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Tod auf der Koppel

Tod auf der Koppel

Titel: Tod auf der Koppel
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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erreichen. Der alte Jock ist wieder da. Ich habe gehört, wie er mit jemand in seinem Haus sprach.« Jemand... Weshalb sagte sie nicht: »mit Simon«?
    »Dann ist er einen Monat früher nach Hause gekommen, als er vorhatte. Weshalb haben Sie nicht mit ihm gesprochen?«
    »Ich dachte, Sie würden das lieber selbst tun.«
    »Möglicherweise ist es auch gescheiter. Ich rufe ihn heute abend an. Und Sie brauche ich heute nicht mehr. Es ist schon spät, und ich habe alles erledigt.«
    »Wo ist Ned?«
    »Er hat heute seinen freien Abend und ist zu seiner Mutter. Er kommt morgen früh zurück.«
    Sie ging langsam zu ihrer Behausung hinüber, wobei sie überlegte, weshalb sie so geheimnisvoll tat. Warum hatte sie nicht einfach gesagt: »Jock hatte einen fürchterlichen Zusammenstoß mit Simon; deshalb bin ich weggelaufen, ohne mich zu zeigen.«
    Auch nachdem sie Abendbrot gegessen hatte, hatte sie noch nicht ihre Ruhe wiedergewonnen. Sie beschloß, zu Lord hinüberzugehen und nachzusehen, ob er schon die Zeitung gelesen hatte. Als sie vor seiner Tür stand, telefonierte er gerade. Sie hörte ihn sagen: »Wenn das Ihr Preis ist, Jock, dann werde ich wohl zahlen müssen. Also — geht die Sache damit in Ordnung?«
    Lord hatte also keine Zeit verloren und gleich Hawkins angerufen, um die Sache mit dem Heu festzumachen. Das sah ihm ähnlich. Er kaufte niemals minderwertiges Futter, sondern Heu aus reinem Klee, das er dann selbst kleinschneiden ließ. Für seine Pferde war ihm das Beste gerade gut genug. Sie waren auch in einer glänzenden Verfassung, und trotzdem hatte er noch nie das Glück gehabt, ein Meisterpferd heranzuziehen. Sara nahm die Zeitung vom Verandatisch, wo sie Lord immer für sie liegen ließ, und ging in ihr Häuschen zurück.
    Am nächsten Morgen stand sie sehr zeitig auf, früher als sonst, und ging zum Stall hinüber. Lord war schon da; er hatte die braune Stute aus ihrer Box geholt.
    »Soll ich mich heute morgen um sie kümmern?«
    »Nein. Nehmen Sie das schwarze Fohlen. Ned soll dann Mermaid ausreiten.«
    Mermaid war der Name der braunen Stute.
    Sara nickte und ging zu der Box des schwarzen Fohlens. Lord sah heute früh alt und müde aus, fand sie. Eigentlich hätte Ned schon zurück sein sollen. Seine Mutter wohnte nur fünf Kilometer entfernt.
    Der Ritt auf dem kräftigen Fohlen machte ihr Spaß, und die Ängste, die sie während der Nacht ausgestanden hatte, verflogen, als sie in die Rennbahn einritt. Sie war nicht ganz bei Trost, einen harmlosen Streit in ihrer Phantasie so aufzubauschen. Simon und sein Onkel waren noch nie gut miteinander ausgekommen. Der alte Mann hatte öfters solche Wutanfälle.
    Simons Schulden fielen ihr ein. Er mußte von seinen Versuchen wie besessen sein, sonst hätte er kein Geld aufgenommen und seine Farm damit belastet. Es war höchst ärgerlich, daß er nicht nur ein guter Farmer war, sondern auch ein glühender Idealist. Er war ein Träumer, und Träume zahlten sich, wie Sara genau wußte, heute nicht mehr aus. Wenn er ihr wenigstens von seinen Träumen erzählt hätte! Aber plötzlich war er ihr gegenüber mißtrauisch geworden. Lag es vielleicht an den Gerüchten, die über ihn und seine Schulden in der Gegend umgingen? Es konnte gar nicht ausbleiben, daß Simon ohne einen Menschen, mit dem er sich aussprechen konnte, wortkarg und unzugänglich wurde.
    Sie ließ das Fohlen einen leichten Galopp laufen. Außer ihr war niemand auf der Rennbahn. Aber das Fohlen war kräftig und zog richtig ab, selbst wenn es allein war. Ned war spät dran. Er hätte mit Mermaid längst hier sein sollen.
    In diesem Augenblick sah sie einen Reiter am Horizont auftauchen. Aber es war nicht Ned, und soweit sie erkennen konnte, war es auch keiner von den Stallburschen aus den anderen Ställen. Der Reiter kam rasch näher. Jetzt erkannte sie ihn: Es war Jim Middleton. Sein Pferd war schweißnaß. Ein eisiger Schock durchfuhr sie; denn Jims Gesicht war kalkweiß. »Was ist nur mit Jim los?« dachte sie entsetzt. »Er ist doch sonst immer so ruhig und besonnen.«
    Jim Middleton war ebenfalls Farmer. Seine kleine Farm grenzte unmittelbar an die von Simon Hawkins. Sara konnte ihn ganz gut leiden, aber seine Frau hatte sie noch lieber. »Im Vergleich mit Annabel ist Jim ein bißchen langsam und uninteressant«, dachte sie bisweilen. Was sie wohl an ihm fand? Die beiden kamen nämlich recht gut miteinander aus.
    Annabel war eine große dunkelhaarige Frau Anfang zwanzig. Sie war ausgesprochen hübsch,
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