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Tod eines Maechtigen

Tod eines Maechtigen

Titel: Tod eines Maechtigen
Autoren: Vampira VA
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Wägelchens. Den reglosen Kerl, den das Weib mitgebracht und nun zurückgelassen hatte, nahmen sie mit sich - und Rebecca .
    Als Pfand, hatte ihm die Kreatur mit der Kapuze gesagt. Damit du nicht auf dumme Gedanken kommst.
    Obwohl Chaim sich um seine Kinder sorgte, war er doch froh, daß sie im Tumult entkommen und verschwunden waren. Wo sie auch sein mochten, es würde ihnen dort allemal besser gehen als bei ihm. Denn er war scheint's nicht imstande, seine Lieben vor Übel zu behüten .
    In die Nähe des Felsendomes dirigierte ihn die Stimme vom Karren her, und vor einem verlassenen Haus am Ende eines schmalen und kaum belebten Gäßchens ließ sie ihn anhalten.
    Hier nun mußte er dem blonden Vampir helfen, den Scheintoten vom Karren zu zerren, derweil der andere mit Rebecca an der einen und dem seltsamen Kelch in der anderen Hand voranging. Sie betraten das teils schon verfallene Haus, gingen hinunter in den Keller und gelangten dort durch einen Mauerdurchbruch in die alte Kanalisation Jerusalems.
    Der weitere Weg führte sie noch tiefer hinab in die vergessenen Eingeweide der heiligen Stadt, durch enge und niedrige Gänge, durch dunkle und stinkende Katakomben, bis sie endlich am Ziel anlangten - - wo Gershom Chaim im allerersten Augenblick tatsächlich meinte, sie seien in der Zeit selbst zurückgegangen! Annähernd zweitausend Jahre weit.
    Denn dort, ganz am Ende der riesigen Halle - - hing doch wirklich und wahrhaftig ein Mann am Kreuze!
    *
    Remigius warf nur einen flüchtigen Blick in Richtung des einstigen Altarraums. Zu sehen, daß der Hüter des Kelchs dort am Kreuz hing, genügte dem Vampir. Mit Landru würde er sich entgegen seines ursprünglichen Planes später befassen. Er hatte den Eichenpflock mitgebracht, den Gershom Chaim geschnitzt hatte. Gepfählt zu werden, war ein passendes Ende für Landru.
    Später .
    Der Kelch stand jetzt allein im Mittelpunkt von Remigius' Interesse. Oder vielmehr das, was er darin entdeckt hatte!
    Ein eigenes Bewußtsein?
    Alles wies darauf hin. Remigius hatte es dank seiner Gabe gespürt, jedoch im Hause Chaims und auf dem Weg hierher der Versuchung widerstanden, es gleich zu erforschen. Immerhin hatte er im unbedachten Umgang mit dem Kelch schon schlimmste Erfahrungen gesammelt. Wenn sie auch weit zurücklagen, so litt er doch noch heute an den Folgen.
    Mit einer unbewußten Geste zog er die Kapuze tiefer in die Stirn, wie immer, wenn er sich seines verwüsteten Gesichts entsann .
    »Fürchtet euch nicht«, sagte er halblaut zu Gershom Chaim und dessen Frau, schon im Gehen begriffen. »Wir werden euch nichts tun. Ihr aber dürft etwas für uns tun und dann gehen. Später erst, wenn .«
    Den Rest ließ er unausgesprochen. Den Blick ins Dunkel des Kelches vertieft, ging er davon, bis er sich unbeobachtet wußte. Im Schatten einer Deckensäule ließ er sich nieder, beobachtete, wie das Licht der Fackeln über den Rand des Kelches tanzte, ohne in die Schwärze darunter dringen zu können, ganz so, als läge ein unsichtbarer Deckel darüber.
    Remigius indes vermochte ihn zu durchdringen.
    Mit unsichtbaren Geistfingern griff er hinein. Berührte etwas. Faß -te danach.
    Und befreite es.
    Dann schrie er auf.
    Voller Entsetzen und Schmerz.
    Weil das Ding im Kelch mächtiger und gewaltiger war als alles, dem Remigius in Jahrhunderten je begegnet war.
    *
    Ein Sturm erschütterte den geheimen Versammlungsort der Vampirsippe, wie die Welt draußen ihn noch nicht erlebt hatte! Seine Gewalt war überirdisch. Und doch zerstörte er nichts. Menschen und Vampire aber gingen zu Boden unter seiner Macht, wurden niedergeprügelt wie von unsichtbaren Riesenfäusten. Über ihnen tobte etwas wie eine Horde wütender Geister, heulend und fauchend, und ließ jeden Stein erzittern, ohne daß auch nur Staub von der Decke zu Boden gerieselt wäre.
    Dann verebbte der Sturm. So plötzlich, wie er dem Kelch entstiegen war.
    Sekundenlang herrschte Totenstille.
    Zu seiner eigenen Verwunderung war es Gershom Chaim, der als erster den Kopf hob und sich umsah - - und aufschrie!
    Denn neben ihm erhob sich - ein Toter?
    Nun, wenn er je tot gewesen war, dann war er es jetzt nicht mehr.
    Der Kerl, der Tage und Nächte reglos in seinem Haus gelegen hatte, stand auf. Er sah auf Gershom Chaim herab.
    Und der sah in den nachtfarbenen Augen des anderen jenen Sturm, der eben noch um sie her getobt hatte. Iris und Pupille schienen sich zu bewegen wie winzige Mahlströme, an deren Grund tiefrote Glut gloste wie in
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