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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman
Autoren: Patrick Lennon
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mir eben angesehen, wo Jake Skerrit wohnte. In einem großen Haus am Rand des
     Dorfes ganz in der Nähe, Thinbeach heißt es. Es war keiner zu Hause, aber jetzt gerade fällt mir auf, dass ich dieselbe Adresse
     heute schon mal gesehen habe. Es ist nämlich die Adresse des Geschäftsführers.«
    »Von Crispin Breakman?«
    »Genau. Jake hat vermutlich bei seinem Chef gewohnt.«
    »Und folglich auch bei der jungen Frau seines Chefs. Sie heißt Olga. Das gibt einem zu denken.« Fletcher warf einen Blick
     auf die Uhr. »Aber jetzt muss ich erst mal was essen.«
    »Die Leiche hat dir nicht den Appetit verdorben?«
    »Uralte Überlebensinstinkte. Beim Anblick des Todes schreit der Körper:
Nahrung!
Außerdem hab ich das hier in Jakes Schreibtisch gefunden.«
    Er hielt die Streichholzschachtel hoch, die inzwischen in einem durchsichtigen Plastikbeutel steckte.
     
    THE BRIDE in Thinbeach
    Spezialitäten: Krebse, Hummer, Aal
     
    »Die Rechnung geht auf mich«, sagte er.
     
    Thinbeach lag am Fluss Cam, in den flachen, landwirtschaftlich genutzten Marschen zwischen Cambridge und Ely, und es war nur
     über eine Straße zu erreichen, durch deren Asphaltbelag das Gras spross.
    Sal fuhr schnell. Mitten in der Landschaft zeichnete der Turm einer zerfallenen Kirche sich vor den Wolken ab, rundum waren
     goldgelbe Weizenfelder, gesprenkelt mit rotem Mohn. Fletcher ließ die Scheibe herunter und atmete den staubigen Duft des Fensommers
     ein. Dann veränderte sich die Landschaft, lange Reihen von weißen Foliengewächshäusern erstreckten sich zu beiden Seiten der
     Straße: Intensivanbau von Obst und Gemüse. Hier wurde das Sonnenlicht grell von den Planen zurückgeworfen, und es roch nach
     gar nichts mehr.
    Sie ließen die Foliengewächshäuser hinter sich und durchfuhren ein Naturschutzgebiet, bewachsen mit Weißdorn, Weiden, Binsen
     und Farn. Schließlich führte die Straße zwischen zwei Feuchtwiesen, auf denen selbst jetzt im Hochsommer frisches grünes Gras
     spross, einen Hang hinab. Eine idyllische Zufahrt und die passende Einstimmung auf das Dorf.
    Auf dem Ortsschild stand »
Willkommen in Thinbeach« ,
ein zweites Schild forderte die Autofahrer auf, langsam zu fahren, auf einem weiteren war zu lesen: »
Hier wacht der Nachbar« ,
und dann wies noch eine Tafel auf eine Partnerstadt in der Normandie hin.
    Thinbeach war klein, aber schmuck: Hinter einer aufwendig gepflasterten Verkehrsinsel begann die Hauptstraße mit dem Namen
     »The Shamblings
« ,
die zu beiden Seiten von großen, blühenden Vorgärten und alten Häusern aus honigfarbenem Naturstein gesäumt war. Ein Haus
     war zum Dorfladen ausgebaut –
The Fen Deli
–, im Schaufenster lagen Tüten mit gemahlenem Kaffee, den Fletcher bis ins Auto zu riechen meinte, während Sal langsam die
     Straße entlangrollte.
    Die wenigen Menschen, die er auf dem Bürgersteig sah, wirkten wohlhabend und selbstbewusst. Als er sich nach dem Weg zum The
     Bride erkundigte, schickte ein freundlicher Mann ihn zum Ende der Shamblings.
    Die Straße wurde enger, und die Natursteinhäuser wurden von höheren, ockergelb verputzten Fachwerkbauten mit schwarzen Holzbalken
     abgelöst. Das Geräusch des Motors hallte zwischen den Hauswänden wider, bis Sal den Wagen nur noch mit Mühe durch die enge
     Gasse manövrieren konnte. Schließlich erreichten sie das Ende der Straße – es war eine Sackgasse.
    Vor ihnen lag ein hoher, grasbewachsener Erdwall, der ihnen in einem halbkreisförmigen Riegel die Sicht versperrte. Links
     stand ein eindrucksvolles altes Haus, teils Fachwerk, teils Naturstein, von einem Garten umgeben und mit dem hinteren Ende
     in die Böschung gebaut.
    Rechts stand ein ähnlich altes Gebäude: The Bride. Es war das Dorfpub, dessen Garten durch eine Lücke in der Böschung einen
     Zugang auf die andere Seite des Erdwalls zu gestatten schien.
    Sal stellte den Motor aus.
    »Mein Körper schreit ebenfalls:
Nahrung!«
     
    Fletcher blieb einen Moment zögernd auf der Schwelle stehen, doch in dem Pub war nichts von dem Bierdunst zu riechen, der
     ihm sonst immer den Magen umdrehte. Das Lokal hatte einen glänzend gescheuerten Holzboden, die Tische strahlten vor Sauberkeit.
     An einer langen Backsteinwand hingen Gegenstände in Holzrahmen, Sal stand schon davor und betrachtete sie. Fletcher trat näher
     und erkannte kleine Puppen – wie für Kinder   –, die liebevoll aus gedrehtem Stroh geflochten waren, Kleidchen aus leuchtend bunter Seide trugen und jeweils in einem
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