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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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Gemeinschaftsumkleide föhnte Beaufort sein Haar trocken und zog sich an. Als er seine Fechtausrüstung in der großen Sporttasche verstaut hatte, fragte ihn Daniel: »Kommst du noch mit auf ein Bier?«
    »Warum nicht? Man muss ja auch an seinen Elektrolythaushalt denken. Ein leichtes Hefeweizen kann ich mir schon mal gönnen.«
    »Ob du das allerdings bei Professor Harsdörffer bekommen wirst, wage ich zu bezweifeln. Als Vollfranke hält der nichts von halben Bieren. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass er für heute ein Fass Storchenbier bestellt hat. Das wirst du dir doch nicht entgehen lassen.«
    »Hält der alte Harsdörffer noch immer seinen Jour fixe ab? Ich habe ihn schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
    »Regelmäßig jeden zweiten Dienstag im Monat, außer es sind gerade Semesterferien. Daran wird sich wohl auchnach seiner Emeritierung nichts ändern, schätze ich. Unser geschätzter Doktorvater hat mich vorhin extra angerufen und mir aufgetragen, dich auf jeden Fall mitzubringen. Er will dich dringend wiedersehen.«
    »Ich dachte zwar, wir gehen nur kurz auf ein Bier in die Kneipe, aber wenn Harsdörffer so insistiert, kann ich ja schlecht Nein sagen.« Beaufort zog sein Mobiltelefon aus der Tasche. »Ich geb nur kurz Anne Bescheid. Wir wollten eventuell ins Kino. Aber der Film, den sie sehen will, ist sowieso nicht mein Fall. Irgend so ein Tanzstreifen mit Antonio Banderas.«
    Während sie am Pförtner vorbeigingen und auf den Parkplatz vorm Sportzentrum in der Komotauer Straße traten, versuchte Beaufort zweimal, seine Freundin zu erreichen.
    »Besetzt«, sagte er, als sie bei Daniels Auto ankamen.
    »Dann schick ihr doch schnell eine SMS.«
    »Schnell geht das bei mir schon gar nicht. Es macht mich wahnsinnig, dass jede Taste mit mindestens drei Buchstaben belegt ist. In der Zeit, die ich fürs Schreiben einer sogenannten Kurzmitteilung brauche, erledige ich spielend vier Telefonate.«
    »Eigentlich wundere ich mich, dass du überhaupt ein Handy besitzt. Mit der modernen Technik hattest du es ja noch nie so. Harsdörffer gibt noch heute gern zum Besten, dass du deine Doktorarbeit auf der mechanischen Schreibmaschine geschrieben hast, während wir anderen alle schon längst mit dem PC gearbeitet haben.« Daniel lachte vergnügt und öffnete die Autotüren per Knopfdruck.
    »Erstens war es eine elektrische Schreibmaschine und keine mechanische. Und zweitens warte ich halt lieber ab, bis sich eine neue Technologie auch wirklich durchgesetzt hat, ehe ich sie benutze. Nimmst du mich mit?«
    »Hast du noch immer keinen Führerschein gemacht? Du weißt aber schon, dass sich das Auto gegenüber der Pferdekutsche technisch durchgesetzt hat, oder?«
    »Du bist ja so was von witzig«, antwortete Beaufort bissig und ließ sich in den Beifahrersitz sinken.
    *
    Harsdörffers mehrstöckige Villa am Fuße des Erlanger Burgbergs war ein echtes Jugendstilschmuckstück mit großem Garten und traumhaftem Ausblick. Der Professor, der allein in dem großen Haus wohnte, gehörte einer alteingesessenen Gelehrtenfamilie der Universitätsstadt an. Sein monatlicher Jour fixe war eine Institution in Akademikerkreisen. Der Salon quoll meistens über vor Professoren, Ehemaligen, Doktoranden und Studenten der höheren Semester, die sich an Harsdörffers Gastfreundlichkeit schadlos hielten, und nicht eher gingen, bis das Bierfass geleert war. Jedes Mal wurde eine andere Sorte eines handwerklich gebrauten fränkischen Bieres ausgeschenkt. Wegen des schönen Wetters hatte sich das Geschehen heute Abend ins Freie verlagert. Als Daniel und Frank das Grundstück betraten, hörten sie fröhliches Stimmengewirr von der Terrasse her und stießen durch den Garten zur Festrunde. Dort standen oder saßen an die vierzig Gäste in Grüppchen plaudernd beieinander. Mitten unter ihnen der bestens gelaunte Gastgeber in der Rolle des Impresarios, der von Gruppe zu Gruppe eilte und das Geschehen dirigierte. Als Harsdörffer die Neuankömmlinge bemerkte, spurtete er sofort auf die beiden los und rief mit lauter, theatralischer Stimme: »Mein lieber Beaufort! Ich sollte Sie gehörig ausschelten. Sie haben mir Ihre geschätzte Anwesenheit allzu lange vorenthalten. Umso mehr freue ich mich, dass Sie endlich wieder den Weg in meine bescheidene Hütte gefunden haben. Es ist wenigstens zwei Jahre her, dass ich das Vergnügen Ihrer geistreichen Gesellschaft genießen durfte.« Der kleine Mann mit der barocken Statur schüttelte dem beinahe zwei Köpfe
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