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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators
Autoren: Lindsey Davis
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ich uns in gedämpfter Stimmung nach Hause tragen und dachten nicht an uns selbst. »Gnaeus Metellus Negrinus« war ein schüchterner, wohlmeinender junger Mann gewesen, ein guter Vater mit Charakterstärke. Jetzt konnte er nicht mal mehr seinen Namen benutzen. Mit nichts geboren zu sein war hart. Aber mit allem geboren zu werden und es dann zu verlieren war viel grausamer.

LVIII
     
     
    Ich fand mich damit ab, nie zu erfahren, was mit unserem Klienten passierte. Da wir seine Verteidigung nicht übernahmen, weil der Prozess abgewiesen worden war, konnten wir nicht mal eine Rechnung schicken. Ich weiß, ich weiß, nur ein hartherziger Dreckskerl – oder ein Privatschnüffler – hätte an so was denken können. Aber ich hatte da zwei »Kollegen«, die auf Geld von mir warteten. Leider auf sehr viel Geld.
    Der Frühling schickte seine ersten Vorboten. Eine leichte Brise raschelte durch die abgefallenen Blätter, die sich in den Ecken und Ritzen der erhabenen Gebäude auf dem Forum Romanum gesammelt hatten. Gelegentliche Sonnenstrahlen erinnerten selbst die hartgesottensten Zyniker daran, dass unsere Stadt eine des Lichtes, der Wärme und Farben war, die alle verstohlen dieser Tage zurückkehren würden, um uns aus der Fassung zu bringen. Die lästigen Frühjahrsüberflutungen und Blumenfeste warteten darauf, die Straßen unpassierbar zu machen. Der schmutzige Schlamm aus dem angeschwollenen Tiber schwappte schon fast über. Vögel zwitscherten aufgeregt. Das griff manchmal beinahe auf mich über. Und an einem schönen, ziemlich strahlenden Morgen, als ich dachte, die scharfen Kanten der Feindseligkeit könnten sich geglättet haben, machte ich mich zum Portikus von Gaius und Lucius auf, um einen Becher Zimtwein und einen Honigkuchen mit meinen beiden Bekannten zu teilen.
    Silius Italicus hatte ein paar Pfund abgenommen; Paccius Africanus sah ein wenig grauer aus. Ich selbst fühlte mich zerschlagen und mürrisch, aber das war nichts Neues. Ich war zäh, und wir hatten alle anerkannt, dass sie zäher waren. So entspannt wie sie dasaßen, die morgendlichen Erfrischungen auf einem mit einer Serviette belegten Tablett vor sich, die Togen über ihre Schultern gefaltet, bereit für einen Tag vor Gericht, verbargen sie ihre Skrupellosigkeit nur besser als ich.
    Wir tauschten Höflichkeiten aus. Ich erkundigte mich nach Honorius; er war auf der Hochzeit seiner Exfrau. Er hatte erwartet, dass sie zu ihm zurückkehren würde, aber sie hatte ihm den Laufpass gegeben und sich einen anderen gesucht. Sie meinten, er sei verbittert. Ich sagte, ich sei froh, dass er allmählich lerne. Falls die Bemerkung einen Unterton hatte, taten wir alle so, als wäre uns das nicht aufgefallen.
    Ich erzählte ihnen von Bratta. Ich hatte gehört, dass man ihn für den Mord an Spindex in die Arena schicken würde. Sie waren überrascht, da ihnen der Prozess offenbar entgangen war. Wie ich ihnen mitteilen konnte, waren die Vigiles manchmal so effizient mit abgehärteten Verbrechern, dass Mörder vor das Mordtribunal gestellt und abgeurteilt wurden, bevor es jemand mitbekam. Man ging dabei diskret vor, um zu verhindern, dass die Bevölkerung in Furcht geriet, die Gesellschaft sei gefährlich. Paccius fragte, warum Bratta den Löwen noch nicht zum Fraß vorgeworfen worden sei, und ich erklärte, die Vigiles seien überzeugt, noch mehr Geständnisse aus ihm rausquetschen zu können. Man hatte ihm gesagt, wenn er genügend Informationen preisgebe, würden ihm die wilden Bestien erspart bleiben. Natürlich stimmte das nicht. Mord wird immer bestraft, sagte ich.
    Was mich an etwas erinnere: Hätten Silius und Paccius irgendwelche Pläne, Licinius Lutea anzuvisieren? Daraufhin erzählte Silius eine komische Geschichte, wie Lutea vor kurzem einen äußerst teuren Gourmetkoch namens Genius gekauft hatte (auf Kredit), den jene, die sich etwas umgehört hatten, für einen absoluten Schwindler hielten. Sie gaben vorsichtig zu, dass Lutea eines ihrer Langzeitprojekte sei. Seine erste Frau hatte ihnen erzählt, dass er ein echter Glücksritter sei; die beiden Denunzianten warteten darauf, womit er als Nächstes sein Glück versuchen würde. Auf jeden Fall verblieb er in ihrem Schriftrollenkasten schwebender Verfahren. Ich teilte ihnen mit, wie sehr ich sie dafür bewunderte, Fälle im Voraus zu planen, auch wenn sie jahrelang auf eine Auflösung warten mussten. Sie lächelten, verbargen jedes Anzeichen, dass sie wussten, worauf ich anspielte.
    »Haben Sie
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