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Tod Im Anflug

Titel: Tod Im Anflug
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entlang rüber zu Luzie und Alex. Dabei vergaß er nicht, aufmerksam nach Tiger Ausschau zu halten. Vogelgezwitscher und Kinderlachen lagen in der Luft. Tom liebte es, zu dieser Tageszeit auf dem Platz zu sein. Die meisten Flügellosen saßen bereits um einen Tisch vor ihrem Feriendomizil und aßen zu Abend, auch wenn sie wegen der abendlichen Frische zu langen Hosen und Pullovern greifen mussten. Nichts war mehr vom lebendigen Treiben des Tages zu merken. Kinderfahrräder und Kettcars parkten vor den Wohnwagen, und Schippen, Eimer und Luftmatratzen bildeten bunte Tupfer auf den Rasenflächen.
    Nicht ohne Grund drehte Tom eine große Runde. Er wusste genau: Hier warteten Leckereien auf ihn. Denn gerade die kleinen Flügellosen teilten gerne ihre Mahlzeit mit ihm. Oft brauchte er sich ihnen nur etwas zu nähern, ein kurzes
Hallo
zu schnattern, und schon flogen Brotbröckchen, kleingerupfte Salatblätter oder Gemüse vor seine Füße auf den Rasen.
    Wo konnte das Leben einer Gans prachtvoller sein?
    Gäbe es da nicht Tiger, hier wäre das reinste Gänseparadies.
    Tiger … Der Kater hatte ihn schon häufig aus dem Dickicht heraus attackiert und oft genug hatte Tom nur knapp den Abflug geschafft. Wollte Tom also in Ruhe
CSI
sehen, musste er absolut sicher sein, dass Tiger nicht in der Nähe war. Für einen Moment blieb er bei der verwitweten Lotte stehen. Vom Rasen ihres Wohnwagens aus hatte er einen guten Blick auf Tigers Territorium und die benachbarten Parzellen.
    Auch Lottes Gras war so penibel gemäht wie Edes und glich fast einem englischen Rasen. Lotte hatte einen Bubikopf, war etwa Mitte fünfzig und Besitzerin eines kleinen, häufig kläffenden Dackels namens Balu. Offenbar machte sie mit dem gerade einen Abendspaziergang, denn es war niemand zu sehen und zu hören. So konnte Tom in Ruhe Tigers Heim beobachten.
    Obwohl der Wohnwagen von Luzie und Alex bereits einer der größten auf dem Campingplatz war, erweiterte ein komfortables Vorzelt mit großen Fenstern die Wohnfläche. Auf einer mit Waschbetonsteinen ausgelegten Fläche standen eine Teakgarnitur bestehend aus Tisch und Stühlen sowie ein einsatzbereiter Grill. Blumenkübel mit prächtig gedeihenden Petunien rundeten das Kleinod ab.
    Die blonde Luzie deckte gerade den Tisch fürs Abendessen. Tom ließ seine Augen schweifen. Tiger war nirgends zu sehen, seine chromglänzende Wasserschüssel stand ganz allein neben dem Zelteingang. Dafür entdeckte Tom eine Gestalt, die etwas abseits hinter ein paar Büschen stand.
    Der mit elegantem Anzug und schwarzem Hut bekleidete Flügellose gab sich alle Mühe, so zu tun, als wartete er auf jemanden, doch Tom hatte seine Absicht rasch durchschaut. Er observierte Luzie. Wer wartete schon mit Hut und Anzug auf einem Campingplatz, wo schlabbrige Ripp-Unterhemden, Badeshorts und Adiletten zum guten Ton gehörten?
    Neugierig blickte Tom von Luzie zu dem Flügellosen und wieder zurück. Warum interessierte er sich für sie? Was führte er im Schilde? Wollte er etwa auch
CSI
sehen??
    Noch während Tom über diese Fragen nachdachte, setzte sich der Flügellose in Bewegung, ging direkt auf Luzie zu und sprach sie an. Vorwitzig, wie Tom nun einmal war, marschierte er schnurstracks auf Luzies Grundstück zu und spitzte seine Ohren. Von Tiger war ja zum Glück nicht ein Schnurrhaar zu sehen.
    »Du schon wieder, Charlie. Was willst du denn hier?«, hörte Tom Luzie sagen, die gegen die eintretende Dämmerung zwei stimmungsvolle Windlichter anzündete. Sie schien nicht gerade erfreut, ihren Besuch zu sehen.
    »Ich wollte nur mal schauen, wie’s dir geht, Luzie. Du weißt, mein Angebot steht noch immer.« Der Flügellose nahm seinen Hut ab und strich mit der Hand verlegen über seine Glatze. Er war ein echter Hüne – Tom schätzte ihn auf etwas mehr als zwei Reiher groß – und wirkte ziemlich durchtrainiert. Sein Jackett spannte über dem muskulösen Brustkorb. Auf beiden Seiten trug er goldene Ohrringe, die im Abendlicht glänzten.
    »Charlie, Charlie, du alter Charmeur. Aus uns beiden wird nichts. Das habe ich dir doch schon gesagt.« Luzies Stimme war glockenhell und klang amüsiert.
    »Du hast etwas Besseres verdient als diesen Schaumschläger.« Charlie machte einen Schritt auf Luzie zu und streckte die Hand aus, doch Luzie entwand sich ihm geschickt.
    »Charlie, ich bin eine verheiratete Frau! Ich liebe meinen Alex. Ich habe ihm geschworen:
Bis dass der Tod uns scheidet
. Und so soll es auch sein.«
    »Du machst einen
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