Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
das ausdruckslos an. Er war einer jener zuverlässigen Exsklaven, auf die man große Stücke hält, eng verbunden mit der Familie, die ihn freigelassen hat, und sehr beherrscht.
    »Aber nein«, verbesserte mich Justinus mit einem Lächeln. »Ich glaube, Alexander blieb in bemerkenswertem Maße loyal – und wenn ich mich nicht irre, hat er in seinem Namen ein Landgut erworben, auf dem Negrinus sein Leben neu beginnen kann.« Das ergab Sinn. Die Metelli waren erst vor ein paar Generationen aus Lanuvium gekommen. Negrinus würde dorthin zurückkehren und dann dieselben Methoden anwenden, die ihnen Wohlstand und Status gebracht hatten. Vermutlich war er in Lanuvium gewesen, um die letzten Vorbereitungen zu treffen, als Metellus senior starb. »Stimmt das?«, beharrte Justinus.
    Der Freigelassene verschränkte nur die Arme. Ruhig weigerte er sich zu sprechen. Alle anderen schwiegen auch. Tja, die meisten von ihnen waren es gewohnt, Geheimnisse zu bewahren. Warum sollte es da auf ein weiteres ankommen? Justinus verschwendete seine Zeit; keiner hier würde sich dazu äußern.
    Wenn Rubirius Metellus so trotzig gewesen war, wie sie behaupteten, konnte ich mir vorstellen, dass er heimlich Geld vor Saffias Zugriff gerettet und dort angelegt hatte, wo sein geliebter Sohn davon profitieren konnte. Das würde sich nicht nachverfolgen lassen, keine Frage. Wenn es die Erträge aus den Korruptionsfällen waren, würde er dafür gesorgt haben, dass nicht mal das Schatzamt seine Machenschaften aufdecken und das Geld zurückverlangen konnte. Es war natürlich Bargeld gewesen. Das ist Schmiergeld immer.
    Aelianus hieb jetzt in dieselbe Kerbe wie sein Bruder. In hochmütigem Ton sagte er zu dem Freigelassenen: »Die Leute werden denken, dass Sie Negrinus’ Vater sind. Sind Sie das?«, setzte er ihm zu, ungehobelt wie immer.
    »Nein.« Julius Alexander hatte vor langer Zeit Selbstkontrolle gelernt. Er sprach zum ersten Mal. Eigentlich hätte er es sich sparen können.
    »Sie sollten darauf vorbereitet sein, dass die Leute es glauben werden.«
    »Wenn das hilft«, meinte Alexander lächelnd.
    »Aber warum müssen Sie verschwinden?«, wandte sich Justinus verärgert an Negrinus. »Warum nicht zugeben, dass über Ihrer Herkunft ein Fragezeichen hängt, und die Sache einfach ausstehen? Rom ist voll von Männern, deren Vaterschaft fragwürdig ist. Über einige große Namen, angefangen mit Augustus, hat es Gerüchte gegeben.«
    Helena berührte meinen Arm. »Lass ihn in Ruhe«, befahl ich ihrem Bruder.
    Sie stand auf und ging zu ihm. »Stell es dir doch mal vor, Quintus. Dreißig Jahre lang hat Metellus Negrinus gedacht, er gehöre zu einer Familie …«
    Justinus ließ sich nicht mehr aufhalten. »Ja – und wenn seine Eltern und seine Schwestern sich von ihm abgewandt hätten, als sie es herausfanden, hätte Negrinus alles verloren, einschließlich seiner Identität. Aber er hat ihre Unterstützung. Er hat Glück gehabt. Es ist klar, dass sein Vater – obwohl er nicht sein Vater war – ihn geliebt hat.«
    Rubiria Carina trat jetzt zu Negrinus. Sie legte den Arm um seine Schultern. »Wir lieben ihn alle. Er ist mit uns aufgewachsen. Er ist ein Teil von uns. Nichts wird das je ändern.«
    »Sie waren die Wütendste«, rief ihr Justinus in Erinnerung. »Sie haben beim Begräbnis sogar eine Szene gemacht.«
    »Das war, bevor ich die Wahrheit erfuhr«, entgegnete Carina. Obwohl sie eine nachsichtige Frau war, verdüsterte sich ihr Gesicht bei der Erinnerung, nicht in das Geheimnis eingeweiht worden zu sein. »Jahrelang bekam ich nichts anderes als schlechte Gefühle und unerklärliche finanzielle Misswirtschaft mit.«
    Helena redete weiter auf Justinus ein. »Billige ihm einen Neuanfang zu, Quintus. Er wird seine kleinen Kinder mitnehmen und das Beste aus seiner Lage machen. Und ich glaube, er wird es mit Entschlossenheit tun.«
    Justinus gab nach. Er war schon immer ein anständiger Bursche gewesen. Wir konnten uns darauf verlassen, dass er Menschen keinen unnötigen Schmerz zufügte.
     
    Verginius Laco setzte zu einer formellen Ansprache an, um mit ihr den Abend zu beenden – oder hatte das zumindest vor.
    »Wir sind Ihnen sehr dankbar für Ihre Diskretion. Wir empfinden alle, dass Sie Negrinus auf äußerst hilfreiche Weise unterstützt haben. Er wird in Kürze zusammen mit Julius Alexander Rom verlassen und zu gegebener Zeit, wie Sie vermutet haben, ein neues Leben mit einem neuen Namen beginnen, unter wesentlich glücklicheren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher