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Tod auf der Koppel

Tod auf der Koppel

Titel: Tod auf der Koppel
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Sara konnte ihm eine Menge abnehmen. Sie war froh, daß sie entsprechend klein und so leicht war. Das Häuschen, in dem sie wohnte, gefiel ihr sehr gut, sie genoß ihre Freiheit, und besonders lag ihr ihre Freundschaft mit Simon Hawkins am Herzen. Ehrlich, wie sie war, machte sie sich kein Hehl aus ihren Gefühlen, nicht ohne sich freilich im gleichen Atemzug zu sagen, daß sie auch nicht vor Kummer vergehen würde, wenn er ihr eines Tages die Freundschaft kündigen sollte.
    Als sie an Fatal Ladys Box vorbeiging, lief ihr eine Katze über den Weg. Interessiert sah sie ihr zu, hatte jedoch kein Glück, als sie sie locken wollte. Das mußte die Katze sein, die sich in den Tagen von Fatal Ladys Ruhm des öffentlichen Interesses erfreut hatte. Die beiden Tiere hingen ganz außerordentlich aneinander. Sooft Fatal Lady in einen anderen Rennstall gekommen war, war sie jedesmal vor Trennungsschmerz richtig krank geworden, und man hatte ihr die Katze hinterherschicken müssen. Die Katze folgte dem Pferd überall hin, sogar wenn sie Junge hatte. Die kamen dann ebenfalls mit. Nur wenn Fatal Lady draußen auf der Koppel war, gingen Pferd und Katze getrennte Wege; aber sobald die Stute im Winter wieder in den Stall kam, war das alte Verhältnis wieder hergestellt.
    Sara war fast schon bei dem häßlichen Farmhaus angelangt, als sie plötzlich Stimmen hörte. War das Jock? Dann wäre er ganz überraschend wieder nach Hause gekommen. Und mit wem stritt er sich? Wahrscheinlich mit Albert, dem Unglücksraben. Das bedeutete, daß Lord lange würde um das Heu feilschen müssen.
    »Nichts als Geld- und Zeitverschwendung! Das ist reiner Unfug, aber nicht wie ein Farmer gehandelt! Und überall Schulden! Woher ich das weiß? Ich habe bei Hills Tankstelle telefonieren wollen und habe dabei zufällig ein Gespräch von ihm mitangehört. Wieviele solcher Rechnungen hast du eigentlich noch?«
    »Das geht dich nichts an. Ich habe dich nicht gebeten, sie zu bezahlen.«
    Sara blieb wie angewurzelt stehen. Das war Simons Stimme, heiser vor Wut.
    Jetzt wütete der alte Jock wieder los; er geriet jetzt erst richtig in Fahrt. »Gott sei Dank bin ich zurückgekommen! Nachdem du dein ganzes Vermögen verpulvert hast, möchtest du wohl mit meinem Geld weitermachen. Aber du hast nicht damit gerechnet, daß ich so bald zurückkomme, nicht wahr? Aber ich bin doch nicht verrückt! Ich kann dir ebensowenig mehr vertrauen wie Albert.«
    »Eine glatte Lüge! Ich habe nicht einen Pfennig von deinem Geld angerührt und werde das auch niemals tun.«
    »Das mag stimmen. Aber ich habe es satt , dir zuzusehen, wie du dein Geld zum Fenster hinauswirfst. An meines sollst du jedenfalls nicht herankommen. Ich werde mein Testament ändern.«
    »Dann ändere es doch, verdammt nochmal!«
    Sara machte auf dem Absatz kehrt und stürzte davon. Der Ton, in dem Simon gesprochen hatte, hatte sie zutiefst erschreckt. Eine unterdrückte Gewalttätigkeit sprach aus seiner Stimme, ein abgrundtiefer Haß, der weit gefährlicher war als Jocks lautes Schimpfen. Sie rannte bis zum Tor und sank dann erschöpft in ihren Wagen. Gott sei Dank hatte sie ihn bereits gewendet. Sie startete, gab Gas und fuhr davon. Nicht um alles in der Welt würde sie die beiden je wissen lassen, daß sie sie belauscht hatte.
    »Lord wird wegen des Heus sehr enttäuscht sein«, dachte sie, als sie wieder auf der Straße war. »Aber nachdem Jock wieder zu Hause ist, kann er auch selbst mit ihm telefonieren. Ein schrecklicher alter Mann! Weshalb er bloß vorzeitig zurückgekommen ist?« Ihre Entrüstung wuchs. »Wie kann er sich bloß unterstehen, so mit Simon zu sprechen und ihm mit seinem Testament zu drohen! Aus Simons Stimme hat tödlicher Haß geklungen. Er wird Jock das nie verzeihen.«
    Wieder tauchte Fatal Lad y vor ihr auf, diesmal auf der anderen Seite. Die Stute war etwas weiter den Hügel heruntergekommen und graste friedlich. Es war gegen jede Vernunft, daß Jock sie nicht mehr starten ließ. Eigentlich hätte man annehmen sollen, der Alte würde das letzte Pfund aus ihr herausquetschen. Aber das Pferd war wohl der einzige schwache Punkt in dem Schutzwall aus Egoismus, hinter dem er sich seit dem Tod seiner Frau immer mehr verschanzte.
    Er hatte das Glück, das er mit Fatal Lady hatte, nicht verdient. Freilich, er behandelte sie sehr gut. Wie war doch noch diese merkwürdige Geschichte gewesen...?
    Jock war kein ausgesprochener Pferdenarr gewesen. Aber im selben Augenblick, als er aus dem Gröbsten
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