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Tod Im Anflug

Titel: Tod Im Anflug
Autoren: authors_sort
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Fernsehprogramm von heute Abend geschaut«, legte Ede gleich aufmunternd nach. »Da habe ich einen Leckerbissen für uns entdeckt. Heute um neun gibt’s wieder
Magnum
, die ganze Staffel wird wiederholt. Das haben wir doch gesehen, als wir das erste Mal zusammen vorm Fernseher saßen, erinnerst du dich? Mensch, was habe ich diese Serie geliebt. Die lief schon, als ich noch jung war.
Magnum
 …«
    Dieses eine Wort riss Tom aus seinen Gedanken. Was hatte Ede da gerade gesagt?
Magnum
lief heute Abend? Aufgeregt schnatterte er drauflos und flatterte so zappelig auf seinem Stuhl, dass er fast damit umkippte. »
Magnum
? Klar, erinnere ich mich. Den habe ich bei dir gesehen, Ede. Verdammt cooler Typ.«
    Das erste Mal, so schien es, signalisierte Tom seinem Freund Ede, dass er ihn verstanden hatte. »Du hast mich verstanden, nicht wahr?
Magnum
 …« Ede strahlte vor Stolz. Die Gans hatte ihn verstanden. Das erste Mal.
»Magnum«,
wiederholte er, um Toms Reaktion erneut zu testen.
    Wieder schnatterte Tom und flatterte wie wild mit den Flügeln. »Natürlich habe ich dich verstanden.
Magnum
wird wiederholt. Und du schaust die Serie genau so gerne wie ich.«
    »Bist ein schlaues Bürschchen, Nili. Hast ein Wort gelernt.
Magnum
. Du verstehst es. Ich habe keine Ahnung wieso, aber du verstehst es.« Amüsiert und stolz schüttelte Ede den Kopf. Eine Gans, die etwas mit
Magnum
anfangen konnte. Ausgerechnet auf diesem Campingplatz, ausgerechnet bei ihm.
    Ede hatte auch Tom verstanden. Endlich. Das hatte ja ganz schön lange gedauert. Wie konnte Tom Ede nun noch begreiflich machen, dass er nicht nur einzelne Worte verstand, sondern alles?
    »Guten Abend, Nachbar. Darf ich kurz stören?«, meldete sich eine Stimme hinter ihnen und lenkte Tom von seinen Gedanken ab.
    Verwundert schauten sich Ede und Tom um.
    »Ich bin der Karl-Heinz … wir kennen uns vom Sehen. Kannst mich ruhig Karl nennen.« Etwas verlegen grinsend kam Karl-Heinz, ein bauchlastiger Mann mit dickem Schnäuzer, auf Ede und Tom zu. Er war der Volksmusik-Fan von Platz vierunddreißig, wusste Tom.
    Ede nickte. »Ach ja, richtig, wir sind uns doch schon häufiger am Kiosk begegnet. Komm, setz dich zu uns, Karl. Magst du ein Bier?« Er stand auf und bot dem neuen Gast seinen Stuhl an. Er selbst ging in den Wohnwagen und kam mit zwei gekühlten Flaschen Bier und einem Klappstuhl für sich wieder heraus.
    »Prost!«
    Nach einem kräftigen Schluck schaute Karl-Heinz auf Tom. »So was habe ich auch noch nie gesehen. Eine Gans, die auf einem Stuhl sitzt und so tut, als ob sie fernsieht.«
    »Nili ist auch etwas ganz Besonderes. Glaub es mir.«
    »Wenn du es sagst. Aber deshalb bin ich nicht gekommen. Ich hab gesehen, wie du an deinem Wohnwagen gearbeitet hast, an der Heizung, wenn ich das richtig gesehen habe. Ich habe gehört, du kennst dich damit aus?«
    »Ich kann mir helfen«, antwortete Ede bescheiden.
    »Bei uns, also bei Elke und mir, wird es nicht warm. In unserem Wohnwagen stimmt irgendetwas nicht mit der Gasheizung. Kann sein, dass sie zu wenig Gas bekommt. Sie zündet nicht richtig, glaub ich jedenfalls. Elke ist schon ganz miesepetrig und will wieder nach Hause, wenn wir nicht bald richtig heizen können. Ist ja auch noch frisch abends.«
    Ede überlegte. »Ist die Gasflasche voll und der Druck in Ordnung?«
    Karl-Heinz nickte und nahm noch einen Schluck aus seiner Bierflasche.
    »Hast du mal nach den Batterien für die Zündung geguckt? Wenn die leer sind, kannst du so viel Gas in der Flasche haben, wie du willst.«
    »Auch das habe ich schon gemacht. Muss irgendetwas anderes sein.«
    Ede dachte nach und wiegte dabei seinen Kopf hin und her. »Dann sollten wir mal nachsehen. Damit deine Elke wieder Ruhe gibt. Die Nachrichten sind sowieso gerade zu Ende.«
    Die beiden Männer erhoben sich von den Stühlen. Auch Tom hüpfte von seinem Sitzplatz und verabschiedete sich mit leisem Geschnatter. Er wollte rüber zu Luzie und Alex, da begann gleich
CSI
. Aber zuvor musste er noch nachsehen, ob die Luft rein und Tiger nicht in der Nähe war. Pünktlich zu
Magnum
würde er dann wieder hier sein.
    »Schau mal, Ede, die Gans geht auch«, staunte Karl-Heinz nicht schlecht.
    »Die geht immer, wenn die Nachrichten zu Ende sind.«
    Karl-Heinz schüttelte verständnislos den Kopf. Eine Gans, die von einem Klappstuhl aus fernsah und nach den Nachrichten wieder ging, das war zu hoch für ihn.

5
    Im gemütlichen Watschelschritt schlenderte Tom den Hauptweg des Campingplatzes
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