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Tod Auf Der Warteliste

Tod Auf Der Warteliste

Titel: Tod Auf Der Warteliste
Autoren: Veit Heinichen
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ernst. »Wir sind diesmal nicht allein. Die Kollegen der Guardia di Finanza und des medizinischen Dienstes sind unterwegs. Führen Sie mich bitte zu dem Patienten aus Basel.«
    »Ich weiß nicht, wen Sie meinen.«
    »Warum geben Sie nicht endlich auf, Signora. Das Spiel ist aus.«
    »Glauben Sie bloß nicht, daß Sie damit durchkommen!« Ihre Augen funkelten böse und ihre Hand bebte. »Das Verfahren wird schnell eingestellt werden. Sie werden sich eine blutige Nase holen.«
    »Dann werde ich sie mir bestimmt nicht hier operieren lassen«, sagte Laurenti und winkte einer Polizistin, die der Morena Handschellen anlegte.
     
    Marietta hatte das Gespräch aus Bukarest auf Laurentis Mobiltelefon weitergeleitet, ihm zuvor aber noch gesagt, daß sie stündlich mit der Tierklinik in Kontakt stand. Das Leben Cluzots hing nach wie vor an einem seidenen Faden.
    Ypsilantis Cuza, der rumänische Kollege, bestätigte, daß es sich um Zwillingsbrüder handelte. Außerdem hatten die Kollegen in Constañta die Familie befragt. Vor über drei Wochen hatten die Leute zufällig erfahren, daß Vasile tot war. Sie hatten ein Foto mit dem Stempel der Polizei in Triest und Laurentis Visitenkarte vorgezeigt. Vor einer Woche war auch Dimitrescu, wie Anfang des Monats sein Bruder, weggefahren, ohne zu sagen wohin.
    Laurenti berichtete, was vorgefallen war, der Rumäne hörte schweigend zu.
    »Es gibt eine Organmafia in der Hafenstadt«, bestätigte er schließlich. »Bisher bediente sie sich der Schiffsroute nach Istanbul. Die Opfer sind meist arbeitslose junge Männer. Sie werden unter falschen Versprechungen angeworben. Angeblich sollen sie nach Kanada oder in die USA gebracht werden und dort danach sogar eine gutbezahlte Arbeit bekommen. In Istanbul erfahren sie dann, daß es anders läuft. Zu spät: Sie unterschreiben, daß sie freiwillig und ohne finanzielle Gegenleistung eine Niere spenden. Das Geld, das sie dafür bekommen, ist lächerlich wenig. Die Mafia hat leichtes Spiel. Fast zwei Drittel der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Triest ist uns aber in diesem Zusammenhang neu.«
     
    Bevor er etwas anderes tun konnte, klingelte sein Telefon schon wieder. Er legte die Stirn in Falten, als er die Nachricht hörte, und setzte sich auf die Treppe. Er vergaß sogar aufzulegen.
    »Was hast du?« fragte Galvano.
    »Warten Sie’s ab, und geben Sie mir eine von Ihren beschissenen Zigaretten.«
    »Laß das«, sagte Galvano. »Es tut dir nicht gut. Das hat schon beim letzten Mal nicht geklappt. Rede lieber.«
    Doch als er Laurentis fordernde Handbewegung und dessen abwesenden Blick sah, kramte er die Schachtel aus der Jackentasche und hielt sie ihm hin.
    Laurenti nahm eine Zigarette, steckte sie aber nicht an. Das Feuer, das Galvano ihm anbot, sah er nicht. »Romani«, rief er. »Zwei Minuten unter vier Augen.«
    Der Anwalt war soeben aus seinem Wagen gestiegen und blieb stehen.
    »Erinnern Sie sich an Viktor Drakič?«
    Romani schwieg.
    »Aber nicht doch, Avvocato. Natürlich erinnern Sie sich an ihn. Man hat ein Telefonat von ihm abgehört. Die kroatischen Kollegen. Wissen Sie, mit wem er gesprochen hat? Mit Petrovac. Und wissen Sie, woher das Telefonat kam? Aus dem italienischen Netz. Aber er war in Slowenien, hatte gerade die Grenze hinter sich gebracht und machte sich auch noch darüber lustig.«
    »Und?«
    »Und? Können Sie es sich nicht denken? Er war hier, Romani. Hier in ›La Salvia‹. Wir haben seinen falschen Paß gefunden, mit den echten Fingerabdrücken drauf. Schauen Sie!« Laurenti zog mit dem Finger zwei Linien auf dem Kotflügel des Porsche. »Das hier ist Drakič und dieser Punkt Petrovac. Was fehlt uns noch zu einem Dreieck?«
    »Geben Sie jetzt Geometrie-Unterricht?« Romani schien seine alte Form wiederzufinden.
    »Ein dritter Punkt: Sie!«
    »Blödsinn.« Romani wollte losgehen. »Beweisen Sie es.«
    »Ich bin noch nicht fertig.« Laurenti gab den Weg frei. »Sie haben die anonyme Anzeige gegen den Schweizer Journalisten geschrieben. Und dann sind da noch die beiden Männer, die auf ihn angesetzt waren und jetzt bei uns freie Kost und Logis haben. Das erste war verdammt raffiniert. Das zweite ein schwerer Fehler. Irgendwann werden die Typen reden.«
    »Hirngespinste«, sagte Romani. »Seien Sie auf der Hut mit falschen Anschuldigungen.«
    »Ich weiß, Romani. Sie werden sich natürlich mit Ihren Rechten als Rechtsanwalt herausreden. Warten wir ab, wer die Wahrheit besser zurechtbiegen wird. Aber ab jetzt können
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