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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste
Autoren: Veit Heinichen
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Sie ruhige Nächte vergessen. Diesmal sprechen wir nicht mehr nur von unbezahlten Strafzetteln.«
    Der Anwalt drehte sich noch einmal um und warf ihm einen bösen Blick zu. Es schien, als wollte er etwas sagen, doch dann überlegte er es sich offenbar anders und verschwand im Verwaltungstrakt der Klinik.
     
    Laurenti überließ die Arbeit den anderen. Die Sache widerte ihn an, und es waren genug Leute hier. Nur eine Sache plagte ihn noch. Er fand den Staatsanwalt in einer scharfen Auseinandersetzung mit Romani. Auf sein Zeichen unterbrach Scoglio und ging zu Laurenti.
    »Gleichgültig, wie im Moment die Beweislage ist, sollten wir diesen Benteli sofort wegen Fluchtgefahr festnehmen und in die Stadt bringen«, sagte Laurenti. »Das treibt einen ersten Keil in die Gruppe.«
    »Es ist bereits veranlaßt«, sagte Scoglio. »Die anderen übrigens auch. Sie verbringen die Nacht im Gefängnis.«
    »Die slowenischen Kollegen sind verständigt. Gegen Drakič läuft die Fahndung auf Hochtouren jetzt auch dort.«
    »Ich hätte es wirklich nie für möglich gehalten«, sagte Scoglio.
    »Sturheit hat auch Qualitäten«, sagte Laurenti. »Ich fahre in die Stadt zurück. Es gibt noch einige Hinweise, denen ich nur vom Büro aus nachgehen kann. Sehen wir uns am Nachmittag?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    Laurenti dachte traurig an seinen Hund, während er den Wagen langsam über die Dörfer zurück in Richtung Stadt lenkte. Der Tierarzt in Udine hatte mitgeteilt, es stünde unverändert schlecht um Cluzot. Laurenti hatte dem Vorschlag, ihn einzuschläfern, nicht zugestimmt. »Tun Sie, was Sie können. Es ist ein Polizeihund«, hatte er ins Telefon geschnauzt, als er endlich selbst mit dem Chef der Tierklinik sprechen konnte, und der Mann hatte ihm zugesichert, das Menschenmögliche zu unternehmen.
    Die Sonne stand hoch über dem Karst, und die ersten Obstbäume trugen weiße Blüten. Die Landschaft schien friedfertig und üppig zu sein. Für Fremde mußte es unvorstellbar sein, wieviel Trauer in diesem Landstrich verborgen lag, zu der sich wieder neues Unglück hinzugesellte.
    »Irgendwo hier läuft ein Puma rum«, sagte Laurenti zu sich selbst. »Der wechselt über die Grenzen, wie es ihm paßt.«
     
    Der Aschenbecher auf Mariettas Schreibtisch quoll über. Laurenti riß die Fenster auf, als er hereinkam.
    »Was gibt’s Neues«, fragte er und leerte den Aschenbecher in den Papierkorb.
    Sie zog mehrere vollgeschriebene Blätter aus dem Chaos und seufzte. »Mehr als dir recht sein kann. Es ist wie ein handgestrickter Pullover. Wenn du erst einmal den richtigen Faden in der Hand hältst, dann gehen alle Maschen auf. Der Verehrer deiner Frau war nicht in Paris. Zumindest nicht mit dem Flugzeug. Er hatte zwar durchgecheckt, via München, war aber nicht eingestiegen.«
    Laurenti pfiff durch die Zähne.
    »Komischerweise war er aber beim Rückflug an Bord, wenn auch nur ab München. Und wie kam er nach München? Mit einem Leihwagen. Er gab ihn dort am Flughafen ab.«
    »Wie bitte?«
    Marietta zog die Brauen hoch. »Er ist ein ziemlich raffinerter Hund. Ein fast perfekter Trick. Hat in Triest eingecheckt und ist auf dem Weg zum Flugzeug verschwunden. Auf den ersten Blick könnte man darauf reinfallen. Ich glaube, er hält sich für mächtig schlau.«
    Marietta hatte ein unfreiwilliges Gespür, die Sache dramatisch zu machen. Sie berichtete, daß sie bei der Abfrage der Mietwagenfirmen erfahren hatte, daß Ramses bei allen ein guter Kunde war. Dann gab sie Laurenti das Gutachten über die Fingerabdrücke auf dem deutschen Paß, das nun auch schriftlich vorlag. Im Zimmer und auf der Reisetasche hatte man sie ebenfalls gefunden: Viktor Drakič. Von Galvanos Nachfolgerin war inzwischen der Befund über den Fahrer des roten Lastwagens eingetroffen. Er ergänzte den der Spurensicherung. Drei Kugeln aus Laurentis Pistole hatten ihn getroffen – eine ging direkt ins Herz. Der Mann war sofort tot gewesen. Laurenti schüttelte sich. Er hätte nicht gedacht, daß er noch immer ein guter Schütze war, zumal er den Schießstand lange nicht von innen gesehen hatte. Alter und Statur des Rumänen entsprachen dem Toten des deutschen Kanzlers, dessen Leichnam vor einigen Tagen zur Einäscherung freigegeben worden war. Marietta hatte im Krematorium niemanden erreicht. Am Sonntag war da keiner. Sie konnte nicht sagen, ob der Mann vielleicht doch noch in einer der Kühlkammern zu finden war. Dann zog sie eine E-Mail vom Kommissariat im 6. Pariser
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