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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal
Autoren: H Nygaard
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spielte darauf
an, dass Christoph gegen seinen Willen von einem Verwaltungsposten beim Landeskriminalamt
nach Husum versetzt worden war. Inzwischen hatte er sich aber nicht nur gut in
die neuen Aufgaben eingearbeitet, sondern fühlte sich in Nordfriesland so wohl,
dass er sich eine Rückkehr nach Kiel nicht mehr vorstellen konnte, obwohl dort seine
Ehefrau und sein Sohn wohnten.
    Als Christoph auf Große Jägers Stichelei nicht
einging, fuhr der Oberkommissar fort: »Wie schön, dass du bei uns bist,
wenn man davon ausgeht, dass du Mord und Totschlag anziehst. Wärst du in Kiel
geblieben, hättest du unsere Landeshauptstadt von der Einwohnerzahl auf das
Niveau einer kriminellen Kleinstadt dezimiert. So halten wir diesen Landstrich
in einer überschaubaren Größenordnung.«
    »Wie gut, dass wir dich haben, lieber Wilderich. Ohne
deinen westfälischen Einfluss würde Nordfriesland sicher einiges fehlen.«
    »Bei dir weiß man immer nicht, wie das gemeint ist«,
brummte Große Jäger.
    Sie wurden durch Klaus Jürgensen unterbrochen. Der
Leiter der Spurensicherung trat an sie heran, gefolgt von Dr. Hinrichsen.
    »Wir haben keine Papiere gefunden. Über die Identität
des Opfers können wir noch nichts sagen.« Jürgensen unterbrach seine
Ausführungen, um zu niesen.
    »Die Frau heißt Wiechers«, sagte Große Jäger.
    Der Kriminaltechniker sah auf. »Woher wisst ihr das?«
    »Ich habe dir schon vorhin erklärt, wer die richtigen Polizisten sind.«
    Jürgensen räusperte sich vernehmlich, bevor er
fortfuhr. »Die Frau ist Ende dreißig, vielleicht Anfang vierzig. Sie wurde
wahrscheinlich erdrosselt.«
    »Habt ihr das Tatwerkzeug gefunden?«
    »Nein. Nicht im Boot oder im Umfeld. Ob die
Erdrosselung auch die Todesursache war, muss die Rechtsmedizin feststellen. Am
Bootsanleger gab es eine Reihe schwacher Fußspuren, die wir aufgenommen haben.
Die Abdrücke sind zum Teil überlagert, daher lässt sich ein möglicher Hinweis
auf einen Täter nur schwer zuordnen. Der muss aber hier ausgestiegen sein.«
    »Ist der Fundort auch der Tatort?«
    »Das kann ich nicht beantworten. Es sieht aber so aus.
Wir haben kein Paddel gefunden. Wie sollte das Boot sonst hierhergekommen sein?
Wir werden das Boot und die Schnüre, mit denen es befestigt ist, mit ins Labor
nehmen und dort eingehend untersuchen. Zum Zustand der Leiche kann aber Dr.
Hinrichsen mehr sagen.«
    »Die Frau wurde mit einem Draht erdrosselt. Die
Strangfurchen sind deutlich erkennbar. Zudem gibt es Blutergüsse im Bereich des
Kehlkopfes. Doch erst die Autopsie wird endgültige Klarheit schaffen.«
    »Wieso sind Sie sich relativ sicher, Doc?«, fragte
Christoph.
    »Die Arterien führen bekanntlich sauerstoffhaltiges
Blut, während die Venen das sauerstoffarme Blut zum Herzen
zurücktransportieren. Deshalb liegen die Arterien geschützter, das heißt
innen.« Der Arzt fasste sich an den Hals, an dem die Schlagader deutlich zu
erkennen war. »Das hier sind die Venen. Wenn Sie jemanden erdrosseln, dann wird
noch Blut in den Kopf gepumpt, es kann aber nicht mehr abfließen. Das Opfer
wird zunächst bewusstlos, etwa nach dreißig Sekunden. Den Rest bekommt es nicht
mehr mit. Die Frau hat also nur kurz gelitten.«
    Der Arzt räusperte sich, bevor er weitersprach. »Der
Kopf läuft dunkel an, weil das Blut nicht mehr ablaufen kann. Außerdem treten
punktförmige Blutungen um die Augen auf. Die Zunge wird riesengroß und wirkt
wie aufgebläht. Die Lippen quellen. Sie sehen aus wie aufgespritzt.«
    »Es soll ja Leute geben, die diese Perversion
perfektioniert haben«, warf Große Jäger ein. »Wenn ich an manche
Möchtegern-Sternchen denke, die sich so lange würgen lassen, bis sie als
Sexsymbol pralle Lippen bekommen, graust es mir.«
    »Nun werden Sie nicht unsachlich«, mahnte der Arzt den
Oberkommissar. Dann wandte er sich an Christoph.
    »Der Täter hat den Draht wieder abgenommen, nachdem
das Opfer tot war. Er hat die Frau ins Boot verfrachtet und den Draht erst
später entfernt. Vielleicht am Fundort, also hier. Davon zeugen die schon
erwähnten Merkmale wie das violette Gesicht und die dicke Zunge. Die Frau ist
aber relativ kurz nach der Ermordung ins Boot verfrachtet worden.« Dr.
Hinrichsen sah Klaus Jürgensen an. »Insofern muss ich Ihnen widersprechen, dass
der Fundort auch der Tatort ist.«
    »Woran ist das ersichtlich?«, fragte Christoph.
    »Das verrät ihre sitzende Haltung. Das Blut, soweit es
nicht durch die Drahtschlinge am Abfließen aus dem Kopf gehindert
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