich ganz auf den Feind fokussieren. Hier hatte er endlich den Raum für seine Defensivtaktik. Den Gegner kommen lassen, ihn auf Abstand halten, seine Angriffe parieren, ihn zu vorschnellen Reaktionen verleiten und im unerwarteten Moment zum Gegenangriff vorstoßen. Eine Zeit lang wogte der Kampf so hin und her. Nur das metallische Klirren der aneinanderschlagenden Klingen war zu hören, die schnellen Bewegungen der Füße auf den Holzbohlen und das stoßweiseAtmen und Keuchen der Kombattanten. Mit seiner Linken wischte sich Beaufort über die Stirn, weil ihn Schweißtropfen in der Sicht behinderten. Roth und er waren technisch gesehen etwa gleichrangige Fechter, doch verfügte der Präsident offenbar über die größere Fitness. Frank spürte, wie es mit seiner Kondition bergab ging, die Bewegungen schwerfälliger wurden. Seine Taktik war gut, doch hatte er nicht mehr genügend Ausdauer, er musste seinen finalen Angriff bald starten, sonst sanken seine Chancen rapide.
    Roth schien die Schwäche seines Gegners erkannt zu haben, denn er höhnte: »Was denn, Beaufort, Sie werden doch nicht jetzt schon schlapp machen, wo wir uns gerade so schön warm gefochten haben.« Wie zum Beweis seiner körperlichen Leistungsfähigkeit drang er mit schnellen Schritten vor. Beaufort hatte Mühe, ihn mit seinen Klingenschlägen auf Abstand zu halten. »Gut, dass Ihre Freundin dieses erbärmliche Schauspiel nicht mehr mit ansehen muss. Ich frage mich, woran sie letztendlich verschieden ist: an einer Schädelfraktur durch meinen Schlag mit dem Revolver oder an einem Genickbruch beim Aufprall.«
    »Du Schwein!«, brüllte Beaufort in unbändiger Wut und hieb auf seinen Gegner ein, sodass der immer weiter zurückweichen musste. Er trieb ihn direkt auf den Gorilla zu. Schon war Roth der Rückweg versperrt, und Beaufort warf seinen Oberkörper nach vorn, um ihn mit einem letzten Ausfallschritt aufzuspießen. Doch in diesem Moment rutschte er auf einem der Trümmerstücke des Commodore-Rechners aus, verlor das Gleichgewicht, verfehlte den sich wegdrehenden Präsidenten knapp und stürzte der Länge nach hin, während sein Degen zitternd in der Brust von Schorsch stecken blieb. Er war geschlagen. Und er wusste es. Noch ehe er sich auf die Seite drehen konnte, um Schwung zum Wiederaufstehen zu holen, war der Mörder mit dem Degen über ihm. Er sah dessen
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